Pieter Hugo: "Between the Devil and the Deep Blue Sea"
Lebensnah und authentisch sind die Porträts des Südafrikaners Pieter Hugo. Die Ausstellung "Between the Devil and the Deep Blue Sea" im Wolfsburger Kunstmuseum zeigt Fotos des Künstlers, die unter die Haut gehen.
Pieter Hugo im Kunstmuseum Wolfsburg
Pieter Hugo fotografiert gern Außenseiter: Schrottsammler, Bettler, Drogenabhängige. Als weißer Südafrikaner betrachtet er sich selbst als Outsider. Auf diesem Bild hat er sich mit seinem Sohn abgelichtet. Mit den Fotos, die jetzt im Kunstmuseum Wolfsburg zu sehen sind, hinterfragt er auch, wie man in Südafrika, das lange von der Apartheid geprägt war, Kinder großziehen kann.
Bruch mit Klischees
Ein schlafender Mann liegt im Nebel unter einem Baum im "Green Point Common" in Kapstadt - ein Park, der oft nur im Sonnenschein mit vielen Besuchern abgebildet ist. Dieses Bild aber drückt Einsamkeit und Heimatlosigkeit aus. Der Baum ist dabei ein Sinnbild für ein Südafrika, das langsam wächst, doch immer noch viele Probleme hat und die Last seiner Geschichte auf den Schultern trägt.
Was uns verbindet - oder trennt
Was bedeutet es, eine Familie zu sein? Welche fragilen Beziehungen existieren in einer Gesellschaft? Was verbindet Menschen? Was trennt sie voneinander? Das versucht Pieter Hugo in seiner Serie "Kin", was so viel wie "Sippe" bedeutet, darzustellen.
Zuhause in Soweto
Ein Stillleben der Fotoserie "Kin" aus dem südafrikanischen Soweto: Es zeigt einen Aschenbecher, eine Schachtel Zigaretten, zwei alte Fernbedienungen, einen Plastikdeckel und einen 100 Rand-Schein mit etwas Kleingeld. Das alles wirkt einsam und fast kläglich, auf dem verblichenen Set und der vergilbten, alten Tischdecke.
Die Hyänenmänner
Für die Serie "The Hyena & Other Men" reiste Pieter Hugo gemeinsam mit den "Hyänenmännern", einer Gruppe von wandernden Schaustellern, die die Menschen mit ihren Tieren unterhalten, um Geld zu verdienen, durch Nigeria. Die Bilder zeigen die paradoxe Verschmelzung von städtischer Umgebung und Wildnis. Es geht um Dominanz und Unterwerfung in der Beziehung zwischen Mensch und Tier.
Taxifahrt mit einem Affen
Als Hugo die Wandergruppe begleitete, ging es auch nach Kano, in den Norden Nigerias. Einer der Schausteller hielt ein Taxi an, um mit dem Fahrer einen Preis zu verhandeln. Der Rest der Truppe versteckte sich in einem Gebüsch - samt Hyänen, Pythons und Affen. Als der Kollege dann ein Zeichen gab, sprang die bunte Truppe von Tieren und Menschen ins Taxi. Der Fahrer war entsetzt.
Die Spuren der Kolonialmächte
Botswana war eine britische Kolonie und wurde 1966 unabhängig. Das Land hält in hohem Maß an britischen Traditionen und Symbolen im Rechtswesen fest. Deshalb tragen die Richter auch noch Roben und Perücken wie zur Kolonialzeit - so wie Moatlhodi Marumo auf diesem Bild aus der Serie "Judges of Botswana".
Nollywood
Die Filmindustrie Nigerias ist nach den USA und Indien die drittgrößte der Welt. Was sind die kulturellen Themen in Filmen, die einheimische Produzenten für ein einheimisches Publikum produzieren? Wie stellt sich ein Land selbst in der Popkultur dar? Diese Fragen waren der Anlass für die Fotoserie "Nollywood", für die der Fotograf Schauspieler in Nigeria porträtierte.
Individualität statt Fokus auf der Hautfarbe
Für eine andere Serie fotografierte Hugo Freunde und bearbeitete die Bilder so, dass das für die Hautfarbe und das Hautbild verantwortliche Pigment Melanin im Vordergrund steht. Hautschäden wie ein Sonnenbrand oder Blutgefäße unter der Haut werden hervorgehoben. So gibt es keine Schwarzen oder Weißen mehr. Stattdessen wird die Individualität des einzelnen Menschen hervorgehoben.
Die Generation nach dem Völkermord
Das Jahr 1994 markiert das Ende der Apartheid in Südafrika. Doch es war auch das Jahr des Völkermordes in Ruanda. Wie gehen Kinder mit der Geschichte ihres Landes um, die das Morden nicht miterlebt haben, weil sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf der Welt waren waren? Das ergründet Hugo in seiner Serie "1994", für die er Kinder porträtierte, die nach 1994 geboren wurden.
Der internationale Blick
In Peking entstand Hugos Reihe "Flat Noodle Soup Talk". Auch hier interessiert ihn der Gegensatz der Generationen: Auf der einen Seite steht die ältere Generation, die in Zeiten der Revolution aufwuchs. Auf der anderen Seite die jüngere Generation, die in einer vom Staat beschränkten und gelenkten Konsumgesellschaft groß geworden ist. Hugos Fotos sind noch bis zum 23.07.2017 in Wolfsburg zu sehen.