Panamakanal - was bringt der Ausbau?
13. April 2014Sie kommen aus dem Staunen nicht mehr raus, so riesig ist die Baustelle. Die US-Touristen sind anderthalb Stunden mit dem Bus von Panama City nach Colon gefahren. Das Aussichtscenter ermöglicht den Blick auf eine der größten Baustellen der Welt. Unten liegt die Einfahrt zum Panamakanal, davor wird gebaut und gebaggert. Gigantische Mengen Erde und Sand wurden bereits transportiert, große Aushebungen gemacht, die nun mit Beton verschlossen werden. Hohe Wände und Stufen sind zu sehen und Drahtgeflechte. Bauarbeiter und Kräne wirken winzig klein.
Die neuen Schleusen des Panamakanals bei Colon werden 427 Meter lang und 55 Meter breit sein. Das sind vier Fußballplätze. 30 Millionen Kubikmeter Erde wurden bewegt, nur um die Einfahrt vom Atlantik über den See Gatun zu vertiefen und zu erweitern. Später soll Platz für die Containerschiffe sein, die heute noch zu groß für den Kanal sind. Es sind die sogenannten Post-Panamax-Schiffe, also Schiffe, die länger sind als 294,3 Meter und breiter als 32,3 Meter.
Wettebewerbsfähig bleiben
"Der Ausbau wird dazu führen, dass größere und neuere Schiffe durch den Kanal fahren, denn die Nachfrage in Nord- und Südamerika ist da", sagt Søren Skou, CEO des dänischen Unternehmens Maersk, eine der größten Containerschiffsreedereien der Welt in einem aktuellen Kommentar für die Oxford Business Group. "Größere Schiffe reduzieren die Kosten durch weniger Spritverbrauch."
Die Reeder sind daran interessiert, weniger, dafür aber größere Schiffe über die Weltmeere zu schicken. Die Panama Canal Authority, die panamaische Kanalgesellschaft, hofft im Gegenzug auf höhere Einnahmen pro Schiff. Das ärgert den Maersk-Chef. Die Preisstruktur müsse wettbewerbsfähig sein, mahnt er.
Größtes Bauprojekt in der Geschichte
Die Panamaer zeigen sich davon unbeeindruckt. 5,3 Milliarden US-Dollar investieren sie in den Ausbau des Kanals und diese Kosten müssen schließlich wieder reinkommen. 10.000 Festangestellte hat die Kanalgesellschaft. 30.000 Mitarbeiter sind mit dem Ausbau des Kanals zusätzlich beschäftigt. Der neue Panamakanal ist das größte Bauprojekt in der Geschichte des Landes. Ein Konsortium unter dem Namen "Grupo Unidos por el Canal" führt den Ausbau durch, dabei sind Firmen aus Spanien, Belgien, Italien und natürlich Panama.
Ein Besuch in der Zentrale der Kanalgesellschaft zeigt ein Unternehmen in Feierstimmung. Gerade werden noch die letzten Fassaden der historischen Gebäude gestrichen, drinnen ist bereits alles originalgetreu restauriert worden. Dunkle Teakholzböden, aufwändige Wandgemälde, polierte Schiffsuhren. Im August feiert man hundertjährigen Geburtstag.
Gebühren steigen
"Wir rechnen mindestens mit einer Verdoppelung der Einnahmen", erklärt Oscar Bazan von der Kanalbehörde: "Und wir sind sicher, dass auch Maersk den neuen größeren Panamakanal nutzen wird", fügt er selbstbewusst hinzu.
Im Interview mit der DW macht er deutlich, dass der Kanal auch vom Schiefergasboom in den USA profitieren wird. "Dieses Gas wird auf Schiffen transportiert und diese Schiffe werden den erweiterten Panamakanal durchfahren." Auf die Frage, ob das nicht gefährlich sei, lacht er: "Natürlich werden wir alle weltweiten Normen bezüglich des Transports gefährlicher Güter erfüllen."
Derzeit arbeite man außerdem an einer neuen Tarifstruktur und führe Gespräche mit der Schiffsindustrie. Später soll es in Panama eine öffentliche Anhörung zu den Tarifen geben.
Wem nützt der Kanal
Auf jeden Fall soll deutlich werden, dass von den erwarteten Einnahmen alle Panamaer etwas haben. Denn in der Bevölkerung ist man durchaus skeptisch. "Der Kanal ist gut, aber er ist zu wichtig geworden und die Einnahmen werden nicht richtig verteilt", sagt der 28-jährige Franklin Morales, der in einer Anwaltsfirma arbeitet. "Wir müssen das Geld in die Bildung investieren und in die Jugend", betont er. Hinter ihm erstreckt sich die beeindruckende Skyline von Panama City. Wohnhäuser mit Luxuswohnungen. Dennoch gilt ein Viertel der Bevölkerung als arm. Daran wird wohl auch der Kanalausbau wenig ändern.