Palästinenserinnen in Deutschland
27. Juli 2012Der Berliner Verein "Fußball und Begegnung" wurde 2009 von engagierten jungen Fußballerinnen in Berlin gegründet. Mit ihrem Projekt "Discover Football“ will die Organisation internationale Fußballerinnen nach Berlin bringen und die Entwicklung des Frauenfußballs fördern. In diesem Jahr ist ein Team aus Palästina zu Gast in Berlin und Potsdam.
Die Einladung geht auf eine Nahostreise des brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck zurück, der die Mannschaft bei einem Besuch in Bethlehem kennengelernt hatte. Der Fußballverein "Turbine Potsdam" lud daraufhin die Gruppe zu einer Trainingswoche nach Potsdam ein. Das palästinenesische Team, zu dem auch sieben Nationalspielerinnen gehören, war während seines Aufenthalts auch am Donnerstag (26.7.) in Berlin beim Projekt "Discover Football" zu einem Freundschaftsspiel zu Gast.
Gegen traditionelle Rollenbilder angehen
Auch wenn die erste Hälfte des Spiels von den Berlinern gewonnen wurde, war die zweite Halbzeit, als die Teams untereinander gemischt spielten, für beide Seiten erfolgreich. Die Kapitänin der palästinensischen Frauenfußball-Mannschaft, Jaklin Jazrawi, sagte nach dem Spiel, dass der Wettkampf den palästinensischen Spielerinnen neue Erfahrungen gebracht habe und sie sich wünschen, dass dieser Austausch weitergehe.
Die Entwicklung der Mannschaft sei in den vergangenen Jahren etwas vorangegangen, weil die Spielerinnen auch Unterstützung vom palästinenensischen Fußballverband bekommen. "Wir sind in Palästina vielleicht noch nicht ganz so weit bei der Anerkennung des Frauenfußballs, aber wir arbeiten daran. Der Frauenfußball hat sich sehr entwickelt, die Menschen heißen die Fußballerinnen immer öfter willkommen."
Sportplätze meist Männern vorbehalten
Das Training sei nicht immer einfach, schildert Jaklin Jazrawi, denn die Mädchen kämen aus der Umgebung nach Bethlehem und müssten teilweise weite Anfahrtswege in Kauf nehmen. Zudem gebe es leider nicht genug Sportplätze. "Diese bleiben meist den Männermannschaften vorbehalten. Aber ein- bis zweimal in der Woche trainieren die Frauen."
Stürmerin Nevin al Kolayb ist die einzige im palästinenensischen Team, die ein Kopftuch trägt. "Es ist nicht festgelegt", sagt sie. Jeder könne entscheiden, ob er es tragen wolle. Der erste Frauenfußballverein in Palästina wurde 2003 gegründet. Zu dem Zeitpunkt entstand auch bereits die Idee, eine eigene Nationalmannschaft aufzubauen. Die Mannschaft besteht jeweils etwa zur Hälfte aus Musliminnen und Christinnen.
Das Selbstbewusstsein stärken
Sara Schlote, eine der Organisatorinnen des Freundschaftsspiels am Donnerstag in Berlin, ist selbst begeisterte Fußballerin. "Unser Ziel ist es, Frauen in der ganzen Welt kennenzulernen und zu sehen, wie man dort Fußball spielt, ob sie unterstützt werden in ihrem Sport und was sie durch den Sport und über den Sport in ihren Ländern erreichen für die Frauenrechte", so die junge Berlinerin.
So habe zum Beispiel ein Team aus Togo, das ebenfalls schon auf Einladung des Vereins zu Gast in Berlin war, auf häusliche Gewalt in seiner Heimat aufmerksam gemacht. Andere Mannschaften setzen sich mit der Aids-Problematik auseinander und helfen bei der Aufklärung darüber in ihren Heimatländern, weil sie über den Fußball an die Menschen herankommen.
Nach dem Spiel konnten sich die Frauen aus Bethlehem noch den Film "Football under cover" ansehen, der anläßlich eines Freundschaftsspiels 2006 im Iran entstanden war. Außerdem besichtigten sie eine Ausstellung des Vereins, in der Frauen aus Palästina, Ägypten, Polen, der Ukraine und Deutschland über ihre Erfahrungen beim Fußballspiel berichten.