Ost-Ukraine: Im Schatten des Krieges
Sajzewe ist ein Dorf an der Front: Hier im Osten der Ukraine leben nicht viele Menschen. Die, die noch da sind, sehnen sich vor allem nach Frieden. Doch der scheint weit entfernt zu sein - trotz der Wahl.
Sieg und Frieden
Zerstörte Häuser gibt es in der Ost-Ukraine viele. Fünf Jahre sind seit der Annexion der Krim vergangen. Die Kämpfe zwischen ukrainischen Kräften und Separatisten, die von Russland unterstützt werden, hören aber nicht auf. Rund 13.000 Menschen wurden in der Zeit getötet, ein Viertel von ihnen waren Zivilisten. Für Soldat Oleg reicht Frieden aber nicht aus: "Nur der Sieg" sei eine Option.
Wichtige Versorgung
Die Regierung schickt Truppen, um die Bevölkerung mit dem Nötigsten zu versorgen: Brot, Kohle, Feuerholz. Ab und zu kommt aber auch ein gepanzerter Wagen an die Frontlinie. Es ist ein fahrbarer Geldautomat: Bürger beider Konfliktseiten können kommen und ihn nutzen.
Kurze Auszeit
2014 nahmen Rebellen das Dorf in der russischsprachigen Donezk-Region ein. Ein Jahr später gewannen die ukrainischen Kräfte die Macht in Sajzewe zurück. Bis heute ist der Frieden allerdings brüchig. Soldaten müssen die Bewohner in Sajzewe immer noch regelmäßig mit Lebensmitteln versorgen. Ab und zu ist aber eine kurze Auszeit drin, um zum Beispiel den Ziegennachwuchs zu streicheln.
An der Front
600 Kilometer von Sajzewe entfernt, arbeitet sich Petro Poroschenko an Russland ab. Er will die Präsidentschaftswahl Ende März gewinnen. Für die Wähler, auch in Sajzewe, ist der Konflikt mit Russland das größte Problem der Ukraine. Die Schützengräben erinnern jeden Tag an den Konflikt.
Keine Hoffnung
Die 73-jährige Raisa Taranenko sieht jeden Tag die Einschusslöcher in ihrer Tür. Sie lebt 600 Meter von den Schützengräben der Separatisten entfernt. Das gestapelte Feuerholz soll sie wie eine Schutzmauer vor den Patronen schützen. Taranenko wünscht sich, dass der Krieg zu einem Ende kommt: "Aber es ist nicht klar, wie sich die Situation entwickeln wird. Es gibt keine Hoffnung für irgendetwas."
Frieden unter feindlichen Bedingungen
Ähnlich sieht es Ilya. Er ist Mitglied des Asow-Bataillons, das das ukrainische Innenministerium eingesetzt hat. Im Kampf hat er schon ein Auge und einen Arm verloren. Hoffnung auf nachhaltigen Frieden hat er nicht. "Diejenigen, die auf Frieden zählen, werden Frieden finden. Aber unter feindlichen Bedingungen", ist Ilya überzeugt. "Solch einen Frieden brauchen wir aber nicht."
Friedensgespräche nötig
Die Auswirkungen des Konflikts sind in Sajzewe deutlich zu sehen. Die Ukraine und die NATO werfen Russland vor, die Separatisten mit Waffen zu versorgen. Es gibt auch Hinweise auf die Beteiligung russischer Truppen. Moskau aber sagt, die Rebellen würden nur politisch unterstützt. Ob Friedensgespräche zwischen der Ukraine und Russland etwas bringen? Die Bewohner von Sajzewe hoffen auf Frieden.
Endlich Frieden?
Denn der Konflikt trennt ganze Familien. Nikolai Yushkov (r.) ist 70 Jahre alt. Er lebt in dem benachbarten Mayorsk. Mit seinem Sohn und seiner Tochter wohnt er auf einem Stück Land, das von der Ukraine kontrolliert wird. Seine zweite Tochter lebt ein Stück weiter, unter separatistischer Kontrolle. "Alle sagen: Wir müssen uns hinsetzen und verhandeln", sagt er. "Frieden. Wir brauchen Frieden."