EU will Bienen schützen
30. November 2013Europas Honigbiene ist in Gefahr und mit ihr die Landwirtschaft. Laut Greenpeace überleben zum Beispiel in Deutschland bis zu 30 Prozent der Bienenvölker den Winter nicht. Ein enormer Schaden, denn die Insekten sind unerlässlich für die Landwirtschaft. Mehr als 80 Prozent aller angebauten Pflanzen werden von Bienen bestäubt. Ihr volkswirtschaftlicher Nutzen liegt nach EU-Angaben bei 22 Milliarden Euro jährlich.
Die Europäische Union hat sich deshalb entschlossen, zum Schutz der fleißigen Helfer bestimmte Pflanzenschutzmittel zu verbieten. Von diesem Sonntag an (1. Dezember) dürfen Landwirte Pestizide mit drei umstrittenen Nervengiften nicht mehr großflächig einsetzen. Das gilt vor allem beim Anbau von Mais, Sonnenblumen, Raps und Baumwolle. Diese Pflanzen fliegen Bienen gerne an. Die sogenannten Neonicotinoide könnten für sie und auch andere fliegenden Insekten gefährlich sein und ihren Orientierungssinn schädigen.
Wirksamkeit umstritten
Ob das Verbot helfen wird, ist zwischen Naturschützern, Bauern und Chemiekonzernen umstritten. Denn welche Rolle die Pestizide beim Bienensterben spielen, ist nicht nachgewiesen. Die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit spricht nur von einem möglichen Zusammenhang zwischen dem Bienensterben und dem Einsatz von Neonicotinoiden. Ein Beweis fehlt bislang, weil solche Vergiftungen wegen der außerordentlich geringen Wirkstoffmengen im Nanogramm-Bereich schwer nachweisbar sind.
Kritik vom Bauernverband
Studien haben zudem gezeigt, dass es viele Ursachen für den Bienentod gibt. So fehlt den Insekten zunehmend zeitweise die Nahrung, weil sich Monokulturen in der Landwirtschaft ausbreiten. Parasiten wie Milben setzen ihnen zusätzlich zu. Greenpeace kritisiert das Verbot als zu kleinen Schritt. Auch Landwirte sind kritisch. Nach ihrer Ansicht wurde die Entscheidung unter rein politischen Erwägungen getroffen, wie der Sprecher des Deutschen Bauernverbands, Michael Lohse, bemängelt.
Neonicotinoide sind weit verbreitet. Mit ihnen wird Saatgut behandelt, damit Bauern auf den Äckern weniger spritzen müssen. Jetzt dürfte der Einsatz von Spritzmitteln wieder steigen, befürchtet der Bauernverband. Auch das EU-Gericht in Luxemburg ist mit der Sache beschäftigt. Der weltgrößte Chemiekonzern BASF wehrt sich gegen das teilweise Verbot seines Mittels Fipronil und hat Anfang November Klage eingereicht.
Was das Pestizid-Verbot wirklich bringt, soll sich in zwei Jahren zeigen - bis dahin ist es befristet.
uh/dh (dpa,afp)