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Wasserstoffbomben-Test empört die Welt

6. Januar 2016

Nordkorea bietet der Welt die Stirn. Mit dem ersten Test einer Wasserstoffbombe hätte die Atomwaffenentwicklung des Landes eine neue Dimension erreicht. Die USA wollten den Test bislang nicht bestätigen.

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Bilder des Atomtestgeländes in Nordkorea werden im südkoreanischen TVgezeigt. (Foto: Jung Yeon-Je / AFP )
TV-Berichterstattung in Südkorea zum Atomtest im NachbarlandBild: Getty Images/AFP/J. Yeon-Je

Das weithin isolierte Land hat nach eigenen Angaben erstmals eine Wasserstoffbombe getestet. Der Test sei erfolgreich verlaufen, meldete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf das staatliche nordkoreanische Fernsehen. "Wir sind jetzt eine Atommacht, die ebenfalls eine Wasserstoffbombe hat", hieß es demnach in der dort gesendeten Erklärung.

Südkorea und Japan verurteilten den Test aufs Schärfste. Dem kommunistischen Regime in Pjöngjang droht eine weitere Verschärfung der internationalen Sanktionen. Sollten die Angaben Nordkoreas stimmen, hätte die Atomwaffenentwicklung des Landes eine neue Dimension erreicht. Zwischen 2006 und 2013 hatte Nordkorea drei herkömmliche Atomtests unternommen, auf die der UN-Sicherheitsrat jeweils mit neuen Strafmaßnahmen reagiert hatte.

Zweifel an Nordkoreas Besitz einer Wasserstoffbombe

Atombomben werden mit Plutonium oder Uran hergestellt. Bei einer Wasserstoffbombe verschmelzen unter anderem Deuterium und Tritium, schwere Isotope des Wasserstoffs, zu Helium. Ihre Sprengkraft ist um ein Vielfaches höher als die einer Atombombe. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte im vergangenen Monat angedeutet, sein Land besitze eine Wasserstoffbombe. Er sagte laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA, Nordkorea sei "ein mächtiger Atomstaat, der bereit ist, eine selbstständige Atombombe und eine Wasserstoffbombe zu zünden, um seine Souveränität zu verteidigen".

Kims Äußerung war der erste explizite Hinweis auf eine Wasserstoffbombe, seine Aussagen wurden aber von internationalen Experten mit Skepsis aufgenommen. Auch in Südkorea wurden die Angaben zunächst angezweifelt.

Eine Satelliten-Aufnahme des nordkoreanischen Atomtestgeländes "Punggye-ri". (Foto: AP Photo/GeoEye, File)
Das nordkoreanische Atomtestgelände "Punggye Ri"Bild: picture-alliance/AP Photo/GeoEye

Nachbarländer in Alarmbereitschaft

Ein leichtes Erdbeben in der Nähe des Atomtestgeländes in Kilju im Nordosten Nordkoreas hatte im Ausland sofort Spekulationen um einen neuen Atomtest ausgelöst. Unterschiedlichen Angaben von Erdbebeninformationszentren in Südkorea, China, den USA und Europa zufolge erreichte der Erdstoß in der Nähe des Atomtestgeländes "Punggye Ri" eine Stärke zwischen 4,9 und 5,2 auf der Richter-Skala. Das chinesische Erdbebenzentrum erklärte, der Erdstoß sei vermutlich durch "eine Explosion" ausgelöst worden. Japan vermutete umgehend, dass Nordkorea einen neuen Kernwaffentest ausgeführt haben könnte. Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe sagte: "Das ist eine ernste Bedrohung für die Sicherheit unseres Landes". Der Atomtest sei absolut nicht hinnehmbar. Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo zitierte einen Regierungsbeamten, wonach Japan weitere Sanktionen gegen Nordkorea verhängen könnte.

Im benachbarten Südkorea rief Präsidentin Park Geun Hye ein Treffen des Nationalen Sicherheitsrats ein. Nordkoreas Atomtest sei eine Provokation und eine klare Verletzung von UN-Resolutionen, wurde Vizeaußenminister Lim Sung Nam von Yonhap zitiert. Nach der Verkündung des Tests durch Nordkorea sprach das Weiße Haus von einer "Provokation", auf die die USA "angemessen" reagieren würden. Die US-Regierung stellte aber zugleich klar, dass die Angaben aus Pjöngjang bislang nicht bestätigt werden könnten und noch überprüft werden müssten.

Mehr als 700-mal so stark wie Hiroshima?

Das historische Bild des Atompilzes von Hiroshima, nachdem die Atombombe 1945 in Japan abgeworfen wurde. (Foto: Archivbild reuters, Rechte liegen bei Dritten)
Zum Vergleich: Die Atombombe über Hiroshima hatte eine Sprengkraft von rund 13 Kilotonnen (Archivfoto)Bild: U.S. Army/Hiroshima Peace Memorial Museum via Reuters

Nordkoreas Atomprogramm beunruhigt die internationale Gemeinschaft seit vielen Jahren. Im Februar 2005 bekennt sich das kommunistische Regime in Pjöngjang erstmals offiziell zum Besitz von Atomwaffen, eineinhalb Jahre später führte das abgeschottete Land seinen ersten unterirdischen Atomtest durch. Die Vereinten Nationen verhängten daraufhin Sanktionen gegen Nordkorea, die nach weiteren Tests in den Folgejahren verschärft werden.

Südkoreas Regierung vergleicht die Sprengkraft der ersten Explosion vom Oktober 2006 mit der von weniger als einer Kilotonne TNT. Das damals ausgelöste Erdbeben der Stärke 4,2 dient dabei als wichtiger Indikator, da auf die Stärke nordkoreanischer Kernwaffen nur über die Heftigkeit der Detonation bei Tests geschlossen werden kann. Im Mai 2009 unternimmt Nordkorea einen zweiten Atomtest, der nach Schätzungen Seouls die Kraft von zwei bis sechs Kilotonnen hat. Der dritte Atomtest folgt im Februar 2013: Südkoreas Verteidigungsministerium spricht von einer Sprengkraft von sechs bis sieben Kilotonnen.

Dagegen errechnet die deutsche Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe eine Ladungsstärke von 40 Kilotonnen TNT-Äquivalent. Zum Vergleich: Die Atombombe, die 1945 über Hiroshima gezündet wurde, hatte eine Sprengkraft von rund 13 Kilotonnen. Die Sprengkraft einer Wasserstoffbombe ist üblicherweise um ein Vielfaches stärker. So war etwa die im November 1952 gezündete erste US-Wasserstoffbombe mit zehn Megatonnen rund 700-mal so stark wie die Atombombe von Hiroshima. Die Sowjetunion zündete 1961 eine 58-Megatonnen-Wasserstoffbombe.

pab/wl (afp, dpa, rtrd)