Polizei identifiziert London-Attentäter
5. Juni 2017Die beiden Männer, deren Namen bekannt gemacht wurden, wohnten demnach im Ostlondoner Stadtteil Barking. Wie es heißt, handelt es sich bei der einen Person um einen in Pakistan geborenen Briten. Er sei den Sicherheitsbehörden bekannt gewesen, es habe aber keine Hinweise auf Anschlagspläne gegeben. Der zweite mutmaßliche Attentäter soll sich als Marokkaner oder als Libyer ausgegeben haben. Er hatte sich unter einem falschen Namen und einem falschen Geburtsdatum registrieren lassen.
Alle Festgenommenen wieder frei
Bislang wurden zwölf Menschen im Zusammenhang mit dem Attentat vom Samstagabend festgenommen, sieben Frauen und fünf Männer. Am Abend ließ die Polizei die Festgenommenen wieder frei. Alle zwölf seien ohne Anklage entlassen worden, teilte die Polizei mit. Zuvor hatten Beamte sechs Objekte durchsucht. Die Polizei rief die Bevölkerung dazu auf, sich mit Informationen zu den Verdächtigen an die Behörden zu wenden.
Jetzt gehe es darum herauszufinden, ob die Männer weitere Helfer bei der Planung des Anschlags gehabt hätten, sagte Polizeichefin Cressida Dick. Die Angreifer selbst waren nach ihrer Tat von der Polizei erschossen worden.
Die drei Terroristen hatten am Samstagabend auf der London Bridge und am nahen Borough Market mindestens sieben Menschen getötet und viele verletzt. Sie waren zunächst mit einem Lieferwagen in eine Menschenmenge auf der London Bridge gerast, anschließend stachen sie mit langen Messern in einem nahe gelegenen Ausgehviertel wahllos auf Menschen ein. Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat reklamierte die Tat für sich.
"Ihr seid die Besten von uns"
Bei einer Mahnwache in London gedachten Tausende der Opfer des Terroranschlags. "Das ist
unsere Stadt, das sind unsere Werte, und das ist unsere Lebensart", rief Bürgermeister Sadiq Khan der Menge in einem Park an der Themse unweit des Tatorts zu. Mutige Londoner seien Verletzten selbstlos zur Hilfe gekommen - "Ihr seid die Besten von uns!", sagte Khan. Er sei sicher, dass der Terrorismus besiegt werde. An der Mahnwache mit einer Schweigeminute nahmen auch der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, sowie weitere Vertreter verschiedener Religionen teil.
Khan ist der erste Londoner Bürgermeister islamischen Glaubens. Premierministerin May hat ihn nach dem Anschlag ausdrücklich für seine "exzellente Arbeit" gelobt. Kritik an Khan kam dagegen von US-Präsident Donald Trump.
Premierministerin May: Gefahr für nationale Sicherheit
Premierministerin Theresa May schloss einen weiteren Terroranschlag in Großbritannien nicht aus. Die Behörden schätzten die Gefahr für die nationale Sicherheit weiterhin als "schwerwiegend" ein, sagte May nach einem Krisentreffen mit Vertretern der wichtigen Sicherheitsbehörden in London. "Das bedeutet, dass ein terroristischer Angriff sehr wahrscheinlich ist."
May verurteilte den Terroranschlag vom Samstagabend als Attacke auf die freie Welt. "Das war ein Angriff auf London und auf das Vereinigte Königreich. Aber es war auch ein Angriff auf die freie Welt." In einer ersten Reaktion hatte sie zuvor dem Islamismus den Kampf angesagt: "Wir müssen viel stärker daran arbeiten, ihn zu erkennen und ihn im öffentlichen Dienst und der Gesellschaft auszurotten."
Mit dem Begriff "öffentlicher Dienst" sprach sie vermutlich das Schulwesen an. Es gebe "viel zuviel Toleranz für Extremismus in unserem Land", betonte sie. Internet und Messengerdienste dürften Extremisten keinen Rückzugsort mehr bieten. Vielmehr müsse besser überwacht und reguliert werden, um die Kommunikationswege von Terroristen zu stören. Dazu brauche es internationale Vereinbarungen, sagte die Regierungschefin.
Facebook will "feindselige Umgebung" für Terroristen sein
Als Reaktion auf die Vorgänge in Großbritannien versicherte das weltgrößte Online-Netzwerk Facebook: "Mit einer Mischung aus Technologie und Aufsicht durch Menschen arbeiten wir aggressiv daran, terroristische Inhalte von unserer Plattform zu entfernen, sobald wir von ihnen erfahren." Aus der Politik wird schon seit langem ein härteres Vorgehen gegen Terrorpropaganda im Netz gefordert. Hauptkritikpunkt ist unter anderem, dass die Plattformen weitgehend auf Hinweise auf rechtswidrige Inhalte angewiesen bleiben.
Ein Dorn im Auge ist Sicherheitsbehörden auch die Verschlüsselung in Kommunikationsdiensten wie Facebooks WhatsApp. Als besonderes Problem wird die aus Russland stammende App Telegram gesehen, der vorgeworfen wird, weniger gegen die Ausbreitung extremistischer Inhalte zu unternehmen als die großen Internetkonzerne.
uh/stu (dpa, afp, rtr)