Die Christen wieder zusammenführen
13. Februar 2016
"In einer Welt, die von uns nicht nur Worte, sondern auch konkrete Taten erwartet, möge diese Begegnung ein Zeichen der Hoffnung für alle Menschen guten Willens sein", heißt
es in der nach dem historischen Treffen in der kubanischen Hauptstadt Havanna unterzeichneten Erklärung. Sie hofften, so die beiden Kirchenführer, dass die historische Begegnung "zur Wiederherstellung dieser von Gott gewollten Einheit beitragen kann".
Erstmals seit fast 1000 Jahren wieder an einem Tisch
Es war das erste Treffen der Oberhäupter von Katholiken und der russisch-orthodoxen Kirche seit der Kirchenspaltung 1054. Katholiken und Orthodoxe gehen seit dem Schisma im elften Jahrhundert getrennte Wege. Damals exkommunizierten sich die Oberhäupter der Ostkirche in Byzanz, dem heutigen Istanbul, und der Westkirche in Rom gegenseitig. Folge war die Eigenständigkeit der orthodoxen Kirchen. Orthodoxe und Katholiken müssten nun lernen, in all den Bereichen, wo es möglich und notwendig sei, ein einmütiges Zeugnis für die Wahrheit zu geben, heißt in der Erklärung, die in Kuba verabschiedet wurde.
Das sei umso notwendiger, weil "die menschliche Zivilisation in eine Zeit epochalen Wandels eingetreten" sei. Der Papst und Kyrill I. appellierten an die internationale Gemeinschaft, dringend zu handeln, um einer weiteren Vertreibung der Christen im Nahen Osten zuvorzukommen. Mit Blick auf Syrien und den Irak riefen sie die Staatenwelt dazu auf, sich zu vereinen, um der Gewalt und dem Terrorismus ein Ende zu setzen, und zugleich durch Dialog zu einer raschen Wiederherstellung des Friedens beizutragen.
Ein Appell auch in der Flüchtlingsfrage
Zudem betonten beide: "Einen dringenden Appell richten wir an alle Parteien, die in die Konflikte verwickelt sein können, auf dass sie guten Willen zeigen und sich an den Verhandlungstisch setzen." Die Millionen Flüchtlinge müssten in ihre Häuser zurückkehren können. Zudem prangerten die beiden Kirchenführer einen "zügellosen Konsum" an. Dieser beginne allmählich die Ressourcen des Planeten aufzubrauchen.
Enge Kontakte zu Putin
In den vergangenen Jahrzehnten trafen Franziskus und seine Vorgänger zwar andere orthodoxe Patriarchen, aber bisher nicht den russischen. Der 69-jährige Kyrill gilt als Freund der Ökumene, aber auch als Verfechter traditioneller Familienwerte und Gegner von Homosexuellenrechten. Kyrill pflegt engen Kontakt zum russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der Kremlchef bindet die orthodoxe Kirche als Machtstütze aktiv in seine Politik ein. Er sieht in ihr einen starken Verbündeten im Kampf gegen westlichen Liberalismus und Werteverfall. Kritiker sprechen von einer "unheiligen Allianz" von Staat und Kirche.
Kuba bildet für den Papst einen Zwischenstopp auf dem Weg nach Mexiko, wo er einen mehrtägigen Besuch absolviert. Auf dem Programm dort stehen unter anderem Besuche in Städten, die vom Drogenhandel geprägt sind, darunter Ciudad Juárez an der Grenze zu den USA. Mexiko hat die zweitgrößte katholische Gemeinde der Welt nach Brasilien.
Kyrill I. hält sich noch bis Sonntag in Kuba auf und reist dann nach Brasilien und Paraguay weiter.
haz/jj (dpa, epd, kna)