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Piusbrüder feuern Holocaust-Leugner

24. Oktober 2012

Die katholische Piusbruderschaft hat sich von ihrem umstrittensten und bekanntesten Mitglied getrennt, Richard Williamson. Es mangele dem Bischof an Gehorsam und Respekt gegenüber der Führung, hieß es zur Begründung.

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Richard Williamson (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: gettyimages/AFP

Williamson habe sich "seit mehreren Jahren von der Führung und Leitung der Priesterbruderschaft entfernt", teilte das Generalhaus der Traditionalisten in Menzingen in der Schweiz mit. Ferner habe er sich geweigert, "den Respekt und den Gehorsam zu bezeigen, den er seinen rechtmäßigen Oberen schuldet". Deshalb sei er durch eine Entscheidung des Generaloberen und seines Rates aus der Bruderschaft ausgeschlossen worden.

Verfahren wegen Volksverhetzung

Einer breiteren Öffentlichkeit war der 72-Jährige mit einem höchst umstrittenen Interview bekanntgeworden. Williamson hatte einem schwedischen Fernsehsender gegenüber den Völkermord der Nazis an Millionen Juden und die Existenz von Gaskammern bestritten. Die Zahl der von den Nationalsozialisten ermordeten Juden bezifferte er auf höchstens 300.000. Williams stand deshalb in Deutschland bereits mehrfach wegen Volksverhetzung vor Gericht.

Peinlicher Eklat

Weltweite Negativschlagzeilen für die katholische Kirche gab es zu Jahresbeginn 2009, als Papst Benedikt XVI. kurz nach der Veröffentlichung des Interviews die Exkommunikation der vier Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius X. aufhob, zu denen auch Williamson zählt. Erst später stellte der Vatikan klar, dass der Papst Williamsons Äußerungen zum Holocaust nicht gekannt habe und dass die vier Traditionalistenbischöfe weiterhin von den kirchlichen Ämtern suspendiert seien.

Williamson ist der Rechtsaußen der ultrakonservativen Priesterbruderschaft und ein scharfer Gegner einer Annäherung seiner Gemeinschaft an die offizielle Lehrmeinung des Vatikan. Über Monate fand zuletzt ein Austausch zwischen Rom und den Piusbrüdern über eine Überwindung theologischer Streitpunkte statt. Seit Frühjahr stecken die Gespräche jedoch in einer Sackgasse.

Sachlich geht es vor allem um die Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) und seiner Beschlüsse zur Religionsfreiheit und Ökumene sowie zur Liturgiereform. Der Papst betonte, es gebe kein Zurück hinter die Beschlüsse des Konzils.

Williamson war im Juni 1988 zusammen mit drei weiteren katholischen Priestern im Schweizer Econe für die Piusbruderschaft zum Bischof geweiht worden. Nach katholischem Kirchenrecht sind die Bischofsweihen zwar unerlaubt, aber gültig. Beweggrund für das Entstehen der Piusbruderschaft war die Ablehnung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Allerdings ist insbesondere Williams noch deutlich konzilsfeindlicher als sein 1991 verstorbener Lehrmeister, Erzbischof Marcel Lefebvre, der die Piusbruderschaft gegründet hat.

qu/SC (dpa, dapd, KNA, epd)