Kanye West heißt jetzt Ye
1. Oktober 2018Promo muss sein, wenn ein neues Album erscheint. Und so hat sich Kanye West in den letzten Wochen sehr oft bemerkbar gemacht. Denn am vergangenen Samstag sollte "Yandhi" erscheinen. Zeitgleich hat West auf Twitter folgenden Satz von sich gegeben: "The being formerly known as Kanye West - I am YE" (Das Wesen, früher bekannt als Kanye West - ich bin YE")
Prince-Fans lächeln müde, den Gag gab es von dem 2016 verstorbenen Popidol bereits vor einem Vierteljahrhundert - Prince nannte sich aufgrund von Differenzen mit seiner Plattenfirma "The Artist Formally Known As Prince" - oder kurz "TAFKAP". Dass Kanye West es ihm nun gleichtut, ist nichts Ungewöhnliches, viele Popstars haben eine Namensänderung vollzogen. Die Beispiele sind in unserer Bildergalerie zu sehen.
"Ye" hat eine religiöse Bedeutung
Den Spitznamen "Ye", mal groß, mal klein geschrieben, trägt Kanye West schon seit langem, sein achtes - ganze 23 Minuten langes - Album trug diesen Titel, auch sein Name auf Twitter lautet so. Dass er ihn nun als offiziellen Künstlernamen verwenden will, ist wohl seiner Religiosität zu verdanken. "Ye" sei das meistgeschriebene Wort in der Bibel und bedeute "du", erklärte er bereits vor Wochen in einem Interview mit dem US-Radiosender KRRL. "Also ich bin du, ich bin wir, es ist wir. Es war Kanye, was der Einzige bedeutet, und wurde einfach Ye - eine Reflexion von uns im Guten, im Schlechten und im Verwirrten."
Das muss man nicht verstehen, Kanye West greift öfter zu solch verschwurbelten Sätzen, wenn er sich in Szene setzt. Selbstverliebt und quasi gottgleich tritt er auf, gerade auch bei der US-Comedyshow "Saturday Night Live", wo er sein neues Album und seinen neuen Namen präsentierte. Zum großen Vergnügen der Zuschauer trat er als Wasserflasche auf.
Eine Reihe von Abstrusitäten
Vielleicht ist dies nun das Ende einer längeren Reihe von Abstrusitäten, durch die der Rapper und Produzent in der letzten Zeit aufgefallen ist. Der Mann, der sich selber zu einem Gesamtkunstwerk erklärt hat, verkündete vor einer Woche, er wolle die Likes in den sozialen Netzwerken abschaffen.
"Es gibt Leute, die Selbstmord begehen, weil sie zu wenig Likes bekommen", erklärte er auf Twitter und forderte eine Schaltkonferenz mit Twitter-CEO Jack Dorsey, Snapchat-Chef Evan Spiegel, den beiden Instagram-Gründern Mike Krieger und Kevin Systrom sowie Facebook-Chef Mark Zuckerberg.
Wie ernst er solche Vorstöße meint, ist nicht immer genau zu sagen. Dass offenbar zwei Seelen in seinem Körper leben, hat er schon auf seinem Juni-Album verkündet - dort stand mit großer Schrift der Satz "Ich hasse es, bipolar zu sein. Es ist großartig". Ein längerer Rückzug und intensive psychiatrische Behandlung scheinen das Problem nicht wirklich gelöst zu haben.
Pornos und eine neue Sprache
Beim US-Talkmaster Jimmy Kimmel erklärte Kanye unlängst, dass er auf freie Pornovideos im Netz stehe und nicht wenig Lust habe, selbst einen Pornofilm zu drehen und ihn unter seinem Label zu veröffentlichen.
Memefähig ist auch seine Idee, alle positiv konnotierten Vokabeln aus einem englischen Online-Wörterbuch zu benutzen, sie mit afrikanischen Parabeln zu vermischen und damit eine neue Sprache für den Weltfrieden zu erfinden.
Noch ganz dicht?
Umstritten sind seine Äußerungen zur Geschichte der Sklaverei in den USA. Er behauptete, die mehr als eine Million Sklaven hätten zu ihrem schrecklichen Schicksal selbst beigetragen. Das gab einen Shitstorm und läutete sogar das Ende seiner Ehe mit Kim Kardashian ein. Selbst Fans, Freunde und Familie begannen an seiner geistigen Gesundheit zu zweifeln.
Kanye versuchte zurückzurudern: "Natürlich weiß ich, dass Sklaven nicht aus freien Stücken auf ein Boot verfrachtet wurden", twitterte er und fügte hinzu: "Mein Punkt ist, dass wir in dieser Position geblieben sind, obwohl wir in der Mehrzahl waren. Das bedeutet, dass wir geistig versklavt waren."
Gott und Präsident
Für zusätzliche Irritationen sorgt immer wieder seine offene Zuneigung zum US-Präsidenten Donald Trump; sein liebstes Kleidungsstück ist das "MAGA"- Basecap, das auf Trumps "Make America great again" anspielt. In der "Saturday Night Live"-Show trug er allerdings dazu ein Sweatshirt des Trump-Widersachers Colin Kaepernick. Das war der Footballspieler, der sich als Zeichen gegen Rassismus weigerte, während der Nationalhymne im Stadion zu stehen - und daraufhin von Trump als "Hurensohn" bezeichnet worden war.
Solches scheint "Ye" genau so wenig zu stören wie die Drohbriefe, die ihn aufgrund seiner Trump-Verehrung erreichen, er verteidigt den US-Präsidenten bei jeder Gelegenheit und hält flammende Plädoyers für Trump. Damit nicht genug, Kanye West möchte selber einmal US-Präsident werden. 2020 möchte er antreten - diese Absicht hat er nun noch einmal bekräftigt.
Bei alledem wirkt die schon wochenlang andauernde Schlammschlacht zwischen ihm und Kim Kardashian wie eine Gute-Nacht-Geschichte. Das Album "Yandhi" ist noch nicht erschienen. Es soll aber aus acht Songs bestehen, unter anderem mit Mitwirkung des verstorbenen Rappers XXXtentacion und 6ix9ine.