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Politik

Paris und Brüssel verbieten Konvois gegen Corona-Auflagen

10. Februar 2022

Die Welle des bereiften Corona-Protests ist von Kanada nach Europa geschwappt. Hauptstädte versuchen, einen Abwehrdamm aus massiven Strafandrohungen zu errichten. Und Karl Lauterbach nimmt das Gewissen in die Pflicht.

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Eine Demo auf vier oder mehr Rädern geht in Lanester in der Bretagne an den Start
Eine Demo auf vier oder mehr Rädern geht in Lanester in der Bretagne an den Start Bild: Bertrand-Hillion Marie-Paola/ABACA/abaca/picture alliance

Paris und Brüssel wollen Lastwagen- und Autofahrer, die gegen Corona-Auflagen demonstrieren, aus der Stadt verbannen. Die Polizei der französischen Hauptstadt teilte mit, die "Freiheitskonvoi" getaufte Protestfahrt werde vor den Stadtgrenzen gestoppt. Wer gegen das Zufahrtsverbot verstößt, riskiert nach Behördenangaben zwei Jahre Haft, eine Geldstrafe über 4500 Euro und Führerscheinentzug.

In Brüssel ist der Sitz der EU das Ziel

Die Brüsseler Verwaltung teilte mit, die Polizei werde die Zufahrtsstraßen der belgischen Hauptstadt kontrollieren. Am dortigen EU-Sitz sowie in Paris wollen sich die Autofahrer sammeln, um für die Aufhebung von Corona-Beschränkungen zu demonstrieren. Vorbild sind die zahlreichen Trucker, die seit rund zwei Wochen das Zentrum der kanadischen Hauptstadt Ottawa blockieren.

Hier sammeln sich Protestfahrer im französischen Brest
Hier sammeln sich Protestfahrer im französischen BrestBild: Feuray Vincent/ABACA/picture alliance

In Südfrankreich waren am Mittwoch die ersten Fahrer gestartet, inzwischen kommen aus immer mehr Städten Teilnehmer dazu. Die Präfektur von Paris erklärte, um die öffentliche Ordnung nicht zu gefährden, werde den protestierenden Fahrern von Freitag bis Montag die Zufahrt verwehrt. In Brüssel wird der Protestkonvoi am Montag erwartet. Die Verwaltung der Region erklärte, Lkw-Demonstrationen würden per Dekret untersagt. Bisher sei noch keine Demonstration offiziell angemeldet worden.

Gegen "selbstgerechte Menschen auf der Straße" 

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach äußerte sich unterdessen kritisch zu den Protesten. Diese Bewegung halte er für problematisch, sagte der SPD-Politiker am Rande eines EU-Treffens in Grenoble. "Der Staat muss stehen, wenn es um den Schutz der Menschen geht, die vulnerabel sind." Es gehe nicht nur um Alte, sondern auch um Personen etwa mit Immunkrankheiten.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kann nur Schlechtes an der neuen Protestform finden
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kann nur Schlechtes an der neuen Protestform finden Bild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

"Diese Menschen verdienen unseren Schutz. Und da kann es nicht angehen, dass wir dann diesen Schutz nicht gewährleisten, nur weil es illegale Konvois auf der Straße von selbstgerechten Menschen gibt." Von diesen Menschen könne man nicht viel lernen, und der Staat dürfe sich nicht erpressen lassen, so Lauterbach weiter.

Lieferengpässe setzen Ford, Toyota und GM zu

Die Proteste kanadischer Trucker haben an der Grenze zu den USA den Verkehr auf einer zentralen Brücke behindert, die in die Autometropole Detroit führt. Es kommt zu Lieferengpässen, die bei Ford und Toyota bereits die Produktion beeinträchtigen. Der Konzern GM teilte mit, dass in Folge der Lastwagenfahrer-Proteste in Kanada zwei Produktionsschichten in der Fabrik in Lansing im US-Bundesstaat Michigan abgesagt werden mussten. GM baut dort SUVs.

Das US-Heimatschutzministerium teilte dem Sender CNN zufolge mit, dass Proteste von Lkw-Fahrern gegen Impfvorschriften in mehreren Metropolen geplant seien. In einem Bulletin des Ministeriums an die amerikanischen Behörden heiße es, der Konvoi werde voraussichtlich Mitte Februar in Kalifornien beginnen und Mitte März in Washington eintreffen.

In Kanada demonstrieren bereits seit Tagen Tausende Menschen gegen Corona-Maßnahmen und Impfvorschriften. Mit Lastwagen und anderen Fahrzeugen blockieren sie unter anderem Teile der Innenstadt von Ottawa. Nachahmer gibt es auch in Australien und Neuseeland.

sti/kle (dpa, rtr)