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Qualifizierte Migranten benachteiligt

1. Dezember 2014

Generell gelingt es Deutschland gut, Zuwanderer in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Anders sieht dies bei Migranten mit hoher Bildung aus, wie die OECD bilanziert. Sorgen bereiten auch ausländische Jugendliche.

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Diego aus Spanien (Foto: dpa)
Diego aus SpanienBild: picture-alliance/dpa/M . Tirl

465.000 Menschen sind im vergangenen Jahr dauerhaft nach Deutschland gezogen, wie aus vorläufigen Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervorgeht. Damit war Deutschland das zweitgrößte Einwanderungsland nach den USA.

Beschäftigung und Qualifikation der Migranten haben nach der jüngsten Studie der OECD deutlich zugelegt. So sind mehr als 56 Prozent der Zuwanderer, die weniger als fünf Jahre in Deutschland leben, in Lohn und Brot. Im Jahr 2000 waren es nur knapp 48 Prozent.

Qualifizierte Ausländer nicht gut integriert

Nicht gut gelungen ist allerdings die Integration der Zuwanderer mit einem hohen Ausbildungsniveau. Nur etwas mehr als die Hälfte von ihnen geht einem Beruf nach, der ihrer Qualifikation entspricht, resümiert die OECD. Der Rest sei entweder nicht in Beschäftigung oder arbeite in einem niedriger qualifizierten Beruf.

Als problematisch bezeichnen die Experten zudem den hohen Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die Deutsch nur schlecht lesen und schreiben können. Dies betreffe mehr als ein Drittel der im Ausland Geborenen, heißt es in der Studie weiter.

Stärkere Betreuung gefordert

Vor diesem Hintergrund fordert die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), eine stärkere Betreuung von Jugendlichen aus Migrantenfamilien nach der Schule. Ihnen müsse ebenso wie ihren Familien vermittelt werden, welche Bedeutung eine Ausbildung in Deutschland habe und welche Möglichkeiten ihnen dafür offenstünden. "Jeder junge Mensch in unserem Land braucht eine Ausbildung", sagte Özoguz. Dies sei wichtig für die Jugendlichen selbst, liege aber auch im Interesse der gesamten Gesellschaft.

Zugleich beklagte Özoguz im Rundfunksender NDR Info, dass es vor allem für Bewerber mit einem türkischen oder arabischen Namen schwierig sei, eine Lehrstelle zu bekommen. Diese würden selbst dann "aussortiert, wenn sie ein 1,9-Abitur haben".

Gute Deutschkenntnisse erforderlich

Ähnlich äußerte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Dass junge Menschen mit ausländisch klingendem Namen es schwerer haben, zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden, ist leider richtig", sagte Merkel. Auch bei Zuwanderern mit Bildungsabschlüssen würden "immer noch zu viele Potenziale" verschenkt, bemängelte sie. Gleichzeitig betonte Merkel nochmals die Bedeutung guter Deutschkenntnisse. Das Erlernen der Sprache sei eine Notwendigkeit und eine Voraussetzung für eine qualifizierte Arbeit. Dazu sei Eigeninitiative nötig.

Die Türkische Gemeinde in Deutschland und die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, appellierten an die Unternehmen, anonymisierte Bewerbungsverfahren einzuführen. Sie seien ein ganz wichtiges Instrument für Chancengleichheit. Kein Arbeitgeber könne es sich leisten, "in Zeiten des Fachkräftemangels" Bewerbende auszuschließen, machte Lüders deutlich.

Für diesen Montag hat Merkel im Kanzleramt zum siebten Integrationsgipfel geladen. Schwerpunkt ist die Ausbildungssituation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund.

se/rb (dpa, artr, afp, epd)