Perlen & Entdeckungen - Neues, Altes und eine Serie: das 36. Filmfest München
München im Sommer - das ist ein Fest des Kinos. Das Festival versammelt Perlen der internationalen Filmkunst, aber auch viele neue deutsche Produktionen. Dazu kommen Retrospektiven, Filmgeschichte und Serien-Highlights.
Poetisches aus Italien: Internationale Festivalhighlights
München pflegt das Beste vom Besten zu zeigen - aus der aktuellen internationalen Filmproduktion, die noch nicht in deutschen Kinos zu sehen war. Dazu gehört unbedingt "Glücklich wie Lazzaro" der italienischen Regisseurin Alice Rohrwacher, vor kurzem noch in Cannes gefeiert und für manche Beobachter der schönste Film des Wettbewerbs. Am Schluss gab's eine Palme für das beste Drehbuch.
Ausbruch aus der Familie: Entdeckungen aus aller Welt
Eine Nummer kleiner, aber nicht weniger sehenswert sind die Filme, die in der Reihe "Spotlight" gezeigt werden. Es sind Filme von Regisseuren, denen die Zukunft gehört, die lebenspralles Kino zeigen und oft Geschichten von Außenseitern erzählen. So wie der spanische Film "Carmen y Lola", der von einer jungen Frau aus einem Roma-Clan handelt, die versucht, aus vorbestimmten Bahnen auszubrechen.
Elektroschrott von überall: Internationales Independent-Kino
"Das Independent Kino ist seinen Themen verpflichtet. Es interessiert sich für Protagonisten, Orte, künstlerische Vision und experimentelle Herangehensweise - mehr als für den Roten Teppich und die Social Media Resonanz", sagen die Festivalmacher: Ein gutes Beispiel dafür ist die Dokumentation von der weltgrößten Elektromüll-Halde in Ghana: "Welcome to Sodom - Dein Smartphone ist schon hier".
Politik & Zeitgeschehen: Neues Deutsches Kino
Was machen Deutschlands Filmregisseure, welche Themen greifen sie auf, wie gehen sie formal mit dem Medium um? Antworten gibt die Reihe "Neues Deutsches Kino" mit 16 Premieren. "Wackersdorf" von Oliver Haffner greift jüngere deutsche Zeitgeschichte der 1980er Jahre auf: Der zivile Widerstand gegen die geplante atomare Wiederaufbereitungsanlage in der Oberpfalz als spannender Spielfilmstoff.
Die Frau in Rot: Neues Deutsches Fernsehen
Manchmal kann Fernsehen "großes Kino" sein - das zeigen einige Filme, die in München auf großer Leinwand Premiere feierten und demnächst im deutschen Fernsehen zu sehen sind. Ein Höhepunkt der Reihe: Dominik Grafs "Hanne": Eine Frau (Iris Berben) bekommt Freitags die Nachricht, dass sie möglicherweise an Leukämie hat. Das genaue Ergebnis erfolgt am Montag. Wie verbringt man nun das Wochenende?
Deutsche Serien: Nicht nur "Parfum"
Jedes Festival, das etwas auf sich hält, zeigt auch Serien auf großer Leinwand. Premiere feierte in München "Das Parfum", aber auch der Vierteiler "Servus Baby". Der erzählt von einer Frau Anfang 30, die plötzlich Single ist. Was heißt das nun für die Lebensträume, fürs Kinderkriegen, Karriere und die große Liebe - noch dazu, wenn sich das alles im schicken und teuren München abspielt...?
Retrospektive blickt nach Argentinien: Lucrecia Martel
Um Frauenwelten geht es auch in den Filmen der argentinischen Regisseurin Lucrecia Martel. Ihr ist die diesjährige Retrospektive des Festivals gewidmet. "Der Morast" (unser Bild) hieß das Spielfilmdebüt Martels im Jahre 2000 - ein Blick auf den auch moralischen Morast argentinischer Familienstrukturen. Die Filme der Regisseurin sind magisch und realistisch zugleich: eine Entdeckung!
Das Kino spiegelt das Kino
Das Münchner Festival blickt traditionell hinter die Kulissen des Betriebs und zeigt in der Reihe "Light! Camera! Action!" Filme übers Filmemachen. In diesem Jahr stehen Werke über Ingmar Bergman, Milos Forman und Orson Welles auf dem Programm. "The Eyes of Orson Welles" rückt mit bisher unveröffentlichtem Material eine kaum bekannte Seite von Regiegigant Welles in den Fokus: die des Zeichners.
Neues über Ingmar Bergman
Und wer gedacht hatte, über den berühmten schwedischen Regisseur, der vor 100 Jahren geboren wurde, sei alles gesagt, der wurde in München eines Besseren belehrt. "Bergman - A Year in a Life" hieß eine aufschlussreiche Dokumentation, die es in sich hatte. Sie erzählte über Bergmans lang anhaltende Sympathie für die Nationalsozialisten und dessen ganz eigenen Blick auf Vergangenheit und Erziehung.
8 x Knockout unter freiem Himmel
Und auch das gehört seit langem zum Münchner Festival: eine Open-Air-Reihe fürs große Publikum mit vielen Klassikern der Filmgeschichte. 2018 steht diese unter dem Motto "Faust aufs Auge" - und zeigt acht große Boxer-Filme. Genreklassiker wie Martin Scorseses umwerfenden Film "Wie ein wilder Stier" mit dem entfesselt aufspielenden Robert DeNiro verleihen dem Münchner Fest einen Höhepunkt.
München im Sommer - das ist ein Fest des Kinos. Das Festival versammelt Perlen der internationalen Filmkunst, aber auch viele neue deutsche Produktionen. Dazu kommen Retrospektiven, Filmgeschichte und Serien-Highlights.