Papoulias bekommt Hilfe in Berlin
7. Januar 2013"Die deutsch-griechischen Beziehungen sind geprüft worden - und sie haben sich bewährt", sagte Griechenlands Staatspräsident Karolos Papoulias umgeben von antiken Statuen aus der Blütezeit Griechenlands. Zwar sind die zwischenstaatlichen Beziehungen beider Länder nicht so alt, wie es das olympische Erbe ist, dennoch aber reichen sie weit zurück. Schon kurz nach der deutschen Reichsgründung 1871 wurde Griechenland zugesichert, dass alle von deutschen Archäologen ausgegrabenen Originale im Land bleiben sollten. Das war für die damalige, kolonial geprägte Zeit alles andere als selbstverständlich. Normalerweise wurden die Fundstücke nach Paris, London oder an andere Museumsorte verschifft.
Dieser Vertrag von Ernst Curtius aus dem Jahr 1875 gelte noch heute, erinnerte Bundespräsident Joachim Gauck am Ende des gemeinsamen Rundgangs durch die Ausstellung "Mythos Olympia - Kult und Spiele" im Martin-Gropius-Bau in Berlin. Historiker bezeichneten den Vertrag als "Großtat des Friedens und der Kultur", war in der Ausstellung zu lesen, die ein halbes Jahr zum Teil noch nie gezeigte Ausgrabungsstücke präsentierte.
Papoulias: Deutschland soll investieren
Griechenlands derzeitiger wirtschaftlicher Niedergang steht im krassen Gegensatz zur olympischen Blütezeit. Schon damals sei das Prinzip der Solidarität geprägt worden, das von Griechenland aus zur Grundlage der europäischen Kultur wurde, zog Papoulias dennoch Parallelen. An die Deutschen gerichtet appellierte er, in Griechenland zu investieren. "Ich versichere ihnen, dass die Aktivitäten Gewinn bringen werden", so Papoulias. In Griechenland habe sich viel getan, und das Volk habe hohe Kosten zu tragen.
Der Bundespräsident nahm die "gelungene, mustergültige Zusammenarbeit" bei der Konzeption der Ausstellung zum Anlass, auch von seiner Seite aus der Hoffnung auf eine Vertiefung der Beziehungen Ausdruck zu verleihen. "Wie viel Positives Deutschland und Griechenland bei dieser Ausstellung zustande gebracht haben, das wünsche ich mir auch auf politischen und wirtschaftlichen Ebenen," sagte Gauck. Deutschland werde auch in Zukunft an der Seite Griechenlands stehen - echte Freundschaft bewähre sich in Zeiten der Krise. "Beide Seiten müssen sich der Verantwortung in der Entwicklung der Europäischen Union bewusst werden."
Gauck: Mehr miteinander als übereinander reden
Beim anschließenden gemeinsamen Mittagessen führte Gauck diesen Appell weiter aus. Was den normalen Bürgern in Griechenland seit Jahren abverlangt werde, würden die Deutschen sehr wohl zu schätzen wissen. Und er wage sich gar nicht auszumalen, was in Deutschland passieren würde, gebe es ähnliche Sozialkürzungen. Doch viele würden wissen, dass sich die Lage nur dann wirklich bessern könne, wenn die erforderlichen Reformen in Staat und Gesellschaft durchgeführt würden.
Er sei froh, dass die Bundesregierung bei der Modernisierung Griechenlands helfe, so Gauck, wie zum Beispiel in der Verwaltung oder im Gesundheitswesen. Die Zeiten gegenseitiger verletzender Kommentierungen in der Presse seien nun vorbei. Er habe den Eindruck, dass wieder mehr miteinander als übereinander gesprochen werde.
Der Bundespräsident erwähnte auch die 17-jährige Exilzeit Papoulias' in Deutschland. Durch seine journalistische Arbeit bei der Deutschen Welle stehe er auch persönlich für die engen bürgerschaftlichen Beziehungen beider Länder.
Merkel trifft Samaras
Mit dem Treffen beider Staatspräsidenten startete das offizielle politische Leben in Berlin nach einer langen Weihnachtspause ins neue Jahr. Das Thema Griechenland wird wohl auch in 2013 auf der Agenda bleiben. Auch die Kanzlerin wird sich gleich am Dienstag der derzeit wohl größten Baustelle in Europa widmen. Sie empfängt den griechischen Ministerpräsidenten Antonis Samaras.