Ohne Haaland fehlt dem BVB die Wucht
2. Dezember 2020Am Ende war es doch noch ein guter Tag für Borussia Dortmund, auch wenn eine schlechte Nachricht einige dunkle Wolken über das Westfalenstadion geschoben hatte. Der BVB hat mit einem 1:1 (1:0) vorzeitig das Achtelfinale der Champions League erreicht. Die Mannschaft von Trainer Lucien Favre hat damit eines der Saisonziele bereits geschafft.
Die weniger erfreuliche Botschaft des Abends: Erling Haaland war weder bei diesem Spiel dabei, noch wird er in den nächsten Wochen für den BVB auflaufen können - weil er sich im Training einen Muskelfaserriss zugezogen hatte, wie der Klub vor dem Spiel gegen Lazio mitteilte.
BVB-Spiel auf Haaland zugeschnitten
"Dann müssen es eben die anderen richten", sagte Michael Zorc und versuchte damit die Verantwortung auf mehrere Schultern im Team zu verteilen. Allerdings war bei dieser Aussage des BVB-Sportdirektors wohl mehr der Wunsch Vater des Gedankens. Schließlich weiß auch Zorc, dass der Norweger nicht ohne weiteres zu ersetzen ist beim BVB. Allein in den ersten vier Partien der Gruppenphase erzielte er sechs Treffer für die Dortmunder. Der BVB hat sein Spiel auf ihn zugeschnitten, das dürfte nun für Probleme sorgen.
In den vergangenen Monaten hatte Haaland fast immer in der Startelf gestanden und wurde getragen von seiner (Tor-) Euphorie. Es schien immer so erfolgreich weiter zu gehen, Woche für Woche. Doch nun ist es anders gekommen. Trainer Lucien Favre räumte vor dem Spiel gegen Rom einen Fehler in der sogenannten Belastungssteuerung durch den Trainerstab ein. "Erling wird bis Anfang Januar nicht mehr spielen. Er hat vielleicht zu viel gespielt", sagte der BVB-Coach. Immerhin vier Bundesligapartien, eine in der Champions League sowie eine im DFB-Pokal muss das Favre-Team noch bis zur rund einwöchigen Winterpause ohne den Torjäger absolvieren.
Turm in der Brandung fehlt
Dass das schwierig werden könnte, zeigte nicht zuletzt die Partie gegen die Italiener. Die Dortmunder spielten in der ersten Hälfte vor allem um den Lazio-Strafraum herum, immer auf der Suche nach dem Turm in der Brandung, der allerdings nicht mehr auftauchen sollte. Es fehlten gegen die Italiener lange die schnellen, tiefgreifenden Schritte des 20-Jährigen, der bullige Körper und diese Abschlussstärke, mit der er schon so manchen Gegner zur Verzweiflung getrieben hat. Zu viele Kurzpässe, zu wenig Wucht prägten das Spiel der Dortmunder.
Dass der BVB trotzdem zur Pause in Führung gehen konnte, hatte das Team einem Fehler von Rom-Torhüter Reina im Spielaufbau zu verdanken. Die Dortmunder fingen den Ball kurz hinter dem gegnerischen Strafraum ab, drei schnelle Pässe und plötzlich tauchte Raphael Guerreiro vor dem Lazio-Tor auf und verwandelte zum 1:0 (45.).
Auch während der zweiten Hälfte machte sich das Fehlen Haalands deutlich bemerkbar. Eigentlich hätte der BVB aus einem komfortablen Umschaltspiel agieren können - hätte der pfeilschnelle Norweger auf dem Platz gestanden. Vielmehr gelang es den Dortmundern viel zu selten, zumindest für ein wenig Torgefahr zu sorgen. So konnte Lazio den Druck erhöhen und die Römer erhielten zu allem Überfluss auch noch einen äußerst umstrittenen Elfmeter von Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz zugesprochen. Ciro Immobile traf vom Punkt zum 1:1 (67.). Zudem musste auch noch Abwehrchef Mats Hummels in der Nachspielzeit verletzt ausgewechselt werden.
Am Ende zitterten sich die Borussen über die Zeit. Und sie werden hoffen, dass ihr Torjäger möglichst schnell wieder das Trikot überstreifen und Tore für das Team erzielen kann.