Osterinsel setzt nach Corona auf Nachhaltigkeit
Während der Corona-Pandemie war die Osterinsel vor der Küste Chiles für den Tourismus gesperrt. Nun sind die Grenzen wieder offen - doch die Einheimischen wollen nicht zu ihrem früheren Lebensstil zurückkehren.
Nur Wellen und Wind
Rund 3700 Kilometer von der chilenischen Küste entfernt liegt die Osterinsel mit ihren berühmten Steinskulpturen, Moais genannt, mitten im Pazifik. Früher zog die Insel rund 160.000 Touristinnen und Touristen pro Jahr an, die Wirtschaft hängt zu gut 70 Prozent vom Tourismus ab. Doch dann kam Corona, und die Osterinsel schloss im März 2020 ihre Grenzen.
Einsame Idylle
Die nächsten zweieinhalb Jahre waren die rund 8000 Einheimischen, die auf der zu Chile gehörenden Insel leben, von der Welt abgeschnitten: Wegen der großen Entfernung zum Festland und der beschränkten medizinischen Kapazitäten schottete sich die Insel nach dem Auftreten der ersten Corona-Fälle in Chile weitestgehend ab.
Blumiger Empfang
Anfang August 2022 landete das erste Touristenflugzeug seit 28 Monaten auf der Insel - der Flug war mit 300 Passagieren ausgebucht. Die Insulanerinnen und Insulaner begrüßten die Besucher mit Blumenkränzen. Touristinnen und Touristen, die die Osterinsel besuchen möchten, müssen gegen das Coronavirus geimpft sein und einen negativen PCR-Test vorlegen.
Tradition statt Massentourismus
Mit einem Ritual für die Pacha Mama ("Mutter Erde") bereiten sich diese Männer auf die Ankunft der ersten Touristen seit zwei Jahren vor. Viele Insulaner möchten allerdings nicht zum Lebensstil von vor der Pandemie zurückkehren: "Ich hoffe, dass wir aus der Pandemie eine Lehre für die Zukunft ziehen können", sagte Julio Hotus, Mitglied des Ältestenrates der Osterinsel, der Nachrichtenagentur AFP.
Zurück zu den Wurzeln
Früher wurden die Inseln fast ausschließlich von Chile aus mit Lebensmitteln versorgt. Während der Pandemie waren die Einheimischen gezwungen, selbst Landwirtschaft und Fischfang zu betreiben. So wie Olka Ickapakarati, die hier in ihrem Garten Gemüse anbaut. Was sie nicht aß, teilte Ickapakarati mit ihren Nachbarn - so machten es viele Familien, und ein inselweites Unterstützungsnetzwerk entstand.
Kein Tourismus, kein Einkommen
Vor der Pandemie verkaufte Ickapakarati kleine Moai-Figuren an Touristen - 82 Prozent der Einheimischen sind wirtschaftlich vom Tourismus abhängig. Als die Besucher ausblieben und Ickapakarati deshalb kein Einkommen mehr hatte, wandte sie sich der Landwirtschaft zu und lebte ähnlich wie ihre Vorfahren. "Wir hatten nichts mehr, aber wir begannen zu pflanzen", sagte Ickapakarati gegenüber AFP.
Bedrohte Riesen
Zukünftig wollen sich die Insulaner zumindest einen Teil ihrer zurückgewonnen Autarkie und damit eine nachhaltige Lebensweise bewahren. Die Pandemie hat das Bewusstsein für den Klimawandel geschärft - auch in Hinblick auf die Moais. Die bis zu 20 Meter hohen ikonischen Steinstatuen, die um 1500 errichtet wurden, sind durch heftige Regenfälle, starke Winde und Meereswellen bereits beschädigt.
Archäologisches Erbe in Gefahr
"Der Klimawandel mit seinen extremen Wetterereignissen gefährdet unser archäologisches Erbe", so Vairoa Ika, Umweltdirektor von Hanga Roa, gegenüber AFP. Bürgermeister Pedro Edmunds Paoa fordert, dass Schutzmaßnahmen für die Moais ergriffen werden - notfalls müssten sie mit Glaskuppeln geschützt werden, auch wenn das sowohl den authentischen Anblick als auch die Touristenfotos zerstören würde.
Weniger ist mehr
Ein nachhaltigerer Tourismus ist durch die Pandemie wahrscheinlicher geworden: Vor Corona landeten jeden Tag zwei Flugzeuge auf der Insel - laut Ältestenrat "eine Lawine". In nächster Zeit sind stattdessen nur zwei Flüge pro Woche geplant. Das entspricht etwa einem Drittel des früheren Touristen-Aufkommens - und so bleibt es in dieser malerischen Bucht vielleicht noch länger ruhig statt überfüllt.