26. Januar 2009
Der Deal ist die zweitgrößte Übernahme in der Geschichte der Pharmaindustrie. An der ersten war Pfizer auch beteiligt. Im Jahr 2000 übernahm der New Yorker Konzern Warner-Lambert für rund 93 Milliarden Dollar. Nun ist für die Übernahme von Wyeth also 68 Milliarden Dollar fällig. Der Kaufpreis soll in einer Kombination aus Aktien und Bargeld fließen. Es ist zudem keine sofortige Übernahme. Die Fusion soll erst im dritten oder vierten Quartal dieses Jahres abgeschlossen sein.
Pfizer veröffentlichte an diesem Montag (26.01.2009) zugleich seine Bilanzzahlen. Sie machen deutlich, dass neue Impulse dem Konzern nicht schaden könnten. Der Gewinn stürzte im vierten Quartal um 90 Prozent auf nur noch 266 Millionen Dollar ab. Grund dafür ist nach den Angaben von Pfizer die Zahlung eines Bußgelds von 2,3 Milliarden Dollar nach einem Vergleich mit den Justizbehörden. Für das Gesamtjahr 2008 meldete der Konzern einen praktisch unveränderten Nettogewinn von rund acht Milliarden Dollar. Als Reaktion auf die Bilanz kündigte Pfizer ein neues Sparprogramm an, das etwa zehn Prozent der Arbeitplätze kosten soll. Pfizer hat in den vergangenen zwei Jahren bereits rund 14.600 Arbeitsplätze gestrichen.
Pfizer ist Viagra
Pfizer ist einem breiteren Publikum vor allem als Hersteller der Potenzpille Viagra ein Begriff. Dieses Mittel bleibt natürlich eine Geldmaschine, aber der Konzern ist nach Jahren als Branchenprimus in jüngster Zeit arg ins Wanken geraten. Vor allem die schärfere Konkurrenz durch Nachahmerprodukte setzt Pfizer zu. Aber die größte Herausforderung steht dem Unternehmen noch bevor. Das weitere Top-Medikament Lipitor wird womöglich schon 2011 seinen Patentschutz verlieren. Dann könnten dem Viagra-Hersteller auf einen Schlag Milliarden an Umsätzen wegbrechen.
Auch der übernommene Wyeth-Konzern hat bekannte Produkte im Angebot. Dazu gehören der Biotech-Endzündungshemmer Endrel und der Kinder-Impfstoff Prevnar gegen Lungenentzündung und andere Krankheiten. Der Konzern mit Sitz in Madison im US-Bundesstaat New Jersey erwirtschaftete im Jahr 2007 einen Überschuss von 4,6 Miliarden Dollar und beschäftigt weltweit 47.500 Menschen. Die Ursprünge von Wyeth liegen übrigens in einer 1860 von den Pharmazeutenbrüdern John und Frank Wyeth in Philadelphia gegründeten Apotheke.
Pfizer-Chef bleibt Chef
Auch die wichtigste Personalie wurde schon entschieden. An der Spitze des fusionierten Konzerns mit einem Umsatz von rund 75 Milliarden Dollar wird der jetzige Pfizer-Chef Jeffrey Kindler stehen. Kindler leitet Pfizer seit 2006. Berufsstationen davor waren unter anderem McDonald's und General Electric.
Während nun viele der insgesamt rund 130.000 Arbeitnehmer des neu zu bildenden Konzerns um ihre Arbeitsplätze bangen müssen, winken dem Verbraucher Vorteile. Wyeth-Chef Bernard Poussot versprach, das neue Unternehmen werde "innovative Medikamente für wichtige, bislang aber unerfüllte Patientenbedürfnisse" entwickeln. (la)