Oppositionskandidat Faye wird neuer Präsident im Senegal
26. März 2024Bis vor wenigen Monaten war der linke Oppositionspolitiker Bassirou Diomaye Faye in Senegals Bevölkerung kaum bekannt. Mit einem spektakulären Sieg sicherte er sich nun die Präsidentschaft. Es ist das erste Mal, dass in dem westafrikanischen Land ein Machtwechsel im ersten Wahlgang entschieden worden ist.
Eine seiner Prioritäten als Präsident werde die "nationale Versöhnung" sein, sagte Faye in seiner ersten Rede nach Bekanntgabe seines Siegs. Er kündigte außerdem an, "die Korruption auf allen Ebenen zu bekämpfen", die Institutionen wieder aufzubauen und die Lebenshaltungskosten zu senken. Faye versprach zudem, der Senegal werde ein "sicherer und zuverlässiger" Verbündeter aller "respektvollen" ausländischen Partner bleiben.
Das Land steht vor einem massiven politischen Einschnitt. Faye hatte sich selbst im Wahlkampf als "Kandidat für den Systemwechsel" und als Vertreter eines "linken Panafrikanismus" bezeichnet. Zudem hatte er in Aussicht gestellt, die Einkünfte aus den reichen Rohstoffvorkommen des Landes gerechter verteilen zu wollen. Vor allem muss der neue Staatschef neue Arbeitsplätze schaffen. Die Hälfte der rund 18 Millionen Senegalesinnen und Senegalesen ist jünger als 18 Jahre alt.
Eine der bislang stabilsten Demokratien
Der Senegal gilt als eine der stabilsten Demokratien Afrikas und hat seit seiner Unabhängigkeit von Frankreich 1960 - anders als andere Staaten der Region - keinen Umsturz oder Militärputsch erlebt.
Der scheidende Präsident Macky Sall und Regierungskandidat Amadou Ba gratulierten Faye am Montag zum Sieg, noch bevor die offiziellen Ergebnisse der Abstimmung vom Sonntag veröffentlicht worden waren. Der 62-jährige Ex-Premierminister Ba war selbst in seinem eigenen Wahlkreis vernichtend geschlagen worden.
Faye, der am Montag 44 Jahre alt wurde, gilt es rechte Hand des 49 Jahre alten populären Oppositionsführers Ousmane Sonko. Da Sonko bei der Präsidentschaftswahl nicht kandidieren durfte, trat Faye an.
Beide sind erst zehn Tage vor der Wahl aus dem Gefängnis entlassen worden, wo sie wie Hunderte weitere Menschen wegen Vorwürfen im Zusammenhang mit Protesten der vergangenen Jahre einsaßen. Sonko selbst wurde verurteilt, weil er einen Minister der Korruption beschuldigte. Er erhielt außerdem zwei Jahre Haft wegen "Korrumpierung der Jugend", nachdem er von einem Vergewaltigungsvorwurf freigesprochen worden war.
Senegals künftiger Präsident Faye saß von April 2023 bis zum 15. März ohne Verurteilung im Gefängnis, weil er die Justiz wegen Sonkos Prozessen scharf kritisiert hatte.
Eigentlich hätten die mehr als sieben Millionen Wähler bereits am 25. Februar über die Nachfolge von Präsident Sall abstimmen sollen. Dieser durfte nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten. Doch Sall sagte Anfang Februar den Wahltermin ab und verschob ihn auf Ende des Jahres. Die Entscheidung führte zu massiven Protesten im Land, bei denen vier Menschen getötet wurden. Die Opposition sprach von einem "institutionellen Putsch". Der Verfassungsrat im Senegal erklärte die Verschiebung schließlich für ungültig. So wurde am 24. März gewählt. Salls Amtszeit endet am 2. April.
se/sti (afp, dpa, ap, rtr, kna)