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Perfekte Bedingungen für DFB-Frauen

Janek Speight
17. Juli 2023

Nach einigen Tagen der Eingewöhnung in Australien und der Überwindung des Jetlags ist Deutschland nun bereit, sich auf das Eröffnungsspiel der Frauen-Weltmeisterschaft 2023 zu fokussieren.

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Lea Schüller, Sydney Lohmann und Jule Brand machen Selfies mit Fans auf dem Trainingsplatz
Die Vorfreude auf das erste Spiel bei der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland ist bei den DFB-Spielerinnen großBild: Eibner-Pressefoto/Memmler/IMAGO

Strahlender Sonnenschein, 20 Grad Celsius und blauer Himmel - die Bedingungen für die Frauenfußball-Nationalmannschaft könnten kaum besser sein. Das Team um Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hat sich für die WM in Wyong, rund 100 Kilometer nördlich von Sydney, einquartiert. "Das Wetter ist großartig, es ist perfekt zum Fußballspielen", sagt Mittelfeldspielerin Sydney Lohmann.

Während Teile des Trainingsgeländes der DFB-Frauen die Spuren eines langen Sommers zeigen - goldbrauner Rasen, brüchiger Boden und verblasste Linienmarkierungen - hat der  Trainingsplatz der deutschen Mannschaft vor der WM einen frisch verlegten Rasen bekommen -  und sieht sehr "schmick" ("schick", Anm. d. Redaktion) aus, wie die Australier sagen würden.

Lina Magull (rechts im Bild) und andere Spielerinnen trainieren mit Bändern auf dem Trainingsplatz
Volle Konzentration beim Training - die Vorbereitung auf das erste WM-Spiel ist in vollem GangeBild: Eibner-Pressefoto/Memmler/IMAGO

Der DFB-Tross ist in Bungalows im "Kooindah Waters Golf Club" untergebracht, der von einigen Spielerinnen als "nicht gerade modern", aber "in Ordnung" bezeichnet wird. Andere, wie Lea Schüller, finden die Anlage "richtig cool".

"Es ist wie eine Wohnung. Jeder von uns hat ein Zimmer und ein Bad und ein gemeinsames Wohnzimmer mit einer Küche. Das ist genau das, was wir brauchen", sagt die Angreiferin. "Und wir können uns mit mehreren Leuten im Wohnbereich treffen, also denke ich, es ist eine gute Wahl."

Akklimatisierung abseits der Großstadt

Fernab von der Hektik Sydneys haben die Spielerinnen hier ein gewisses Maß an Freiheit und Privatsphäre. Die ersten Tage nach ihrer Ankunft haben sie genutzt, um die Region ein wenig zu erkunden. "Wir sind hier abseits der ausgetretenen Pfade", sagt Lina Magull. "Das Gelände ist groß, man hat also ein bisschen Ruhe. Der Golfplatz ist schön anzuschauen, aber ich glaube nicht, dass wir hier großartige Golferinnen dabei haben".

Golf stand zwar nicht auf dem Programm, dafür erkundeten manche Spielerinnen den nahegelegenen Shelly Beach. Einige Spieler führen an einem Ruhetag nach Sydney, um die berühmten Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Andere wiederum nutzten die Gelegenheit für eine Wal-Beobachtungstour. Fragt man die meisten Spielerinnen, was sie in Australien sehen wollen, sind die Antworten ziemlich vorhersehbar: Kängurus, Koalas und die neueste Social-Media-Attraktion: Quokkas.

Einige Fans im Vordergrund schwenken eine Deutschland-Fahne. Im Hintergrund trainieren die DFB-Frauen.
Bei einer öffentlichen Trainingseinheit sind auch Fans aus der Umgebung zu BesuchBild: Eibner-Pressefoto/Memmler/IMAGO

Bei einer öffentlichen Trainingssession, bei der das DFB-Team von der indigenen Gemeinde Darkinjung mit einer Räucherzeremonie begrüßt wurde, kamen die Spielerinnen auch mit einigen Fans aus der Region "Central Coast" in Kontakt.

