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Pergamonmuseum schließt bis 2027 seine Pforten

Philipp Jedicke mit dpa und rbb
23. Oktober 2023

Das Pergamonmuseum in Berlin wird wegen aufwändiger Sanierungsarbeiten vollständig geschlossen. Ab 2027 soll der Pergamonaltar wieder zu sehen sein. Das Ischtartor beispielsweise soll bis 2037 nicht zugänglich sein.

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Container mit Bauschutt stehen vor dem Pergamonmuseum
Eine Großbaustelle: das Pergamonmuseum in BerlinBild: Sebastian Gollnow/dpa/picture alliance

Das Pergamonmuseum auf der Museumsinsel ist nicht nur eines der beliebtesten Berliner Museen für Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland, es wurde aufgrund seiner hohen Bedeutung im Jahr 1999 von der UNESCO auch als Weltkulturerbe eingestuft. Ab heute (23.10.2023) wird es aufgrund von aufwändigen Sanierungsarbeiten für dreieinhalb Jahre komplett geschlossen.

Ursprünglich sollten stets einige Teile des Museums während der Arbeiten zugänglich bleiben, doch diese Pläne wurden geändert. Der Grund für die lange Komplettschließung sei, dass die zuständige Stiftung Preußischer Kulturbesitz laut eigener Aussage bei den Renovierungen Geld und Zeit sparen möchte.

Es handele sich um hochkomplexe Arbeiten, wie Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung, im März gegenüber dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) sagte: "Die Hauptausstellungsstücke, die Hauptattraktionen, sind eingebaute Großarchitekturen. Wenn man die herausbaut, sind sie zerstört. Da muss man unheimlich vorsichtig sein." Während der Arbeiten werde der unverrückbare, weil tonnenschwere Teil der Kunstwerke mit Sensoren ausgestattet und vor Erschütterungen und Feuchtigkeit geschützt.

Eine junge Frau zeichnet in einem Buch, vor ihr ein gewaltiges antikes Tor
Eine Architekturstudentin zeichnet im Pergamonmuseum das Markttor von MiletBild: Sebastian Gollnow/dpa/picture alliance

"Sehr schlechter Bauzustand" des Gebäudes

Laut Stiftung Preußischer Kulturbesitz befinde sich der südliche Gebäudeteil "in einem sehr schlechten Bauzustand, der Auswirkungen auf die Standsicherheit des Gebäudes und auf die Sicherheit der Exponate hat". Die starke Durchfeuchtung des Bauwerks verstärke den akuten Sanierungsbedarf. Viele weitere Schäden seien bereits im Krieg entstanden, die Instandsetzungen in den Folgejahren aber "völlig unzureichend" gewesen. Die technischen Anlagen seien ebenfalls veraltet.

Der Pergamonaltar, das Herzstück der Ausstellung, soll im Frühjahr 2027 wieder zu sehen sein. Der Bauabschnitt A, zu dem der Nordflügel und der Mittelteil mit dem Altar gehören, werden bereits seit 2013 saniert. Der Pergamonaltar stammt aus dem 2. Jahrhundert vor Christus und gehörte zur Residenz der Könige von Pergamon, die in der Westtürkei eine Kulturmetropole nach dem Vorbild Athens geschaffen hatten.

Zahlreiche Besucherinnen und Besucher vor einem gewaltigen Marmorbau mit Treppen und Säulen
Der weltberühmte Pergamonaltar ist das Herzstück des gleichnamigen MuseumsBild: Maurizio Gambarini/dpa/picture alliance

Museum "zukunftssicher machen"

Der südliche Gebäudeteil des Museums, Bauabschnitt B, wird noch erheblich länger geschlossen bleiben als Abschnitt A, nämlich bis 2037. So lange wird unter anderem auch das Ischtar-Tor, ein weiterer Besuchermagnet, nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Das Tor ist die Rekonstruktion eines der Stadttore von Babylon und wurde unter der Herrschaft von Nebukadnezar II. im 6. Jahrhundert vor Christus im heutigen Irak errichtet. Es gehört zu den sieben Weltwundern der Antike und ist seit 1930 im Vorderasiatischen Museum zu sehen, einem Teil des Pergamonmuseums.

Ein gewaltiges, mit Tiersymbolen geschmücktes Tor mit einem Rundbogen
Der maßstabgetreue Nachbau des Ischtar-Tors von BabylonBild: Christoph Soeder/dpa/picture alliance

Laut Barbara Große-Rhode vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung ist der gesamte Komplex "havarieanfällig". "Wir müssen einem anspruchsvollen Haus mit unserer Arbeit gerecht werden und es angemessen zukunftssicher machen", sagte sie im März gegenüber der dpa.

Besuchermagnet Museumsinsel

Das von 1910 bis 1930 gebaute Pergamonmuseum ist beherrschender Teil der Museumsinsel im Herzen Berlins, einem Ensemble aus fünf historischen Gebäuden. Die zwischen zwei Spreearmen gelegene Gruppe aus Pergamonmuseum, Altem Museum, Bode-Museum, Alter Nationalgalerie, Neuem Museum mit der berühmten Nofretete und der James-Simon-Galerie als jüngstem Bau besuchten vor der Pandemie zusammen knapp 3,1 Millionen Menschen.

Allein das Pergamonmuseum, zu dem die Antikensammlung, das Vorderasiatische Museum und das Museum für Islamische Kunst gehören, zieht jährlich mehr als eine Million Menschen an. Trotz der sanierungsbedingten Schließungen kamen 2019, im letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, immer noch 804.000 Besucherinnen und Besucher.

Eine Schlange von Menschen vor einem Eingangstor, über dem "Pergamonmuseum" steht
Besucherschlangen kurz vor der SchließungBild: Sebastian Christoph Gollnow/dpa/picture alliance

Der erste Teil der Sanierungen hat bereits 489 Millionen Euro gekostet. Für den zweiten Abschnitt wird mit 722,4 Millionen Euro kalkuliert. Zusammen mit knapp 300 Millionen Euro für Risiken und Preissteigerungen könnten sich die Gesamtkosten der Sanierung des Pergamonmuseums auf 1,5 Milliarden Euro belaufen. Das gesamte Ensemble der Museumsinsel soll erneuert werden und durch eine "archäologische Promenade" unterirdisch verbunden werden. "Das ist herausragendes Weltkulturerbe, das in einem fürchterlich maroden Zustand ist und das muss es uns wert sein", sagte Stiftungspräsident Parzinger.

Dies ist eine aktualisierte Fassung des Artikels vom 28.03.2023.