"Gefahr, die Humanität zu verlieren"
18. April 2015"Wir dürfen nicht müde werden, auf ein umfassenderes Engagement auf europäischer und internationaler Ebene zu dringen", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche nach einer Audienz für den italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella. "Es ist offensichtlich, dass die Ausmaße des Phänomens eine sehr viel weitreichendere Beteiligung erfordern." Italien fordert schon seit langem von den anderen EU-Ländern mehr Unterstützung, etwa bei der Unterbringung von Flüchtlingen während ihr Asylantrag geprüft wird. Seit Anfang 2014 hat das Land fast 20.000 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet. Dafür bedankte sich der Papst bei Mattarella.
Auch Präsident Mattarella forderte ein weiteres Mal mehr Unterstützung. Mit Blick auf die vielen Menschen, die auf dem Weg über das Mittelmeer ums Leben kommen, sagte er: "Diese zerstörten Leben stellen die Würde der internationalen Gemeinschaft bloß. Wir laufen Gefahr, unsere Humanität zu verlieren."
Flüchtlinge erreichen Sizilien
Seit vergangenem Wochenende sind nach Angaben von Überlebenden mehr als 450 Flüchtlinge auf ihrem Weg Richtung EU im Mittelmeer ertrunken. 11.000 weitere Migranten wurden vor allem von der italienischen Küstenwache, aber auch von Handelsschiffen und Booten der viel kritisierten EU-Grenzschutzmission "Triton" gerettet. Rund hundert von ihnen wurden am Samstag nach Palermo auf Sizilien gebracht. Die meisten stammen aus Somalia. Viele waren zu schwach zum Stehen.
Auch in der Hafenstadt Messina wurden über 450 weitere Flüchtlinge, darunter 50 Kinder, zwei Neugeborene und acht Schwangere, von einem italienischen Marineschiff an Land gebracht. Sie stammten aus Äthiopien, Eritrea und Syrien. Die sizilianischen Städte sind mit dem Ansturm überfordert. So stehen nicht genügend Unterkünfte für die Flüchtlinge zur Verfügung.
chr/fab (ap, dpa, afp)