Papst spricht Hirtenkinder von Fátima heilig
13. Mai 2017In einer Grotte nahe dem Dorf Fátima soll am 13. Mai 1917 den damals neun und sieben Jahre alten Geschwistern Francisco und Jacinta Marto und ihrer zehnjährigen Cousine Lúcia dos Santos die Jungfrau Maria erschienen sein. Sechs Monate lang soll sich ihnen Maria jeweils am 13. des Monats gezeigt haben. "Wir nehmen die Geschwister in die Liste der Heiligen auf", sagte Papst Franziskus während der Messe vor hunderttausenden Gläubigen.
Papst Johannes Paul der II. hatte die Geschwister im Jahr 2000 seliggesprochen. Francisco und Jacinta sind die ersten Kinder, die heiliggesprochen wurden, obwohl sie nicht Märtyrer waren. Sie starben nur wenige Jahre - 1919 und 1920 - nach der Erscheinung. Die Heiligsprechung von Lúcia wird noch geprüft. Das Mädchen wurde später Nonne und starb 2005 im Alter von 97 Jahren.
Zum 100. Jahrestag der Marienerscheinung bestärkte der Papst die Christen im Vertrauen auf die Gottesmutter. Maria könnte allen Hoffnung und Frieden geben, sagte Franziskus und verurteilte zudem die "Gleichgültigkeit, die unser Herz erstarren lässt". Kirche müsse missionarisch, einladend, frei, treu sowie "arm an Mitteln und reich an Liebe" sein.
Tosender Empfang
"Hoch lebe der Papst, hoch lebe der Papst", sangen die Pilger, die die Straßen säumten, als der Papst bereits am Freitag im Papamobil durch Fátima fuhr. Medien berichteten von rund 400.000 Menschen, die auf dem Platz der Basilika auf das katholische Kirchenoberhaupt warteten.
In der Erscheinungskapelle verrichtete Franziskus acht Minuten lang ein privates Gebet vor der Marienstatue und weihte einige Kerzen. Er komme als Prophet und Bote, um allen die Füße zu waschen, rief Franziskus aus. Als Bischof im weißen Gewand sei er gekommen, um Maria als Frau im weißen Gewand zu huldigen. Anschließend betete er gemeinsam mit anderen Gläubigen in der Kapelle den Rosenkranz.
Als Zeichen der besonderen Verehrung der Muttergottes hatte der Papst ein spezielles Geschenk mitgebracht: die sogenannte Goldene Rose. Der goldene Rosenzweig in einer Silbervase mit Papstwappen ist ein den Päpsten vorbehaltenes Mitbringsel zur Marienverehrung.
Vor den Gläubigen sagte Franziskus, "als Pilger des Friedens" bitte er "für die Welt um Eintracht unter den Völkern". Er bat die Gottesmutter, dass es gelingen möge, Mauern einzureißen, Grenzen zu überwinden "und die Gerechtigkeit und den Frieden Gottes" zu verkünden. Maria möge den Menschen helfen, dem Vorbild der seligen Francisco und Jacinta zu folgen.
Überraschendes Treffen mit einer Flüchtlingsfamilie
Während seines Besuchs in Fátima hat Papst Franziskus eine Flüchtlingsfamilie empfangen. Das nicht im Programm angekündigte Treffen fand vor der Heiligsprechungsfeier in der Unterkunft des Papstes statt. Bei der Familie handelt es sich um Palästinenser, die in den 50er Jahren in den Irak emigriert und von dort wegen des Krieges 2003 nach Syrien geflohen waren. Mit Ausbruch des Syrien-Konflikts flüchteten sie erneut über Libyen mit dem Boot nach Lampedusa. Inzwischen leben sie in Portugal – mit vier Generationen von der Urgroßmutter bis zum vier Monate alten Baby.
Franziskus ist nur für knapp 24 Stunden in Portugal. Mit mehreren Millionen Pilgern jährlich ist Fátima der zweitgrößte Wallfahrtsort Europas.
ml/rk/kle (kna, epd, dpa, afp)