Stoltenberg wird NATO führen
28. März 2014Bei Insidern aus dem diplomatischen Gewerbe und bei der heimischen Presse galt er schon lange als aussichtsreichster Bewerber: Der frühere norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg wird neuer Nato-Generalsekretär. Nach einem Treffen des Nato-Rates der Botschafter wurde dies nun in Brüssel bestätigt. Den Posten hat im Moment der Däne Anders Fogh Rasmussen inne.
Der 55jährige Sozialdemokrat wurde dem Vernehmen nach von den USA, Großbritannien, Deutschland und schließlich auch Frankreich unterstützt. Stoltenberg war fast zehn Jahre lang Regierungschef seines Landes, bevor er im September die Parlamentswahl verlor.
Bundesregierung lobt überschwänglich
Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier begrüßte die Entscheidung für Stoltenberg. "Als versierter Diplomat bringt er genau das Profil mit, das wir in diesen turbulenten und auch schwierigen Zeiten brauchen: Kluge Analyse, ein kooperativer
Führungsstil und ein gutes Händchen für die richtigen Worte", so Steinmeier. Stoltenberg sei wie kaum ein anderer geeignet, die Nato weiter fit zu halten und angesichts großer neuer Aufgaben wie im Krisenmanagement oder bei der Cybersicherheit strategisch zu positionieren.
Der Norweger übernimmt das Amt in einer Zeit, in der das Militärbündnis mit schrumpfenden Verteidigungsausgaben vieler Mitgliedsländer und den neuen Spannungen mit Russland konfrontiert ist.
Krim-Annexion: Eiszeit
Nach der Besetzung der Krim durch Russland liegt die Zusammenarbeit zwischen Brüssel und Moskau auf Eis. Die neueren Nato-Mitglieder in Osteuropa und vor allem im Baltikum fürchten, dass Russland auch in ihren Ländern intervenieren könnte. Sie suchen deshalb die Rückendeckung des Bündnisses, das in Artikel 5 jedem Nato-Land bei einem Angriff militärischen Beistand zusichert.
Stoltenbergs Regierung hat die Nato-Einsätze in Afghanistan und Libyen unterstützt. Traditionell ist der militärische Oberkommandierende der Nato ein Amerikaner, während der Generalssekretär aus Europa stammt.
Rasmussens Amtszeit dauert bis Ende September. Er soll noch die Koordination des Nato-Gipfels am 4. und 5. September in Wales übernehmen, bei dem unter anderem das Ende des internationalen Kampfeinsatzes in Afghanistan auf der Tagesordnung steht.
SC/cw (afp, rtr, dpa)