Plácido Domingo verlässt auch die Oper in Los Angeles
3. Oktober 2019Er trete von seinem Posten als Leiter der Oper zurück und sage geplante Auftritte ab, hieß es in einer Mitteilung des 78-Jährigen. "Jüngste Anschuldigungen, die gegen mich in der Presse vorgebracht wurden, haben eine Atmosphäre geschaffen, in der meine Fähigkeit beeinträchtigt wurde, dieser Kompanie, die ich so sehr liebe, zu dienen", begründete Plácido Domingo seinen Rücktritt. Die Entscheidung habe er "schweren Herzens" getroffen, betonte der Spanier und wünschte dem Opernhaus und seinem Ensemble weiterhin viel Erfolg. Er werde weiter um seinen guten Ruf kämpfen.
Die Oper von Los Angeles sprach Domingo, der das Haus seit 2003 geleitet hatte, ihren Dank aus. Er sei ein "hervorragend begabter Künstler", der die Entwicklung des Hauses maßgeblich bestimmt und einen "beispiellosen und tiefen" Beitrag zum kulturellen Leben der US-Metropole beigetragen habe. Der Sänger habe in 31 verschiedenen Rollen mehr als 300 Auftritte absolviert und als Dirigent mehr als 100 Mal mitgewirkt.
Auftritte an New Yorker Met abgesagt
Nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe gegen Domingo hatte das Opernhaus in Los Angeles einen Anwalt mit einer Untersuchung der Anschuldigungen betraut und den Musiker beurlaubt. Domingos Rückzug ist der zweite Abschied des berühmten Sängers von einer großen Opernbühne in den USA binnen kürzester Zeit.
Vor knapp einer Woche hatte Domingo bereitsall seine Auftritte an der berühmten New Yorker Metropolitan Oper abgesagt. Er werde nicht mehr an der Met auftreten, gab er bekannt - einen Tag bevor er eigentlich in einer neuen, bereits ausverkauften Produktion der Oper "Macbeth" von Giuseppe Verdi auf der Bühne stehen sollten. Zuvor waren bereits Auftritte Domingos in Philadelphia, San Francisco und Dallas abgesagt worden. Viele europäische Bühnen halten dagegen an Domingo fest.
Domingo weist Anschuldigung zurück
US-Medien hatte im August erstmals Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen den gefeierten Opernsänger publik gemacht. Im Zuge der "MeToo"-Bewegung gegen sexistisches und sexuell übergriffiges Verhalten von Männern warfen acht Sängerinnen und eine Tänzerin dem Klassikstar teils Jahrzehnte zurückliegende Übergriffe vor. Nach deren Aussagen soll Domingo seine Position ausgenutzt und zahlreiche Frauen zu sexuellen Handlungen genötigt haben. Anfang September berichtete die Nachrichtenagentur Associated Press über die Vorwürfe von elf weiteren Frauen gegen Domingo.
Die mutmaßlichen Vorfälle reichen zurück bis in die 1980er Jahre. Der einstige Tenor, der inzwischen Bariton singt, hat die Anschuldigungen wiederholt zurückgewiesen.
ww/AR (dpa. afp, ap, rtr)