Opec mit neuem Chef
2. Juni 2016Bei ihrer regulären halbjährlichen Sitzung in Wien haben die Mitglieder der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) Mohammed Barkindo zum neuen Generalsekretär gewählt. Der Nigerianer wird das Amt ab August für zunächst drei Jahre übernehmen.
Der ehemalige Leiter des nigerianischen staatseigenen Mineralölunternehmens folgt auf Abdalla El-Badri aus Libyen, dessen reguläre Amtszeit schon seit Jahren überschritten war. Lange hatten sich die zerstrittenen Opec-Staaten nicht auf einen Nachfolger verständigen können.
Unstimmigkeiten innerhalb des Kartells sind ein Grund für den anhaltend niedrigen Ölpreis, ein Fass pendelt zur Zeit um die Marke von 50 US-Dollar.
Iran versus Saudi-Arabien
Zwar ist der radikale Preisverfall für den wichtigen Rohstoff, der die Notierung Anfang des Jahres bis unter 30 Dollar pro Ölfass trieb, mittlerweile vorbei. Aber von alten Höhen sind die Preise von Rohöl und Benzin nach wie vor weit entfernt. Hauptgrund sind die Animositäten zwischen Iran und Saudi Arabien, beide gewichtige Mitglieder der Organisation erdölexportierender Ländern OPEC. Sie ringen seit Monaten um die Vorherrschaft im Kartell, seit nämlich die Wirtschaftssanktionen westlicher Länder gegen den Iran Stück um Stück fallen.
Seitdem hat der Iran wieder Zugang zum Weltmarkt, kann seine Ölförderung wieder ausbauen und wieder mehr Erdöl verkaufen. Teheran will das Förder-Niveau wieder erreichen, das der Iran vor Beginn der Sanktionen hatte. Im letzten Monat exportierte der Iran gut zwei Millionen Fass Rohöl am Tag und will diese Quote bald fast verdoppeln. 3,8 Millionen Fass seien möglich, so der iranische Ölminister Bidschan Sanganeh am Mittwoch.
Saudi Arabien aber stellt sich auf den Standpunkt, wenn Iran nicht mit allen anderen OPEC-Ländern die Förderung sofort begrenze, werde man das selbst auch nicht tun. Die Folge: Auf dem Weltmarkt wird weiterhin zu viel Öl angeboten, die Nachfrage bleibt bei der schwächelnden Weltkonjunktur mau, die Preis bleiben tief.
Iran: "Kein Vorteil"
Auch jetzt wieder wies der iranische Ölminister Forderungen nach einer Reduzierung der Förderung zurück. Eine Produktionsbremse brächte für sein Land "keinen Vorteil”, so Bidschan Sanganeh. Das gelte aber auch für die anderen Opec-Mitglieder, die noch für rund ein Drittel des weltweiten Ölangebots stehen.
Ein Treffen mit anderen wichtigen Ölproduzenten wie Russland in Doha Anfang April hatte ebenfalls kein Ergebnis gebracht. Die OPEC mit ihren 13 Mitgliedern selbst versucht seit letztem Dezember vergeblich, nach Jahren erstmals wieder verbindliche Förderquoten festzulegen. Vor allem Saudi Arabien als der größte Produzent innerhalb der Opec treibt diese Versuche voran.
Benzinpreis steigt weniger
Unterstützt wird Saudi Arabien dabei von den Golfstaaten Katar, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ein geeminsamer Vorstoß der arabischen Länder lief in Wien aber offenbar ins Leere. "Der Golf-Kooperationsrat bemüht sich um ein koordiniertes Vorgehen", hatte ein Opec-Vertreter noch vor dem Treffen angekündigt. Und so bleibt alles wie bisher, eine Förder-Begrenzung wird nicht umgesetzt. Marktexperten hatten bereits im Vorfeld des Opec-Treffens unterstrichen, dass ein Beschluss einer großen Überraschung gleichkommen würde.
Der Ölpreis war im Januar in Folge der Uneinigkeit innerhalb der OPEC auf 27 Dollar pro Fass abgestürzt. Das war der tiefste Stand seit mehr als einem Jahrzehnt. Seither zog der Preis auf rund 50 Dollar an. Der Preis für Benzin an den Tankstellen folgte dieser Entwicklung nur zum Teil: Mitte Mai lag er auf demselben Niveau wie zu Jahresbeginn, obwohl der Rohölpreis seitdem deutlich gestiegen ist.
tko/ar/wen/bea (dpa, rtr, afp)