1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Polizeichef von Ankara nach Anschlag gefeuert

14. Oktober 2015

Als Reaktion auf den verheerenden Anschlag in Ankara müssen die Sicherheitschefs ihre Posten räumen. Premier Davutoglu beschuldigte die PKK, neben dem IS in das Attentat verwickelt zu sein.

https://p.dw.com/p/1Gndf
Gedenken am Anschlagsort in Ankara (Foto: AFP/Getty Images)
Gedenken am Anschlagsort in AnkaraBild: picture-alliance/AP Photo/E. Altan

Nicht nur der Polizeichef von Ankara, auch die Leiter der Geheimdienst- und Sicherheitsabteilungen wurden vom Dienst suspendiert, wie das Innenministerium auf seiner Website mitteilte. Damit solle eine umfassende Untersuchung des Anschlags ermöglicht werden, hieß es zur Begründung. In den vergangenen Tagen hatten Kritiker den Behörden Versagen vorgeworfen, weil diese das Attentat nicht verhindern konnten.

Erdogan erteilt Rücktritt von Ministern Absage

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan räumte mögliche Versäumnisse der Sicherheitsbehörden ein. "Es muss ohne Frage einen Fehler gegeben haben, eine Fehlleistung in einem bestimmten Augenblick." Geheimdiensterkenntnisse deuteten darauf hin, "dass der Anschlag seine Wurzeln in Syrien hat". Zur Arbeit der türkischen Behörden habe er eine Sonderuntersuchung angeordnet. Das ganze Ausmaß der Versäumnisse würde jedoch erst später klar werden. Rücktrittsforderungen an die Adresse von Ministern wegen der Bluttat wies Erdogon zurück.

Attentäter laut "Hürriyet" identifiziert

Die Zeitung "Hürriyet" berichtete, einer der beiden Selbstmordattentäter von Ankara sei den Behörden als Anhänger der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannt gewesen. Er sei als IS-Anhänger aus dem osttürkischen Adiyaman identifiziert worden. Der türkische Staatsbürger sei beim IS in Syrien im Bombenbau ausgebildet worden und anschließend in seine Heimat zurückgekehrt. Dort habe sich seine Spur verloren.

PKK involviert?

Bereits am Montag hatte Ankara den IS zum Hauptverdächtigen erklärt. Jetzt beschuldigte Regierungschef Ahmet Davutoglu auf einer Pressekonferenz in Istanbul die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK, möglichersweise mit in das Attentat verwickelt zu sein. Die Ermittlungen zu den beiden Selbstmordattentätern würden ausgeweitet.

Bei dem Doppel-Selbstmordanschlag auf eine Friedensdemonstration linker und prokurdischer Gruppen waren am Samstag in Ankara fast 100 Menschen getötet und mehr als 500 weitere verletzt worden.

Vieles deutet darauf hin, dass sich die Behörden bei ihren Ermittlungen auf mögliche Parallelen oder sogar Verbindungen zu dem Selbstmordanschlag vom 20. Juli im türkischen Suruc an der Grenze zu Syrien konzentrieren. Damals waren bei einer Friedensveranstaltung 34 Menschen getötet worden; bei den Opfern handelte es sich ebenfalls um linke und prokurdische Aktivisten. Auch für diesen Anschlag machte die Türkei den IS verantwortlich.

Das Massaker von Suruc war auch ein Katalysator für den wieder aufgeflammten blutigen Konflikt zwischen der türkischen Armee und der PKK. Deren Kämpfer verüben beinahe täglich Anschläge auf die Sicherheitskräfte, die sich mit Lutangriffen gegen PKK-Stellungen rächen. Auf beiden Seiten ist das Misstrauen derzeit unüberwindbar tief.

qu/jj (rtr, afp, dpa)