Poroschenko droht herbe Niederlage
21. April 2019Die Menschen in der Ukraine haben an diesem Sonntag die (Stich-)Wahl: Rund 30 Millionen Bürgerinnen und Bürger sind aufgerufen, sich zwischen Staatschef Petro Poroschenko und seinem Herausforderer Wolodymyr Selenskyj zu entscheiden.
Im jüngsten Umfragen lag der politisch unerfahrene Selenskyj klar vorn: Mit gut 70 Prozent Zustimmung schnitt er deutlich besser ab als der Amtsinhaber. Schon die erste Wahlrunde hatte Selenskyj gewonnen.
Komiker gegen "Schokokönig"
Der Komiker und Schauspieler, der durch eine TV-Serie im ganzen Land bekannt wurde, ist erst seit Jahresbeginn auf der politischen Bühne aktiv. Wahlkampf machte er mit Anti-Korruptionsthemen. Über Selenskyjs Ziele ist ansonsten wenig bekannt. Wie Poroschenko steht aber auch er für einen prowestlichen Kurs in Richtung Europäische Union und NATO.
Poroschenko, der es mit einem Süßwaren-Imperium zu einem Vermögen brachte, hat bei den meisten Ukrainern an Ansehen verloren. Er war vor fünf Jahren mit dem Versprechen ins Amt gewählt worden, den Konflikt in der Ostukraine rasch zu beenden, doch die Gefechte dauern bis heute an. Auch die Annäherung an die EU verlief langsamer als von vielen gewünscht, zugesagte Reformen kamen kaum voran.
Hitzige Debatte vor Megakulisse
Am Freitag hatten sich die beiden Bewerber noch einen spektakulären Schlagabtausch geliefert: Sie diskutierten im Olympiastadion von Kiew vor Tausenden Zusehern. Dabei hielt Poroschenko seinem Kontrahenten vor allem mangelnde Erfahrung vor und stellte dessen Fähigkeit in Frage, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin die Stirn zu bieten: "Ein Schauspieler ohne jegliche Erfahrung kann keinen Krieg gegen einen Aggressor führen", rief der Staatschef.
"Ich bin kein Politiker", betonte Selenskyj. "Ich bin einfach ein normaler Mensch, der gekommen ist, um dieses System zu stürzen." Die krisengeschüttelte Ukraine sei heute das ärmste Land - unter "dem reichsten Präsidenten".
wa/fab (rtr, dpa, afp)