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Offshore liegt im Trend

Ralf Köpke10. November 2005

Europas Energieunternehmen planen verstärkt Windparks auf hoher See. Sie wollen sich das gute Geschäft nicht entgehen lassen. Auch in Deutschland haben sie große Pläne.

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110 Meter hohe Windräder 14 Kilometer vor der dänischen NordseeküsteBild: AP

Windturbinen an Land sind in Deutschland mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Gut 16.000 Anlagen stehen hier inzwischen. Investoren und Betreiber zieht es aber aufs Meer hinaus. Dort im so genannten Offshore-Bereich weht der Wind stetiger und kräftiger, was in der Regel doppelt so hohe Stromerträge wie an Land erbringt.

Die Europäische Windenergie-Vereinigung erwartet bis zum Jahr 2020, dass europaweit tausende Windmühlen mit einer Gesamtkapazität von 80.000 Megawatt vor den Küsten stehen. Zum Vergleich: Das wäre mehr als doppelt so viel wie derzeit an Land und entspräche der Leistung von mehr als 60 modernen Atomkraftwerken.

Nicht nur ein Image-Gewinn

Auch wenn sich bislang in Europas Gewässern nur wenige Offshore-Mühlen drehen, zeichnet sich ein Trend ab: Bei fast allen Projekten sind große Energieversorger mit an Bord. Zu den Pionieren zählt der dänische Stromversorger ENERGI E2. Seit zwei Jahren ist E2 am Offshorepark Nysted südlich der Ostsee-Insel Lolland beteiligt. Mit einer Leistung von 165 Megawatt ist Nystedt derzeit der weltweit größte Windpark im Meer. Neben diesem Image-Gewinn gab es für Vorstandschef Torkil Bentzen weitere Gründe, sich an Nysted zu beteiligen: "Wir sehen, dass unsere traditionellen Energiequellen immer teurer werden. Dagegen wird die Windkraft immer wettbewerbsfähiger. Mit den Rahmenbedingungen, wie wir sie heute in Dänemark haben, machen wir mit den Offshore-Anlagen ein gutes Geschäft. Das erwarten wir künftig auch in anderen Ländern Europas."

So ist E2 an geplanten Offshoreparks in Großbritannien und Deutschland beteiligt. Aber nicht nur E2 will künftig Kraftwerke auf See betreiben. Das Offshore-Geschäft zieht immer mehr große Energieversorgungsunternehmen (EVU) an, meint auch Andreas Nauen, der Geschäftsführer von Siemens Wind Power: "Das sehen wir in Großbritannien, wo Firmen wie Centrica, Npower Renewables, oder Eon Renewables dabei sind. Dort geht es eindeutig in Richtung EVU und Offshore. Gleiches war in Dänemark schon immer der Fall und wir sehen auch das Interesse einiger deutscher EVU, sich da umzutun."

Energiemultis wie Shell, der französische Monopolist EdF (Electricité de France) oder der schwedische Vattenfall-Konzern haben sich erste Offshore-Projekte gesichert. Nach einer jüngsten Erhebung sind die großen europäischen Energieversorger an einem Dutzend Offshoreparks mit einer Gesamtleistung von mehr als 10.000 Megawatt Leistung beteiligt.

Kapital und Erfahrung

Für diese Entwicklung gibt es Gründe: Die Energiekonzerne haben das Kapital, um die millionenschweren Projekte zu finanzieren. Außerdem haben sie die Erfahrungen, Kraftwerke zu managen. Denn die geplanten Offshoreparks auf See mit Leistungen von 500 bis 1000 Megawatt sind nichts anderes als große Kraftwerke. Das weiß auch Hermann Albers vom Bundesverband WindEnergie, der traditionell die kleineren und mittelständischen Windmüller betreut. Der Einstieg der Energieversorger in den Offshore-Bereich findet seinen Beifall. "Zunächst ist es einmal ein Erfolg der Windenergie und der Windbranche," sagt Albers. Erkannt würden nun die beiden Aspekte, dass es Sinn mache in Windenergie zu investieren, und dass es notwendig sei in Blick auf die Klimaprobleme. "Allerdings verbindet sich damit die Diskussion der Chancengleichheit, dafür hat die Politik zu sorgen."

Albers Forderung ist klar: Die Windmüller an Land dürften bei der Vergütung und den Netzanschlüssen gegenüber den Projekten auf See nicht benachteiligt werden. Eine solche Entwicklung ist aber nicht in Sicht: Auch wenn die Energiekonzerne mit ihren gut gefüllten Kassen ins Windgeschäft einsteigen, wird die Offshore-Sparte nach Branchenanalysen bis zum Jahr 2010 allenfalls einen Anteil von fünf Prozent am Gesamtmarkt haben. Vielleicht sollten sich die Energiekonzerne deshalb überlegen, auch verstärkt Windparks an Land zu bauen.