OECD erwartet schwächeres Wachstum
3. Juni 2015Die Experten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwarten für dieses Jahr ein globales Wachstum von 3,1 Prozent. Das ist ein halber Prozentpunkt weniger als noch im November erwartet.
"Der Ausblick ist okay, nicht großartig", sagte die Chef-Ökonomin des Industrieländerclubs, Catherine Mann, am Mittwoch in Paris bei der Vorstellung der Prognose.
Ein Grund für den eingetrübten Ausblick sei die zuletzt schwächere Konjunktur in den USA und China. Es sei davon auszugehen, dass das Wachstum der Weltwirtschaft nur "allmählich anzieht", heißt es in dem Bericht. Den Durchschnittswerten aus der Zeit vor der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2008 werde sich die Konjunktur voraussichtlich erst Ende 2016 annähern.
Zu geringe Investitionen
OECD-Generalsekretär Angel Gurría forderte deshalb stärkere Investitionen. "Das Versagen, starkes und nachhaltiges Wachstum auszulösen, hat sehr reale Folgen - Arbeitsplätze gehen verloren, in den Industrieländern stagniert der Lebensstandard, in einigen Schwellenländern fällt die Entwicklung schwächer aus, und überall steigt die Ungleichheit", sagte Gurría.
Für die USA erwartet die OECD ein Wachstum von 2,0 Prozent in diesem und 2,8 Prozent im nächsten Jahr, für China 6,7 bzw. 6,8 Prozent. Diese Schätzungen wurden gegenüber den Prognosen vom November nach unten korrigiert.
Optimistischer sind die Konjunkturforscher dagegen für die Eurozone. Hier erwarten sie ein Wachstum der Wirtschaftsleistung von 1,4 Prozent in diesem und 2,1 Prozent im nächsten Jahr, etwas stärker als bisher angenommen. Für Deutschland werden für das laufende Jahr 1,8 Prozent und 2016 dann 2,4 Prozent Zuwachs erwartet.
Leichte Erholung auf dem Arbeitsmarkt
Ebenfalls am Mittwoch veröffentlichte Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat zeigen, dass die Zahl der Arbeitslosen in der Währungsunion im April etwas zurückgegangen ist. Bereinigt um jahreszeitliche Schwankungen sank die Arbeitslosenquote von 11,2 Prozent im März auf 11,2 Prozent.
In der Eurozone waren damit im April 17,85 Millionen Männer und Frauen offiziell arbeitslos, in der gesamten Europäischen Union waren es 23,5 Millionen. Das Gefälle zwischen den einzelnen Ländern ist groß.
Die nach einheitlichem EU-Standard berechnete Quote war in Deutschland mit 4,7 Prozent am niedrigsten, in Spanien (22,7%) und Griechenland (25,4%) am höchsten.
Angesichts guten Wirtschaftslage und günstiger Prognosen für Deutschland empfiehlt die OECD der Bundesregierung, "langfristige wachstumsfördernde Staatsausgaben" zu erhöhen - insbesondere zur Verbesserung der Kinderbetreuung sowie der Ausbildung Jugendlicher.
Eine Verminderung der Steuerlast könne außerdem dazu beitragen, dass mehr Frauen ganztags arbeiten. Dies könne die negativen Auswirkungen der alternden Bevölkerung auf die langfristigen Wachstumsaussichten ausgleichen.
bea/ (reuters, dpa, afp, OECD, Eurostat)