Nordkoreas Atomtest weltweit verurteilt
3. September 2017Wie auf das Säbelrasseln aus Nordkorea reagieren? Diese Frage muss sich die internationale Gemeinschaft einmal mehr stellen, nachdem das Regime in Pjöngjang mitteilte, man habe "erfolgreich" eine Wasserstoffbombe gezündet - eine der verheerendsten Waffen der Welt. Ihre Sprengkraft übertrifft die von herkömmlichen Atombomben um ein Vielfaches.
China rief das Nachbarland sogleich auf, die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats zu respektieren. Aktionen wie der jüngste Nukleartest verschärften die Krise und seien damit nicht im Interesse des Landes, teilte das Außenministerium mit. Die chinesische Regierung appellierte daher an Nordkorea, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Ambivalente Reaktion aus China
Auf Verwunderung stieß indes eine Rede von Chinas Staatschef Xi Jinping. Als dieser das Wirtschaftsforum des diesjährigen BRICS-Gipfels in der südostchinesischen Hafenstadt Xiamen eröffnete, erwähnte er den Test in Nordkorea mit keinem Wort - trotz 50-minütiger Redezeit. China gilt auf internationaler Ebene als letzter verbliebener Verbündeter Norkoreas. Die wiederholten Tests von Nuklearwaffen hatten zuletzt aber auch die Regierung in Peking dazu gebracht, scharfen Strafmaßnahmen des UN-Sicherheitsrats zuzustimmen.
Der US-Präsident reagierte in einer für ihn ungewöhnlich gemäßigten Wortwahl. Über den Kurznachrichtendienst Twitter teilte Donald Trump mit: "Nordkorea führte einen großen Atomtest durch. Ihre Worte und Handlungen sind weiterhin sehr feindlich und gefährlich für die Vereinigten Staaten." Für China stelle Nordkorea eine "große Bedrohung und Peinlichkeit dar", erklärte Trump. Das Land versuche zwar zu helfen, "aber bislang mit wenig Erfolg". Auch Südkoreas Beschwichtigungspolitik sei fehlgeschlagen, twitterte der US-Präsident.
Merkel und Macron verurteilen "aufs Schärfste"
Bundeskanzlerin Angela Merkel habe in einem Telefonat mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron den neuen Atomtest Nordkoreas "aufs Schärfste" verurteilt. Beide seien sich darin einig gewesen, "dass Nordkorea das internationale Recht mit Füßen tritt und dass daher die Staatengemeinschaft auf diese erneute Eskalation geschlossen und entschieden reagieren muss", teilte das Bundespresseamt mit. Merkel und Macron hätten sich daher für eine Verschärfung der EU-Sanktionen gegen Nordkorea ausgesprochen.
Der französische Präsident hatte zuvor auch eine schnelle Reaktion der Mitglieder des UN-Sicherheitsrats gefordert. "Die internationale Gemeinschaft muss diese neue Provokation mit größter Standhaftigkeit behandeln", hieß es in einer Stellungnahme des Elyséepalasts. Gleichzeitig will Macron verstärkt auf Diplomatie setzen. Ziel sei es, Nordkorea dazu zu bringen, "auf den Weg des Dialogs zurückzukehren und die vollständige, überprüfbare und irreversible Stilllegung seiner nuklearen und ballistischen Programme vorzunehmen".
"Die schärfste Bestrafung"
Die Regierung in Südkorea fand noch deutlichere Worte. Der UN-Sicherheitsrat müsse weitere Sanktionen verhängen, um Nordkorea "vollständig zu isolieren", forderte der Sicherheitsberater des Präsidenten, Chung Eui Yong. Nach einer Dringlichkeitssitzung des Nationalen Sicherheitsrats in Seoul verlangte auch Südkoreas Präsident Moon Jae In "die schärfste Bestrafung" der Regierung in Pjöngjang. In dem Treffen mit seinem Sicherheitsstab habe er zudem angekündigt, mit dem Verbündeten USA über die Entsendung der "stärksten strategischen Potenziale des US-Militärs" zu sprechen. Möglicherweise meinte er damit die taktischen Nuklearwaffen, welche die USA 1991 aus Südkorea abgezogen hatten.
Auch die japanische Regierung legte nach Angaben des Außenministers scharfen Protest bei der nordkoreanischen Botschaft in Peking ein. Der Führung Nordkoreas sei übermittelt worden, dass jeglicher Atomwaffentest "extrem unverzeihlich" sei. Japans Ministerpräsident Shizo Abe appellierte daher an die internationale Gemeinschaft. Von der weltweiten Kooperation und Solidarität hänge es ab, ob Nordkoreas Provokationen gestoppt werden könnten.
Russland fordert Verhandlungen
Russland rief unterdessen zu Ruhe auf. Der nordkoreanische Nukleartest sei eine weitere demonstrative Missachtung der Vorgaben des UN-Sicherheitsrates durch Pjöngjang, teilte das Außenministerium in Moskau mit. Unter diesen Bedingungen sei es unerlässlich, "jegliche Handlungen zu unterlassen, die zu einer weiteren Eskalation der Spannungen führen." Vizeaußenminister Sergej Rjabkow rief deshalb alle Beteiligten zu Verhandlungen auf. Eine Alternative gebe es nicht.
Die NATO sei besorgt über das "destabilisierende Verhalten von Pjöngjang", teilte Jens Stoltenberg, der Generalsekretär des Verteidigungsbündnisses, mit. "Ich ermahne Nordkorea, seine internationalen Verpflichtungen zu erfüllen und jegliche Bedrohungen und Aktionen aufzugeben, die zu Spannungen und Unsicherheit führen."
Zeit für eine diplomatische Lösung?
Auch Schweden und Norwegen verurteilten den Nukleartest. Der norwegische Außenminister Borge Brende sieht allerdings eine Bereitschaft für diplomatische Lösungen bei dem Regime in Pjöngjang. "Nordkorea ist ein armes Land mit weit verbreiteter Unterernährung", erläuterte Brende. "Ich denke, der junge Führer in Pjöngjang, Kim Jong Un, könnte nach einer ökonomischen oder politischen Lösung suchen."
Trotz ständig steigendem internationalen Druck unternahm Nordkorea wiederholt Atomwaffentests. Bereits im Januar 2016 hatte das Regime in Pjöngjang behauptet, erstmals eine Wasserstoffbombe erfolgreich getestet zu haben. Experten bezweifelten, dass damals tatsächlich ein solcher thermonuklearer Sprengsatz gezündet wurde.
nin/as (dpa, afp, rtr, ape)