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Polarisierende Stichwahl in Ägypten

26. Mai 2012

Nach der historischen Abstimmung am Nil feiert die Muslimbruderschaft ihren Kandiaten als Sieger. Doch Mohammed Morsi muss in einer Stichwahl gegen Ex-Premier Ahmed Schafik antreten - einen Vertreter des alten Regimes.

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Eine Wahlurne wird geöffnet (Foto: dapd)
Bild: AP

Der Kampf um die Nachfolge des im Vorjahr entmachteten Langzeitpräsidenten Husni Mubarak geht weiter. Mohammed Morsi, der Kandidat der Muslimbruderschaft, kommt nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur MENA bei der ersten Runde der Parlamentswahl in Ägypten auf 25,3 Prozent der Stimmen. Er liegt nur weniger als 100.000 Stimmen vor dem früheren Ministerpräsidenten Ahmed Schafik, der auf 24,9 Prozent kam.

Stichwahl Mitte Juni

Im zweiten Wahlgang am 16. und 17. Juni. müssen sich die Wähler damit zwischen einem religiösen Hardliner und einem Vertreter des alten Regimes entscheiden, wer dem im Februar 2011 gestürzten Mubarak im Amt nachfolgt. Vertreter der säkularen und liberalen Kräfte zeigten sich entsetzt über das Wahlergebnis. Denn mehr als 40 Prozent der Stimmen gingen an Kandidaten, die eher mit der Revolution vom vergangenen Jahr im Einklang stehen als die beiden Stichwahlkandidaten.

Zwei Wahlfavoriten in Ägypten

Mursi war bei der Wahl eigentlich nur der Ersatzkandidat: Als sich abzeichnete, dass der bekanntere Partei-Vize Chairat al-Schater wegen einer Gefängnisstrafe in der Mubarak-Ära von der Kandidatenliste gestrichen werden sollte, stellten die Muslimbrüder in letzter Minute auch noch ihren Parteivorsitzenden Mursi für die Präsidentenwahl auf. Auf den eilig gedruckten Wahlplakaten sah der 60-jährige Ingenieur, der in Kairo studiert und an der Universität von South Carolina in den USA seinen Doktor gemacht hatte, noch etwas schüchtern aus.

Der Kandidat der Muslimbruderschaft, Mohammed Mursi (Foto: dapd)
Der Kandidat der Muslimbruderschaft, Mohammed MursiBild: AP

Friedlicher Wahlgang

Mit Mursi ins Rennen geht der letzte Regierungschef des Mubarak-Regimes und Ex-Luftwaffenchef Ahamed Schafik. Nicht in die Stichwahl geschafft hat es dagegen der linke Aktivist Hamdien Sabbahi, der lange auf Platz zwei gelegen hatte. Die Muslimbrüder stellen seit der Parlamentswahl zur Jahreswende bereits die größte Fraktion in der Volksvertretung.

Abgeschlagen auf dem fünften Platz landete der frühere Außenminister und Ex-Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa. Neben Schafik der zweite Polit-Profi mit einer Vergangenheit im Mubarak-System, blieb er unter den Voraussagen der Meinungsforscher.

Die Abstimmung vom Mittwoch und Donnerstag, die weitgehend friedlich verlief, galt als historisch. 52 Millionen Ägypter konnten erstmals in einer freien und von Wettbewerb geprägten Wahl über den ersten Mann im Staat bestimmen. Ägyptische Beobachter berichteten allerdings auch von Stimmenkauf und Wählermanipulation in Wahllokalen. Die Beteiligung lag nach inoffiziellen Angaben bei rund 50 Prozent.

se/det/rb (dapd, dpa, rtr, afp)