Opferzahl nach Hurrikan "Dorian" steigt weiter
10. September 2019Der verheerende Hurrikan "Dorian" hat auf den Bahamas mindestens 50 Menschen getötet. Dies teilte die Polizei des Karibikstaates mit. Es werde davon ausgegangen, dass bei den Such- und Bergungseinsätzen weitere Tote entdeckt würden. Zahlreiche Menschen würden auch mehr als eine Woche nach Ankunft des Hurrikans noch vermisst.
Tausende Bewohner der betroffenen Inseln im Norden des Karibikstaates wurden mittlerweile auf die bevölkerungsreichste Insel, New Providence, sowie auch in die USA gebracht. Allerdings mussten am Sonntag 119 Menschen eine Fähre in den US-Bundesstaat Florida wegen fehlender US-Visa in der bahamaischen Stadt Freeport wieder verlassen. Bürger der Bahamas dürfen ohne Visum in die USA einreisen, wenn sie einen Reisepass und ein polizeiliches Führungszeugnis vorzeigen. Freeport, die größte Stadt der Insel Grand Bahama, liegt nur etwa 90 Kilometer von der Küste Floridas entfernt.
US-Präsident Donald Trump sagte, jeder müsse absolut korrekte Ausweispapiere haben. Er wolle keine Personen ins Land lassen, die sich illegal auf den Bahamas aufhielten - darunter seien "sehr schlechte Menschen".
"Dorian" hatte am 1. September die Abaco-Inseln als Hurrikan der höchsten Kategorie getroffen und war später über Grand Bahama beinahe zum Stillstand gekommen. Erst am Mittwoch war der Wirbelsturm komplett über die Inselgruppe hinweggezogen. Der bahamaische Gesundheitsminister Duane Sands sagte im Rundfunk, er glaube, die endgültige Zahl der Todesopfer werde "überwältigend" sein. Angesichts der Zerstörung konnten Helfer nur nach und nach in die betroffenen Gebiete vorrücken.
An diesem Dienstag sollen niederländische und deutsche Marinesoldaten ihren Hilfseinsatz auf den Bahamas beginnen. Das niederländische Docklandungsschiff "Johan de Witt", ein Hubschrauberträger, fahre seit Sonntag mit Kurs auf das Katastrophengebiet, hieß es aus dem Verteidigungsministerium. An Bord des Schiffes sind auch 66 deutsche Marinesoldaten.
"Es ist uns ein Anliegen, die Menschen vor Ort bei der Bewältigung der Hurrikanschäden bestmöglich zu unterstützen. Deshalb versorgen die Einsatzkräfte die Bevölkerung mit dringend benötigten Nahrungsmitteln und Trinkwasser", erklärte der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Henning Otte. "Sie erstellen auch ein Lagebild von den entstandenen Schäden."
Der Einsatz werde in enger Zusammenarbeit mit den niederländischen Streitkräften durchgeführt. Er soll nach Angaben des Verteidigungsministeriums bis zum 18. September dauern. Das Schiff hatte im Hafen von Philipsburg der Karibikinsel St. Martin gelegen und hatte dort Ladung und Material erhalten. Schiff und Mannschaft waren eigentlich für eine Zertifizierungsübung in dem Gebiet. Die "Jan de Witt" ist ein Multifunktionsschiff, das auch als Transporter und mobile Arbeitsplattform dienen kann.
Am Wochenende richtete "Dorian" auch im Osten Kanadas schwere Schäden an. In der Hafenstadt Halifax wurden Windgeschwindigkeiten von 140 Stundenkilometern gemessen, in der Provinz Nova Scotia waren nach Angaben der Behörden 500.000 Haushalte ohne Stromversorgung. Die kanadische Regierung schickte rund 700 Soldaten in die betroffenen Provinzen. Sie sollen bei der Wiederherstellung der Stromversorgung, der Beseitigung von Straßenschäden und anderen Rettungsmaßnahmen behilflich sein.
Der Wirbelsturm, der über den Bahamas noch zur höchsten Hurrikan-Kategorie 5 gehörte, wurde vom kanadischen Hurrikan-Zentrum auf die Stärke eines "sehr intensiven post-tropischen Zyklons" herabgestuft.
stu/as (dpa, afp)