Posthume Alben: Grabbelkisten der Musikgeschichte
Wenn ein Künstler verstorben ist, möchte man sein Andenken gerne bewahren. Und so werden jede Menge Posthum-Alben veröffentlicht, zum Teil auch Jahrzehnte nach dem Ableben des Musikers. Von überflüssig bis überraschend.
Jimi Hendrix: Both Sides Of The Sky
Die 1970 verstorbene Ikone des Gitarrenrocks veröffentlichte zu Lebzeiten drei Studioalben und eine Live-LP. Das aber ist nichts zu dem, was nach seinem Tod alles noch ausgegraben wurde. Liveaufnahmen, Bootlegs, unveröffentlichte Tracks oder Sessions bringen alle Jahre wieder längst vergessenen Sound ans Tageslicht. Jetzt ist wieder ein Album von Jimi Hendrix erschienen.
Frank Zappas letztes Meisterwerk
22 Jahre nach Zappas Tod erschien mit "Dance Me This" ein Studioalbum mit verschollen geglaubten Songs. Kurz vor seinem Tod (1993) hatte Zappa von einer Produktion mit elektrischen Synclavier-Klängen und Kehlkopf-Gesang gesprochen. Wurde die Platte aufgrund ihrer Komplexität so lange unter Verschluss gehalten? Eine Hörprobe des 100. Zappa-Albums dürfte nur eingefleischten Zappa-Fans zusagen.
Michael Jacksons geheime Schätze
Der "King of Pop" hat an die 100 unveröffentlichte Songs hinterlassen. Eine Menge Material für die Rechteinhaber. Ein Jahr nach Michael Jacksons Tod (2009) erschien denn auch die erste Platte "Michael", darauf zu hören sind unter anderem Songs aus den 1980ern. 2014 kam noch "Xscape" mit ebenfalls unveröffentlichten Songs hinterher, beide Platten hatten ordentliche Chartplatzierungen.
Singer-Songwriter-Ikone Jeff Buckley
Spricht man über die beste Coverversion von Leonard Cohens "Hallelujah", sind sich fast alle einig: Die ist von Jeff Buckley. Der US-Singer-Songwriter arbeitete gerade an seinem zweiten Album, als er 1997 bei einem Badeunfall mit gerade mal 30 Jahren ertrank. Seine Mutter kümmerte sich um die bereits vollendeten Aufnahmen und veröffentlichte 1998 das Album "Sketches for my Sweetheart the Drunk".
Janis Joplins wertvollste Perle
Janis Joplins viertes Studioalbum "Pearl" erschien erst nach ihrem Tod, wurde aber ihre erfolgreichste Platte. Sie ist das Ergebnis ihrer letzten Studiosessions. Janis sollte eigentlich noch ein paar Gesangsspuren einsingen, aber dazu kam es nicht mehr. So ist auch der Song "Buried alive in the Blues" ohne Gesang zu hören. Posthum kamen noch etwa 18 weitere Live-Alben und Compilations hinterher.
David Bowies unbekanntes Soulalbum
1974 hatte Bowie mit "The Gouster" ein für ihn untypisches Album aufgenommen, aber nie veröffentlicht. Die Songs landeten im Archiv oder auf irgendwelchen Special Editions. Ende 2016 (ein Dreivierteljahr nach Bowies Tod) erschien eine Box mit dem Titel "Who Can I Be Now (1974 - 1976). Unter den zehn Scheiben: "The Gouster", lupenreiner Funk & Soul im 70er Sound mit viel "Dance Dance Dance".
Makaber und erfolgreich: Natalie Cole und ihr Papa
Natalie Cole setzte ihrem berühmten Vater Nat King Cole 1991 mit "Unforgettable" ein Denkmal. Die damals bereits erfolgreiche Soul- und Jazzsängerin hatte sich die Aufnahme geschnappt, die ihr Vater bereits 1951 eingespielt hatte. Die Originalaufnahme wurde ordentlich überarbeitet, Natalie sang ihren Part dazu und ließ in dem Duett ihren 1965 verstorbenen Vater noch einmal lebendig werden.
Rock'N'Roll-Legende Chuck Berry
"Chuck" heißt das letzte Album des 2017 verstorbenen Musikers. Es sollte der Nachfolger des letzten Albums aus dem Jahr 1979 sein. Berry hatte sich mit den Aufnahmen zu dieser Platte aber so viel Zeit gelassen, dass ihm schließlich sein eigener Tod dazwischen kam: nämlich 40 Jahre. Er war einfach nicht so der Studio-Typ und stand lieber auf der Bühne. Chuck Berry wurde 90 Jahre alt.
Amy Winehouse goes Jazz
Ihre Familie hielt "Lioness: Hidden Treasures" für das beste Album der im Sommer 2011 verstorbenen Amy: Zwölf Aufnahmen aus ihrer kurzen Karriere, darunter Jazz-Standards wie "Girl from Ipanema" oder "Body And Soul", das sie zusammen mit Crooner-Legende Tony Bennett einsang. Hinzu kommen noch bis dahin unveröffentlichte Eigenkompositionen. Die Platte erreichte Spitzenplätze in den Charts.
Falco forever
Nach Falcos tödlichem Autounfall 1998 erschienen drei Studioalben. "Out Of The Dark (Into The Light)" kam bereits drei Wochen später mit den neuesten Produktionen, an denen er noch mitgearbeitet hatte. Ein Jahr später der Nachfolger "Verdammt, wir leben noch" mit unveröffentlichtem Material aus den Jahren 1987-95. Und 2009: "The Spirit Never Dies" mit Songs aus den 1987er "Wiener Blut"-Sessions.
Die letzte Johnny Cash-Platte musste noch raus
"American VI: Ain't no grave" (2010): Die Aufnahmen zum Album wurden zwischen Mai 2003 bis zu seinem Tod im September aufgenommen, als Johnny Cash bereits schwer krank und fast blind war und im Rollstuhl saß. Die Songs handeln von Schmerz, Vergänglichkeit und Erlösung, es sind Coversongs und bis dahin unveröffentlichte Eigenkompositionen.
Prince-Songs, die man vielleicht nie hören wird
Die EP "Deliverance" sollte schon 2017 zu Princes ersten Todestag erscheinen. Im letzten Moment erwirkte der Nachlassverwalter eine einstweilige Verfügung gegen die Veröffentlichung der sechs Songs. Prince hatte noch zu Lebzeiten dafür gesorgt, dass ohne sein Einverständnis niemand an seine Songs herankommen oder sich daran bereichern könnte. Und so gibt es nur den Titelsong "Deliverance".