Politische Männerfreundschaften

Bundeskanzler Helmut Kohl und US-Präsident Bill Clinton scherzen im Jahr 1998 an Bord des US-Präsidentenflugzeugs Air Force One mit Kurs auf Frankfurt. Wäre das Foto wohl auch so herzlich, wenn links der derzeitige US-Präsident Donald Trump und rechts die jetzige Bundeskanzlerin Angela Merkel sitzen würden? Eher nicht. Helmut Kohl und Bill Clinton galten als wirkliche Freunde.

Oft erkennt man eine echte Freundschaft erst in elementaren Momenten. Dass Bill Clinton und Helmut Kohl eine solche Freundschaft verband, konnte man beim Trauerakt für den am 16.06.2017 im Alter von 87 Jahren verstorbenen Altkanzler erkennen. Bill Clinton nahm nicht nur teil, er sah auch extrem mitgenommen aus - mehr als die amtierende Kanzlerin Angela Merkel, die Clinton hier tröstet.

Eigentlich könnte die gesamte Bildergalerie aus Helmut Kohl und seinen Freunden bestehen, denn Kohl pflegte mit zahlreichen Staatenlenkern enge Beziehungen. Wir beenden den Kohl-Part mit dem vielleicht bekanntesten Foto einer politischen Männerfreundschaft: Kohl und Frankreichs Präsident François Mitterand gedenken 1984 Hand in Hand in Verdun der Gefallenen der beiden Weltkriege.

Auch Gerhard Schröder, Kohls Nachfolger im Bundeskanzleramt, pflegte und pflegt Freundschaften mit den Mächtigen der Welt. Schröder zieht es aber eher Richtung Osten. Ihn verbindet eine Freundschaft mit dem russischen Präsidenten - und eine gewisse Hemdsärmeligkeit. Dieses Foto zeigt die beiden 2004 in Wladimir Putins Sommerresidenz am Schwarzen Meer.

Eigentlich standen bei dem Treffen europapolitische Themen wie die Annäherung Russlands an die EU auf der Agenda. Wenn man das Fotos vom Strandspaziergang sieht, geht es wohl kaum noch enger. Zwei Menschen, ein Hund, Strand, Sonnenuntergang - das kennt man sonst nur vom schönen Familienurlaub. 2004 bezeichnete Schröder Putin als "lupenreinen Demokraten", wofür er bis heute kritisiert wird.

Auch wenn es nach mehr aussieht - auch hierbei handelt es sich um eine Freundschaft. Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der DDR geben sich am 05.10.1979 Erich Honecker (r.), Staatsratsvorsitzender der DDR und Generalsekretär des Zentralkomitees der SED, und Leonid Breschnew, Staatschef der UdSSR und Parteichef der KPdSU, den sogenannten Bruderkuss.

Mehr als 20 Jahre früher begann eine unerwartete Freundschaft. Deutschlands erster Bundeskanzler Konrad Adenauer (r.) und Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle trafen sich erstmals 1958. Dass die beiden schnell eine herzliche Beziehung aufbauen konnten, war überraschend. Hier sind sie 1962 in Bonn zu sehen - im Hintergrund Menschen, die für ein geeintes Europa demonstrieren.

Wer ist der Mann, den 2016 der damalige bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer umarmt? Es ist Ungarns Regierungschef Viktor Orban. Zwischen die beiden passt kein Blatt Papier - darum hält Seehofer den Papierstapel wohl auch in der Hand. Zu Angela Merkel ist die Distanz größer - bei beiden. Aber ob sie echte Freunde sind? Vermutlich eher nicht.

US-Präsident Donald Trump und Israels Präsident Benjamin Netanjahu verstehen sich ziemlich gut. Dazu trägt auch Trumps Schwiegersohn Jared Kushner bei, auf den sich Trump in Sachen Nahostpolitik gerne verlässt. Kushners Vater und Netanjahu sind laut "New York Times" befreundet. Wenn Netanjahu zu Besuch kam, schlief er in Kushners Zimmer - und Kushner übernachtete im Keller.

Der "kleine Raketenmann" und der "senile Greis" loben sich nach ihrem Treffen am 12. Juni in den höchsten Tönen. Während sich beide vorher verbal im Krieg befanden, wirkten ihr Treffen und die Statements nach der Begegnung erstaunlich harmonisch. Was sie verbindet: Sie sind unberechenbar. Daher sollte man eine spätere Freundschaft zwischen den beiden zumindest nicht als unvorstellbar abtun.