Nordkorea läutet wegen Corona die Alarmglocken
16. Mai 2022Wenige Tage nach der Bestätigung der ersten Corona-Infektionen in Nordkorea ist die Zahl "fieberbedingter Todesfälle" in dem ostasiatischen Land nach offiziellen Angaben auf 50 gestiegen. Bis zum Sonntag sei zudem die Zahl der Patienten mit Fiebersymptomen auf mehr als 1,2 Millionen geklettert, berichteten die Staatsmedien unter Berufung auf das Notfallzentrum zur Epidemie-Prävention. Mehr als die Hälfte von ihnen sei wieder genesen. Weiter vermeidet es das abgeschottete und autoritär regierte Land, die Krankheit direkt beim Namen zu nennen. Stattdessen ist weiter von der "Ausbreitung der Epidemie" die Rede.
Kim kritisiert: "Die Ärmel nicht hochgekrempelt"
Bei einer neuen Dringlichkeitssitzung des Politbüros der herrschenden Arbeiterpartei ordnete Machthaber Kim Jong Un den Berichten zufolge an, das Militär solle bei der Verteilung von Medikamenten helfen. Der Einsatz soll demnach jedoch zunächst auf die Hauptstadt Pjöngjang beschränkt sein. Kim habe in diesem Zusammenhang die zuständigen Stellen dafür gerügt, bisher keine ausreichende Versorgung mit medizinischen Mitteln zu gewährleisten. Der Machthaber beanstandete insbesondere, dass die Apotheken nicht rund um die Uhr geöffnet seien. Er warf den Beamten vor, sie hätten "die Ärmel nicht hochgekrempelt und die aktuelle Krise nicht richtig erkannt".
Wie viele der gemeldeten Fieber-Fälle tatsächlich auf eine COVID-19-Erkrankung zurückzuführen sind, ist weiter unklar. Nordkorea hatte erst am vergangenen Donnerstag zum ersten Mal seit Ausbruch der Corona-Pandemie vor mehr als zwei Jahren offiziell Infektionen mit dem Krankheitserreger bestätigt. Das Land hatte lange behauptet, Corona-frei zu sein. Die Angaben stießen im Ausland jedoch auf Skepsis.
Eines der weltweit schlechtesten Gesundheitssysteme
Der kommunistisch regierte Staat hatte Anfang 2020 seine Grenzen abgeriegelt, um sich vor der Pandemie zu schützen. Nordkorea verfügt laut Experten über eines der schlechtesten Gesundheitssysteme der Welt. Die Kliniken sind schlecht ausgestattet und verfügen nur über wenige Intensivstationen. Medikamente zur Behandlung von COVID-19 und Kapazitäten für Massentests sind demnach gar nicht vorhanden.
sti/ww (afp, dpa)