Lohmann: "Wollen unsere eigene Geschichte schreiben"

Immer wieder wurde die Mannschaft nach der Stimmung im Lager gefragt und wie sie im Vergleich zur Europameisterschaft in England im vergangenen Jahr drauf ist. Damals erreichte Deutschland das Finale, was sie aber gegen die Gastgeberinnenverloren.

Die Spielerinnen sind fest davon überzeugt, dass diese WM ein neues Kapitel und eine neue Chance ist, Geschichte zu schreiben. "Wir wollen es nicht mit der EURO vergleichen. Wir werden hier unsere eigene, andere Geschichte schreiben", sagt Lohmann und ergänzt: "Na ja, hoffentlich eine andere!"

Ein Vorteil des deutschen Teams ist der Zusammenhalt, den die Spielerinnen während der Europameisterschaft aufgebaut haben. Bei der WM in Australien und Neuseeland sind 19 der 23 Akteurinnen, die in England gespielt haben, ebenfalls dabei.

Diese Beständigkeit und Vertrautheit könnte in den engen Kämpfen gegen die Top-Nationen den Unterschied ausmachen. In den kommenden Tagen geht es nur noch darum, diesen Zusammenhalt zu festigen und auf dem Spielfeld zu nutzen.

DFB-Spielerinnen Sydney Lohmann und Kathrin Hendrich (rechts im Bild) stehen auf dem Trainingsplatz
Ein guter Teamgeist zählt zu den Stärken der deutschen Frauenfußball-NationalmannschaftBild: Eibner-Pressefoto/Memmler/IMAGO

"Als Team haben wir uns intern zusammengesetzt und über bestimmte Dinge gesprochen, zum Beispiel darüber, was wir von uns selbst erwarten", erklärt Lina Magull. "Wir sind im Moment gut in Form und natürlich wird dieser Zusammenhalt in den nächsten Tagen und Wochen noch stärker werden."

Schlechte Form ist kein Problem

Das deutsche Team geht jedoch nicht gerade mit dem größten Selbstvertrauen in das Turnier. In den letzten fünf Spielen gab es nur zwei Siege, darunter eine überraschende 2:3-Niederlage im letzten Vorbereitungsspiel gegen Sambia, eine von acht Mannschaften, die ihr Debüt bei der Weltmeisterschaft geben werden. "Es ist wichtig, dass wir uns in der Gruppenphase zurechtfinden", sagt Lohmann. "Ich bin davon überzeugt, dass wir schon im ersten Spiel ganz anders auftreten werden."

Zumindest die Bedingungen scheinen zu passen. Denn während andere Mannschaften ihre Anreise selbst finanzieren mussten, gestreikt haben oder mit Skandalen um sexuelle Belästigung konfrontiert waren, gab es bei den DFB-Frauen keine größeren Probleme.

Im Basecamp gibt es einen Schlafexperten, der den Spielerinnen Schlafuhren zur Verfügung stellt, um sie bei der Feinabstimmung ihres Körpers zu unterstützen. Zudem kümmern sich zwei Köche vor Ort darum, dass die Mannschaft gut verpflegt ist. Hinzu kommt eine lockere Einstellung außerhalb des Trainings und auch die Anwesenheit des kleinen Sohnes von Melanie Leupolz sorgt für positive Stimmung und etwas Ablenkung vom Alltag.

Die Abgeschiedenheit und Ruhe der Central Coast bedeutet auch, dass kein Lagerkoller zu befürchten ist. Und mit den farbenprächtigen Sonnenuntergängen, mit denen das Team jeden Tag nach dem Training verabschiedet wird, gibt es laut Torhüterin Merle Frohms kein Team, gegen das sie nicht bereit wären, anzutreten. "Wir nehmen alles, was uns begegnet."

Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert.