Pfiffe gegen Orbán beim Gedenken
23. Oktober 2016In Ungarn wird des anti-sowjetischen Volksaufstands gedacht. Vor 60 Jahren, am 23. Oktober 1956, hatten Teile der ungarischen Bevölkerung eine Revolte gegen die stalinistische Herrschaft begonnen. Sie wurde knapp zwei Wochen später von sowjetischen Truppen blutig niedergeschlagen.
Zum offiziellen Festakt vor dem Parlament erschienen mehrere tausend Anhänger der rechts-nationalen Regierung von Ministerpräsident Victor Orbán. Hunderte Anhänger der Opposition versammelten sich an den Rändern des Parlamentsvorplatzes und pfiffen den Regierungschef aus und riefen "Diktator! Diktator!" (Artikelbild).
Mehrere Oppositionsparteien hatten ihre Anhänger aufgefordert, zur Gedenkveranstaltung zu kommen und Orbán auszupfeifen. Die Regierung hatte darauf mit einer klaren Warnung reagiert. Gegen "bezahlte Provokateure", die die Veranstaltung stören könnten, plane die Polizei Schutzmaßnahmen wegen "Terrorgefahr".
Victor Orbán bleibt sich treu
In seiner Ansprache verteidigte Orbán seine harsche Abschottungspolitik gegenüber Flüchtlingen. Er geißelte das Europa der EU dafür, dass es stets den bequemeren Weg gehe: "Statt eigener Kinder wählt es Migranten, statt Arbeit die Spekulation", sagte er. Pfiffe gab es auch für Orbáns Ehrengast, den polnischen Präsidenten Andrzej Duda. Der polnische Staatschef betonte, Ungarn und Polen seien Staaten, die sich auf dem christlichen Fundament Europas gründeten und jetzt in einem freien Europa vereint seien.
Ungarn gehörte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 zum sowjetischen Einflussgebiet und war eine kommunistische Diktatur. Nach einem friedlichen Beginn des Volksaufstandes gegen das Regime im Oktober 1956 eskalierte die Situation. Der Protest der Ungarn gegen Fremdherrschaft und Diktatur wurde von russischen Panzern blutig niedergeschlagen.
qu/uh (dpa, APE, rtre, epd)