Pendler der Tierwelt: Zugvögel
Viele Zugvögel sind bedroht: Umweltverschmutzung, Lebensraumverlust, Jagd, Stromleitungen und Klimawandel setzen ihnen zu. Am Weltzugvogeltag, machen die Vereinten Nationen darauf aufmerksam.
Im Winter hier, im Sommer dort
Milliarden Zugvögel pendeln jedes Jahr zwischen ihrem Sommer- und ihrem Winterwohnsitz. Viele Vögel überwintern auch in Deutschland - wie die Kraniche. Im Frühling fliegen sie wieder zu ihren Brutplätzen in Skandinavien. Aber viele Zugvögel sind inzwischen bedroht. Die Vereinten Nationen rufen jedes Jahr am Weltzugvogeltag zu ihrem Schutz auf.
Vorboten der Jahreszeiten
Sag mir, welche Vogelarten gerade da sind, und ich sage Dir, welche Jahreszeit es ist! Wenn die Graugänse in Deutschland ankommen, ist der Winter nicht weit. Wenn sie losfliegen, kommt der Frühling. Überwinternde Graugänse sind am Niederrhein sogar eine Attraktion: Es fahren dort regelmäßig Reisebusse mit Touristen vor, welche die Gänsescharen auf den Feldern bestaunen wollen.
Langstrecken-Weltmeister
Den Sanderling mit seiner unnachahmlichen Art, an der Wasserlinie entlang zu tippeln, kann man an fast jedem Sandstrand der Welt sehen. Er wiegt nur 50 Gramm. Seine Wanderrouten gehören aber zu den längsten überhaupt: Er brütet in den arktischen Polargegenden und überwintert in den gemäßigten Breiten - manche Vögel fliegen aber sogar bis nach Südafrika, Südamerika oder Australien!
Wenn der Klapperstorch nicht mehr klappert
Auch der Weißstorch, "Klapperstorch" genannt, ist ein Zugvogel: Er brütet in Mitteleuropa und überwintert in Afrika. Er ist heute das Symbol für einen bedrohten Lebensraum. Langjährige Eingriffe des Menschen in die Natur hatten vielerorts seine Lebensgrundlagen zerstört. Sein Bestand erreichte in den 80er Jahren einen Tiefstand. Dank intensiver Schutzmaßnahmen gibt es jetzt wieder mehr Störche.
Gehasst und verfolgt
Am Oberrhein trifft der Kormoran als Wintergast ab Spätsommer ein. Immer mehr der Vögel richten sich auch ganzjährig am Rhein ein und brüten dort in großen Kolonien. Kormorane ernähren sich hauptsächlich von Fischen, sehr zum Ärger der Fischindustrie. Der Mensch hat die Vögel daher von jeher verfolgt und getötet - auch heute noch. Sehr oft werden sie beispielsweise von Jägern geschossen.
Tödlicher Zwischenstopp
Aufgrund unkontrollierter Jagd können manche Zugvögel ihre lange Reise gar nicht erst zu Ende führen. Auf Malta beispielsweise ist Vogeljagd Volkssport. Nirgendwo ist die Jägerdichte so hoch wie dort. Trotz EU-Richtlinien bleibt der massive Abschuss von Vögeln zum Spaß erlaubt. Ungünstig nur, dass sehr viele Zugvögel auf dem Weg von Europa nach Afrika und umgekehrt in Malta Halt machen...
Tod am Strommast
Jedes Jahr verunglücken weltweit Millionen Vögel an Stromleitungen und Strommasten. Vor allem größere Arten wie Störche und Greifvögel erkennen diese Hindernisse häufig zu spät und ziehen sich bei Kollisionen tödliche Verletzungen zu. Einige Strommasten sind zudem so konstruiert, dass auch Unfälle durch Stromschlag nicht selten sind. Markierungen und andere Vogelschutzmaßnahmen können helfen.
An der Nordseeküste...
Der Austernfischer liebt die Küste: Er brütet in unmittelbarer Ufernähe. Vor allem an der Nordsee ist er im Sommer häufig anzutreffen - man sieht ihn dort im Wattenmeer herumstochern. Sein Bestand nimmt aber ab. Er gilt als eine der Arten, die vom Klimawandel besonders betroffen wären: Wenn der Meeresspiegel steigt oder es öfter zu Hochwasser kommt, würden seine Gelege vernichtet.
Überlebensfaktor saubere Küsten
Die Amerikanische Zwergseeschwalbe brütet an Küsten Nordamerikas, etwa am Golf von Mexiko. Für solche Vogelarten bedeuten Ölkatastrophen wie nach der Explosion der Plattform Deepwater Horizon eine besonders große Gefahr: Eine Ölpest in seinem Brutgebiet könnte unter Umständen gleich eine ganze Generation der Vögel dahinraffen.
Ständig auf Achse
Albatrosse wie der Wanderalbatros können mit ihrer Flügelspannweite von bis zu 3,5 Meter sehr weite Strecken zurücklegen. Sie verbringen den größten Teil ihres Lebens im Flug über dem Meer, es sei denn, sie brüten gerade. Die Fischerei mit Langleinen wurde dem Albatros zum Verhängnis: Die Vögel beißen sich an den Haken der Leinen fest und ertrinken elendig, wenn diese mit ihnen untergehen.
Zugvögel verstehen lernen
Noch immer wissen Vogelforscher recht wenig über die Wanderrouten und Zugbewegungen von Zugvögeln. Um mehr Informationen darüber zu sammeln, legen Ornithologen und ihre Helfer einigen Vögeln Ringe um den Fuß. In unterschiedlichen Ländern halten Vogelfreunde nach beringten Individuen Ausschau und melden ihre Beobachtungen an eine Beringungszentrale.
Ein Tag für die Zugvögel
Schützt die Zugvögel, wir brauchen sie! Dazu rufen die Vereinten Nationen jedes Jahr am Tag des Zugvogels auf. Weltweit finden beispielsweise Vogelbeobachtungen in der Gruppe statt. Denn Zugvögel sind nicht nur wichtig für das Ökosystem, sondern bereichern auch die Welt des Menschen ganz erheblich.