Opec wird wohl weniger Öl fördern
5. Dezember 2018Energiewende hin oder her - noch hängt die Welt am Öltropf. Während in Polen die Welt darüber diskutiert, wie sich die Klimaerwärmung bremsen lässt, treffen sich quasi "die Bösen" in Wien: am Donnerstag das Ölkartell Opec und am Freitag Opec+, ein Zusammenschluss aus 24 kooperierenden Staaten, darunter Russland. Thema wird sein, wie sie ihre Einnahmen durch die Ölproduktion maximieren können. Darum war es zuletzt weniger gut bestellt, da die Ölpreise in den letzten Wochen eine gewaltige Talfahrt hingelegt haben.
Die große Frage ist mal wieder: Ist die Opec noch einflussreich genug, um die Preise auf dem Ölmarkt zu beeinflussen?
Katar will die Opec verlassen
Unmittelbar vor dem Treffen des Ölkartells hatte Katar zu Beginn dieser Woche angekündigt, aus der Opec auszutreten. An den Beratungen am Donnerstag und Freitag will Katar aber noch teilnehmen. Es ist das erste Mal, dass ein arabisches Land das Ölkartell verlässt. Der Austritt wird nur "eine kleine Wirkung haben, aber keine signifikante", meint Spencer Welch vom Analysehaus IHS Markit gegenüber der DW, "da die Produktionsmenge Katars relativ klein ist". Das Land liefert nur rund zwei Prozent der gesamten Opec-Ölexporte.
"Katar wird keine tiefgreifende Veränderung mit sich bringen, es sei denn, andere Länder folgen dem Beispiel, was die Integrität des Kartells potenziell gefährden könnte", glaubt Joice Mathew von United Securities. Er hält es für nicht wahrscheinlich, dass andere Mitglieder dem Beispiel Katars folgen werden, sagte Mathew gegenüber der DW.
Die großen Drei
Schon länger gibt nicht mehr nur die Opec auf dem Ölmarkt den Ton an. Schwergewichte sind außerdem Russland und die USA. Die Amerikaner sind dank Fracking zum weltweit größten Ölproduzenten aufgestiegen. Insgesamt könnten die drei größten Produzenten - Russland, Saudi-Arabien und die USA - in diesem Jahr einen Anteil am Weltmarkt von 40 Prozent erreichen. Die Opec-Staaten inklusive Saudi-Arabien kommen dagegen nur auf knapp 33 Prozent.
"Die Opec spielt immer noch eine wichtige Rolle, aber es wird immer deutlicher, dass die Bewegungen auf dem Ölmarkt von der Troika aus USA, Russland und Saudi Arabien bestimmt werden", sagt auch Ole Hansen von Saxo Bank gegenüber der DW.
Saudi-Arabien hat das erkannt und mit Russland zusammen die Allianz Opec+ geschmiedet, in der 24 Staaten vertreten sind. In diesem Rahmen einigten sich die Beteiligten Ende 2016 erstmals auf Förderkürzungen. So ist das Treffen am Freitag, an dem die Nicht-Opec-Länder dazustoßen, viel entscheidender als die Opec-Sitzung am Donnerstag.
Ölkürzungen stehen im Raum
An beiden Tagen wird es darum gehen, ob die Ölfördermengen weiter zurückgefahren werden sollen. Die Opec-Länder und auch Russland brauchen einen höheren Ölpreis, um ihre Staatshaushalte zu finanzieren. Laut dem Internationalen Währungsfonds benötigt allein Saudi-Arabien einen Ölpreis von rund 77 US-Dollar pro Barrel, um im Haushaltsjahr 2019 genügend Einnahmen zu erzielen.
Vor dem OPEC-Treffen hat US-Präsident Donald Trump per Twitter mitgeteilt, dass er eine Verringerung der Öl-Fördermengen nicht für sinnvoll hielte. Die Welt, so der Politiker am Mittwoch, wolle keine höheren Ölpreise sehen und brauche sie auch nicht.
Zurzeit gilt noch ein Produktionslimit von 32,5 Millionen Barrel am Tag, das Januar 2017 eingeführt wurde. Zuletzt hatten Opec und Opec+ diese Förderkürzung immer wieder verlängert und gleichzeitig darauf abgezielt, das Limit auch wirklich auszuschöpfen. Nun kann es eine weitere Kürzung der Ölmenge geben.
"Dass die Förderkürzung auf 2019 verlängert wird, ist eigentlich klar. Die Frage ist nur, um wie viel und von welchem Ausgangsniveau sie berechnet wird", sagt Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Die grundlegenden Entscheidungen bei den Opec-Zusammenkünften werden in der Regel vorab festgelegt, bei dem Treffen geht es nur noch um Details.
Vorab, am vergangenen Sonntag, hatte der omanische Ölminister Mohammed bin Hamad Al-Rumhy gesagt, er gehe davon aus, dass die Opec bei ihrem bevorstehenden Treffen die Fördermenge senken werde. Auch der Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Suhail Al Mazroui, deutete kürzlich an, dass die Produktion reduziert werden müsse.
Aus anderen Opec-Kreisen heißt es, es sei noch unklar, ob Saudi-Arabien eine Drosselung im gewünschten Ausmaß durchsetzen könne. Russland sei nicht bereit, die Fördermenge in dem Maß, wie sich das die Opec vorstellt, zurückzufahren, hieß es. So könnte die Entscheidung um ein bis zwei Monate vertagt werde, auch wenn sich die beiden Ölgrößen Russland und Saudi-Arabien am Rande des G20-Gipels in Buenos Aires bereits auf eine Reduktion verständigt haben sollen.
Es droht Ärger mit den USA
Gerade solche bilateralen Absprachen der Saudis mit Russland seien aber ein Problem, meint Algeriens früherer Energieminister Chakib Chelil. Sie könnten dazu führen, dass sich andere Opec-Länder ein Beispiel an Katar nehmen und der Opec ebenfalls den Rücken kehren und sie damit weiter schwächen. Die Organisation stehe womöglich vor einem historischen Wendepunkt, so Chelil.
Unter Druck steht Saudi-Arabien zudem, weil neue Kürzungen US-Präsident Donald Trump gar nicht gefallen. Er will den Ölpreis niedrig halten und scheut sich nicht, Saudi Arabien als Kopf der Opec in diesem Sinn unter Druck zu setzen.
So hat Trump bereits sein Justizministerium beauftragt, ein sogenanntes No Oil Producing and Exporting Cartels Act (Nopec)-Gesetz zu prüfen. Es ist eine alte Idee. Käme Nopec, könnten die 14 Opec-Mitgliedsstaaten verklagt werden, denn dann wäre es nach US-Kartellrecht illegal, Absprachen zur Öl- oder Gasproduktion oder deren Preise zu treffen.