Papst wäscht Häftlingen in Rom die Füße
29. März 2018Papst Franziskus hat die diesjährigen Osterfeierlichkeiten in Rom mit dem Gründonnerstags-Gottesdienst in einem römischen Gefängnis eröffnet. In der Haftanstalt "Regina Coeli" erinnerte der Papst an das Letzte Abendmahl Jesu und die Demutsgeste Christi, der dabei seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte. "Ich bin ein Sünder wie ihr", so der Papst, "aber heute vertrete ich unter euch Jesus und knie mich nieder, um - wie er - euch die Füße zu waschen." Damit wolle er ihnen sagen: "Christus verlässt euch nie, er wird nicht müde, euch zu vergeben."
Jesus habe die gängigen Rangordnungen umgekehrt: "Wer Chef sein will, soll anderen dienen." Das sei durchaus mit Risiken verbunden, sagte der Papst. Aber hätten Könige und Herrscher dies mehr beherzigt - "wie viele Kriege hätten nicht stattgefunden". Die zwölf Männer, denen der Papst die Füße wusch, stammen aus Italien und sechs anderen Ländern. Die meisten sind Katholiken, unter ihnen sind aber auch zwei Muslime, ein orthodoxer Christ und ein Buddhist.
Am Ende der Messe mahnte Franziskus in Ergänzung auf eine Ansprache der Gefängnisdirektorin, gerecht könne eine Strafe nur sein, wenn sie Aussicht auf Hoffnung biete. Eine Strafe ohne Hoffnung, ohne Aussicht, dass jemand sich bessern und erneuern könne, sei unchristlich, ja unmenschlich. Daher sei die Todesstrafe an sich schon unchristlich und unmenschlich. Beim Friedensgruß im Gottesdienst hatte der Papst die Insassen zuvor aufgefordert, nicht nur an jene zu denken, die ihnen Gutes täten, sondern auch an jene, die ihnen Übles wollten, sie verletzt hätten.
Begonnen hatte der Besuch des Papstes auf der Krankenstation, bevor in der zentral gelegenen Rotunde der Anstalt der Gottesdienst mit der Fußwaschung folgte. Am Ende des Besuchs traf der Papst noch einige Insassen der Abteilung VIII; dort sind unter anderem Sexualstraftäter inhaftiert.
Am Gründonnerstag-Morgen hatte der Papst bei der Chrisammesse im Petersdom die "Heiligen Öle" geweiht, die bei Taufe, Firmung und Priesterweihe verwendet werden. Am Karfreitag steht für Franziskus der Gottesdienst zur Feier vom Leiden und Sterben Christi an. Am Abend folgt die Kreuzweg-Zeremonie am Kolosseum in Rom. Höhepunkt der Osterfeiertage ist die Messe auf dem Petersplatz in Rom am Sonntag, bei der Franziskus den Segen "Urbi et Orbi" ("Der Stadt und dem Erdkreis") spenden wird.
jj/hf (dpa, afp, kna, epd)