Durchhalten in Kiew
9. Februar 2014Bei der Großkundgebung von Zehntausenden Regierungsgegnern in Kiew zeigte sich die prowestliche Opposition selbstbewusst und warnte vor einem Eingreifen Russlands in den ukrainischen Machtkampf. "Uns fürchtet mittlerweile nicht nur Präsident Viktor Janukowitsch, sondern auch schon sein Unterstützer (Kremlchef) Wladimir Putin", sagte die Journalistin Tatjana Tschornowol, die Ende Dezember von einem Schlägerkommando krankenhausreif geprügelt worden war.
EU soll Sanktionen verhängen
Der Oppositionspolitiker Vitali Klitschko rief die Europäische Union erneut zu Strafmaßnahmen gegen Janukowitsch auf. Der Regierungsgegner Dmitri Bulatow wurde per Telefon zugeschaltet und rief seine Anhänger zum Durchhalten auf. "Wir haben nicht die Absicht, uns zu ergeben", sagte er unter dem Beifall der Menge. Bulatow, der nach eigenen Angaben verschleppt und gefoltert worden war, wird derzeit in Litauen medizinisch behandelt.
Nähere Anbindung an den Westen
Regierungsgegner campieren seit nunmehr 80 Tagen im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt. Auslöser war die Entscheidung von Präsident Janukowitsch, ein über Jahre mit der Europäischen Union ausgehandeltes Assoziierungs- und Freihandelsabkommen nicht zu unterzeichnen - und stattdessen eine engere Anbindung an Russland zu verfolgen.
Diplomatischer Zwist
Die EU und die USA treten in dem Konflikt als Vermittler auf. Nachdem eine abfällige Bemerkung der US-Europabeauftragten Victoria Nuland über die EU für diplomatischen Verstimmungen sorgte, waren beide Seiten am Wochenende darum bemüht, die Wogen zu glätten.
Die EU und die USA verfolgten in der Ukraine "absolut die gleichen Ziele", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie rief zu einem einheitlichen Auftreten "im Sinne der Menschen in der Ukraine" auf. Wenn es in Nuancen Unterschiede gebe, "müssen wir offen darüber reden", forderte Merkel.
Die Krise in der Ukraine beschäftigt an diesem Montag auch die EU-Außenminister. Es geht in Brüssel unter anderem um Möglichkeiten, einen politischen Wechsel in dem osteuropäischen Land durch wirtschaftliche Hilfen zu unterstützen. Entscheidungen über ein Hilfspaket soll es aber noch nicht geben.
uh/wl (dpa, afp )