Preis der Leipziger Buchmesse 2020
In drei Sparten wird der Preis der Leipziger Buchmesse vergeben: Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung. Wir stellen die Kandidaten in Sachen schöne Literatur vor: ein Langgedicht und vier Romane.
Verena Güntner, "Power"
Kerze, ein junges Mädchen, fast noch ein Kind, sucht den verschwundenen Hund "Power" einer Nachbarin, und ein ganzes Dorf gerät in Aufruhr, als die Kinder ihr folgen. "In zarter und sicherer Sprache schichtet Verena Güntner Ebene auf Ebene, demontiert Geschlechterzuschreibungen, hält sich fern vom Klischee", urteilte die Leipziger Jury über den beklemmenden Gesellschaftsroman der 42-Jährigen.
Maren Kames, "Luna Luna"
Maren Kames' ausuferndes Langgedicht ist zwar nur gedruckt (sensationell schön auf schwarzem Papier!), doch es ist von einem pulsierenden Soundtrack getragen. Zitate aus Popsongs durchsetzen den Text, befruchten eine wilde, poetische Erzählung von Liebe und Krieg, "die glitzert im nachglühen des runtergefallenen Mondes". Die 1984 geborene Lyrikerin schafft eine neue Sprache und ein neues Gefühl.
Leif Randt, "Allegro Pastell"
"Germany’s next Lovestory", so preißt Kiepenheuer & Witsch Leif Randts neuen Roman an. Kritiker erkennen einen Abgesang auf die deutsche Gesllschaft der 2010-er Jahre, "Wohlstands-Irritationen". Leif Randt erzähl mit Witz und Präzision von einer Fernbeziehung zwischen Messengerdiensten, Psychohygiene und Wellness-Drogen, meint die Leipziger Jury.
Ingo Schulze, "Die rechtschaffenen Mörder"
Ein Antiquar, Inbegriff des bürgerlichen Buchliebhabers, wird zum radikalen Fremdenfeind. Wie kann das sein? Diese Frage stellt Ingo Schulze mit den drei Teilen seines Romans - aus verschiedener Perspektive und in unterschiedlichen Erzählweisen. Dabei kommt der 320-Seiten-Roman daher wie ein Krimi. Absturz und Fall seines Protagonisten als Parabel auf die Verwerfungen im vereinten Deutschland.
Lutz Seiler, "Stern 111"
"Stern 111", den Titel verstehen nur ehemalige DDR-Bürger, die mit dem Kofferradio aus der Produktion von VEB-Stern-Radio Berlin-Weißensee groß geworden sind. Lutz Seiler führt mit diesem Roman seinen mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Bestseller "Kruso" fort. Er entwirft ein Panorama der Nachwendejahre und erzählt gleichzeitig die Geschichte einer in Ost und West zerrissenen Familie.