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Weiter Massenprotest gegen Wahlbetrug

27. Juni 2014

Die Hoffnungen des Westens auf einen moderaten Machtübergang am Hindukusch haben sich endgültig zerschlagen: Vor dem Rückzug der ausländischen Truppen eskaliert in Kabul der Konflikt um die Präsidentschaftswahlen.

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Demonstration von Anhängern des afghanischen Präsidentschaftskandidaten Abdullah Abdullah in Kabul (foto: AP)
Bild: picture-alliance/AP

Der afghanische Präsidentschaftskandidat Abdullah Abdullah stellte sich selbst an die Spitze der Demonstranten: Tausende seiner Anhänger zogen noch einmal durch die Hauptstadt Kabul, um gegen die angebliche Fälschung der Stichwahl zum Präsidentenamt Mitte Juni zu protestieren.

"Tod Aschraf Ghani! Tod der Wahlkommission!", rief die Menge martialisch mit Blick auf Abdullahs Rivalen. Abdullah wirft dem früheren Finanzminister Ghani, dem scheidenden Präsidenten Hamid Karsai und der Wahlkommission vor, die zweite Runde der Präsidentschaftswahl am 14. Juni zu seinen Ungunsten manipuliert zu haben.

Der frühere Außenminister war als Favorit in die Abstimmung gegangen, nachdem er in der ersten Runde mit deutlichem Vorsprung auf dem ersten Platz gelandet war. Nach unbestätigten Berichten könnte er bei der Auszählung der Stimmen nun aber deutlich hinter Ghani liegen.

Angesichts der Proteste von Abdullahs Anhängern und seiner Weigerung, weiter mit der Wahlkommission zu kooperieren, wächst die Sorge vor einer weiteren Verschärfung der Krise in dem Land. Afghanistan befindet sich mit dem anstehenden Abzug der ausländischen Truppen an einer historischen Wende. Dort, wo die Sicherheitsverantwortung an die einheimischen Kräfte übergeben wird, stoßen oft die radikalislamischen Taliban wieder vor.

Der UN-Missionsleiter in Afghanistan, Jan Kubis, äußerte sich besorgt über "wachsende Spannungen" und eine zunehmende ethnische Rhetorik und warnte vor einem Abgleiten der Proteste in Gewalt. Während Ghani vor allem unter den Paschtunen im Süden und Osten des Landes Rückhalt findet, wird Abdullah vorwiegend von den Tadschiken und anderen ethnischen Minderheiten im Norden und Westen unterstützt.

Das vorläufige Wahlergebnis soll am kommenden Mittwoch bekannt gegeben werden, das Endergebnis folgt nach Prüfung eventueller Beschwerden am 22. Juli.

SC/gmf (afp, APE, rtre)