Orientierungshilfe für Schulabgänger
10. Februar 2014Ein wenig verloren steht Abiturientin Wiebke zwischen den Messeständen der Messe "Einstieg Köln". Die 17-Jährige ist mit ihren Mitschülern angereist, um ein wenig Klarheit in ihre berufliche Zukunft zu bringen. "Auf der einen Seite interessiere ich mich für Design und kreative Sachen, andererseits aber auch für Reisen und Hotelmanagement", erzählt Wiebke eingeschüchtert vom riesigen Angebot der Messe.
Hier stellen 314 Aussteller aus 13 Ländern Studiengänge, Ausbildungsmöglichkeiten, Stipendien für Auslandsaufenthalte und vieles mehr vor. Die Messe findet jährlich in sieben deutschen Städten statt, unter anderem in Berlin, München und Hamburg. Die "Einstieg" ist so auch für internationale Absolventen, die gerne in Deutschland studieren oder arbeiten möchten, interessant. Mit einem einzigen Messebesuch kann man die Studien- und Ausbildungsangebote einer ganzen Region kennenlernen.
Starthilfe im Orientierungsbereich
Der Andrang ist entsprechend groß. In Köln stürmten bereits am Eröffnungstag 15.000 Schüler, Eltern und Lehrer die Messehalle. Absolventen wie Wiebke, die noch nicht genau wissen, was sie werden möchten, drohen im Chaos der Vorträge, Talkrunden und Aussteller unterzugehen. Deshalb wartet direkt am Messeeingang ein großer Orientierungsbereich. Hier geben Mitarbeiter der "Einstieg GmbH" Starthilfe für einen erfolgreichen Messebesuch. Ichrak Boubaker von der Studien- und Berufsberatung macht Unentschlossenen und Orientierungslosen im Speed-Coaching Mut. Viele Absolventen seien verunsichert durch den Druck, die richtige Entscheidung treffen zu müssen. Deshalb rät Boubaker: "Man sollte sich trauen, einfach mal irgendwo anzufangen. Es ist keine Einbahnstraße sich jetzt für etwas zu entscheiden, ein Wechsel ist jederzeit möglich."
Neben dem Speed-Coaching können Messebesucher aus dem In- und Ausland am heimischen Computer oder auch direkt im Infobereich einen Orientierungstest machen. Auf Basis von Interessen und Fähigkeiten empfiehlt die Software den Nutzern passende Universitäten, Ausbilder oder Agenturen. Eine große Hilfe bei so vielen Möglichkeiten, findet der 17-jährige Jonas Wohlert. Laut Test sind für ihn besonders Studiengänge in den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften und Technik geeignet. "Der Test hat mir geholfen, das was ich schon vermutet habe noch einmal zu bestätigen", freut sich Jonas erleichtert. Und mit dieser Wahl hat er auch gute Berufschancen, denn gerade im naturwissenschaftlichen Bereich und in den Ingenieurswissenschaften fehlen in Deutschland noch immer Fachkräfte.
In die Ferne schweifen: die International Corner
Ein weiteres Highlight der Messe ist die jährlich wachsende International Corner. Hier werben Universitäten aus 13 Ländern um deutsche Absolventen. Zum ersten Mal dabei ist in diesem Jahr auch die Ramkhamhaeng-Universität aus Bangkok in Thailand. Die Universität wolle sich international stärker vernetzen und habe großes Interesse daran, besonders deutsche Studierende zu gewinnen, erklärt Satin Soonthornpan, Leiter des Instituts für Internationale Studien. "Deutsche Studenten sind bei uns beliebt. Wenn sie für ein Semester zu uns kommen, arbeiten sie sehr hart und gehören immer zu den besten 10 Prozent der Studierenden", erklärt Soonthornpan.
Zu diesen Studierenden könnte auch Christina Gerz bald gehören. Die Abiturientin weiß im Gegensatz zu vielen anderen Messebesuchern schon ganz genau, wie ihre berufliche Zukunft aussehen soll: möglichst international. "Ich möchte im Ausland Entwicklungshilfe machen und danach auch dort studieren. Neue Kulturen kennen lernen und über meine Grenzen hinausgehen, das ist mein Ziel", erzählt die Schülerin. An Thailand mag sie besonders die entspannte Lebensweise und die Kultur und Religion, da sie selbst Buddhistin ist.
Zum Medizinstudium nach Osteuropa
Ein Studium im Ausland bietet aber nicht nur Einblick in neue Kulturen, die Universitäten in der International Corner eröffnen den Besuchern auch vielfältige Studienmöglichkeiten. Beispielsweise im Fachbereich Medizin, der an deutschen Unis hart umkämpft ist. Die ungarische Universität Szeged bietet schon seit Jahren das Studium der Humanmedizin in deutscher Sprache an. Im Unterschied zu Deutschland wird hier bei der Vergabe der Studienplätze nicht nur auf den Notendurchschnitt, den Numerus Clausus, geachtet, sondern auch auf Vorkenntnisse im Bereich der Naturwissenschaften und die persönliche Motivation. Motivation ist auch das A und O für einen erfolgreichen Messebesuch. Wer sich gut vorbereitet ins Getümmel stürzt, kann die Messe optimal nutzen und behält den Überblick im vielfältigen Angebot.