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Paviane sichern sich Sex mit Gewalt

Brigitte Osterath
7. Juli 2017

Pavianmännchen schüchtern ihre Weibchen strategisch mit Gewaltausbrüchen ein. Das Ziel: Freie Fahrt für späteren Geschlechtsverkehr. Und tatsächlich: Der Plan geht auf.

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Paviane Verhaltensforschung
Bild: Stella Diamant

Niemand hat jemals beobachtet, dass ein Pavianmännchen ein Weibchen zum Sex gezwungen hat. Ein französisch-britisches Forscherteam glaubt jetzt, den Grund dafür gefunden zu haben: Vergewaltigung ist im Pavianreich nicht nötig. Die Männchen setzen stattdessen eine subtile Langzeitstrategie ein, um die Weibchen dazu zu zwingen, bei Bedarf mit ihnen Sex zu haben.

"Als ich wildlebende Paviane beobachtet habe, ist mir oft aufgefallen, dass die Männchen brünstige Weibchen ohne Anlass angriffen oder durch die Gegend jagten", sagt Alice Baniel, Evolutionsbiologin am Institute for Advanced Study im französischen Toulouse. Solche Attacken begannen Wochen, bevor die Weibchen den Eisprung bekamen und Babys empfangen konnten. Sehr oft ziehen sich Weibchen bei den Angriffen Verletzungen zu.

Wiederholte Aggression ohne Anlass scheint die Weibchen unter ständigen Druck zu setzen und sie gefügig zu machen, wenn das Männchen Lust auf Sex verspürt. Diese Beobachtungen "stellen infrage, wie viel sexuelle Freiheit den Weibchen in solchen Gesellschaften noch bleibt", sagt Baniel.

Ihre Studie erscheint am Donnerstag (06.07.2017) in "Current Biology".

Gewalt zahlt sich aus

Die Forscher haben zwei große Gruppen von wildlebenden Bärenpavianen im Tsaobis Nature Park in Namibia über einen Zeitraum von vier Jahren studiert. Sie sahen dabei zu, wie Männchen die Weibchen für 30 Sekunden oder länger durch die Gegend jagten, sie bissen, schüttelten oder sie mit Gewalt zu Boden drückten.

Paviane Verhaltensforschung
Beißen, Schütteln, zu Boden drücken - Gewalt gegen Pavianweibchen ist häufigBild: Alice Baniel

Ein Männchen jagte ein Weibchen auch oft auf einen Baum und drängte sie auf immer dünnere Äste, erzählt Co-Autorin Elise Huchard von der Universität Montpellier im DW-Interview. Das Weibchen sitzt dort fest, während das Männchen es minutenlang weiter bedrängt. "Und sie schreit und schreit und schreit." Manchmal zwingt das Männchen sie, herunterzuspringen, erzählt Huchard - "und wenn der Baum sehr hoch ist, verletzt sie sich. Das ist wirklich gemein."

Je gemeiner sich aber ein Männchen gegen ein bestimmtes Weibchen verhält, desto höher ist später die Wahrscheinlichkeit, dass er mit ihr Geschlechtsverkehr hat. Die Forscher schließen aus, dass die Weibchen generell einfach nur von aggressiven Männchen angezogen werden und sich lieber mit ihnen paaren - ein Phänomen, das im restlichen Tierreich gar nicht so selten ist.

Pavianmutter mit Baby
Zumindest ist das Ergebnis der Paarung hübsch anzusehenBild: Eurekalert.org/A.Baniel

Häusliche Gewalt

Im Gegensatz zur Vergewaltigung finden die Gewaltausbrüche nicht zur gleichen Zeit wie die Paarungen statt. Daher haben Forscher sexuelle Einschüchterungen dieser Art im Affenreich bisher übersehen, sagen die Forscher.

Lediglich bei Schimpansen ist so ein Verhalten bereits seit zehn Jahren bekannt. Jetzt, wo man bei Pavianen ähnliches beobachtet hat, liegt der Studie nach die Vermutung nahe, dass es ein typisches Verhalten für Primaten ist, die in großen Gruppen leben - mit einem gemeinsamen evolutionären Ursprung.

Das könnte auch Menschen einschließen. "Die Art der sexuellen Einschüchterungen ist bei Pavianen die gleiche wie in der menschlichen Gesellschaft", sagt Elise Huchard. "Die Einschüchterungen finden im Rahmen von stabilen Beziehungen zwischen einem Männchen und einem Weibchen statt. Das erinnert etwas an häusliche Gewalt bei Menschen." Das allerdings sei bisher nur eine Hypothese, betont Huchard.