Polen und die Heiligsprechung JohannesPauls II.
26. April 2014Der Countdown läuft. In Krakau, wo der polnische Papst studierte und als Bischof tätig war, steht eine Uhr, welche die Stunden bis zu seiner Heiligsprechung herunterzählt. Im Hof des Gebäudes der Krakauer Kurie, wo Johannes Paul II während seiner Heimatbesuche zu wohnen pflegte, haben sie einen "Papst-Automaten" aufgestellt. Hier kann man Münzen mit dem Bild des Verstorbenen kaufen. Die Vorbereitungen zu der großen Feier an diesem Sonntag (27.04.2014) gehen voran. Ganz Polen ist von einer Vorfreude ergriffen: Feierliche Gottesdienste, nächtliche Gebete, Konzerte und Ausstellungen sollen dem Tag besonderen Glanz verleihen.
Heiliger Heiliger Vater
"Das ist für mich ein großes Erlebnis. Vorher nannte ich ihn Bischof, dann Kardinal, dann Heiliger Vater. Bald kann ich sagen - Heiliger Heiliger Vater“ - sagte der langjährige Sekretär und Freund von Johannes Paul II, der heutige Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz auf einer Pressekonferenz. Und betonte: "Die Heiligsprechung dieses Papstes ist für jeden Katholiken ein wichtiger Moment."
In den polnischen Medien hört man kaum kritische Stimmen. Die Resonanz auf die Heiligsprechung ist durchweg positiv. Die Polen sind schlicht stolz. "Das ist unser Landsmann, das stimmt uns sehr froh. Ich werde zu Hause vor dem Fernseher sitzen. Als der Papst im Fernsehen zu sehen war, habe ich ihn mir immer angeschaut und zugehört. Zu seinen Besuchen in Polen bin ich immer gefahren", erklärte ein alter Mann beim Verlassen einer Buchhandlung, mit einem Buch von Papst Johannes Paul II. im Gepäck. Im Vergleich zu den Devotionalien, die nicht mehr so gefragt sind wie früher, ist die Auswahl an Büchern riesig - von Johannes Paul II. und über ihn. Der Weihbischof von Krakau, Jan Zając, findet das richtig: "Wir sollten uns innerlich vorbereiten. Den Kern der Feier bildet das Treffen mit Gott und mit dem Heiligen, der mir den Weg zur Heiligkeit zeigt und für mich Vorbild ist."
Ein herzlicher, normaler Mensch
Neben Gottesdiensten bereiten mehrere große Städte besondere Aktionen für den 27. April vor. In Posen gibt Opernstar Placido Domingo ein Konzert zu Ehren des Papstes. Einige der Musikstücke wurden eigens zu Gedichten des Papstes komponiert. In Breslau sind auf Straßenbahnen und an einigen Gebäuden, wie der Universität oder dem Rathaus, Zitate von Johannes Paul II zu lesen. Über die Wand des erzbischöflichen Palastes in Krakau flimmert es eine multimediale 3D-Show. Die Bilder sollen, wie man hört, an das Treffen des Papstes mit der Jugend erinnern, die ihm besonders am Herzen lag.
Auch die Rolle von Johannes Paul II. in der Geschichte Polens ist ein wichtiges Thema. In Warschau dokumentiert die Ausstellung "Der Papst der Freiheit" dessen Einfluss auf die Entstehung der Gewerkschaft "Solidarność" und den Untergang des kommunistischen Regimes. "Seine Bedeutung für unser Land und die ganze Welt ist unschätzbar", kommentiert eine Ausstellungsbesucherin, "aber er war immer ein herzlicher, normaler Mensch."
Den Papst neu entdecken
Für Bischof Jan Zając, der den Papst auch persönlich kannte, ist die Heiligsprechung keine Überraschung: "Ich hatte keinen Zweifel, dass er ein heiliger Mensch ist. Er war stets verbunden mit Gott, aber auch immer offen für Menschen. Das ist echte Heiligkeit." Freilich habe niemand erwartet, dass die Heiligsprechung so bald erfolgen würde. Kardinal Dziwisz betont denn auch deren theologische Bedeutung.
Die Heiligsprechung, so der Kardinal, sollte für jeden Polen Anlass sein, den Papst neu zu entdecken. "Gott gibt uns Propheten, die die Zukunft gestalten. Für uns ist es wichtig, dass wir sein reiches Erbe kennenlernen und daraus die richtigen Schlüsse ziehen", so der Krakauer Oberhirte. Johannes Paul II wird am 27. April in Rom im Rahmen einer Messe von Papst Franziskus heilig gesprochen. Er ist dann der 31. Pole, der zum Kreis der Heiligen der katholischen Kirche zählt.