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Atomwaffe getestet

9. Oktober 2006

Nordkorea hat sich über internationale Warnungen hinweggesetzt und nach eigenen Angaben zum ersten Mal einen Atomwaffentest unternommen. Die USA bezeichneten den Atomtest als "Provokation".

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Kim Jong Il winkt einer Parade zu
Nordkoreas Staatschef Kim Jong Il (2005)Bild: dpa

"Der Atomwaffentest ist ein historisches Ereignis, das unser Militär und unser Volk glücklich macht", verkündete die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am Montagmorgen (9.10.2006). Nordkorea habe sich stets eine so mächtige und zuverlässige Waffe zur Selbstverteidigung gewünscht.

Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete unter Berufung auf Verteidigungsexperten, das Experiment habe um 10.36 Uhr Ortszeit (3.36 Uhr MESZ) in Hwaderi nahe der Stadt Kilju stattgefunden. Der nordkoreanische Atomtest hatte nach Angaben aus Südkorea eine Sprengkraft von 550 Tonnen TNT. Das erklärte ein Sprecher des staatlichen koreanischen Instituts für Geowissenschaften, Park Chang Soo.

Russland und Australien bestätigen Atomtest

Russland bestätigte den Test. Die russischen Überwachungssysteme haben "den Test einer Atomwaffe in Nordkorea entdeckt", zitierte die Nachrichtenagentur Itar-Tass Generalleutnant Wladimir Werchowzew aus dem Verteidigungsministerium. "Es ist hundert Prozent sicher, dass es eine unterirdische Atomexplosion war."

Auch der australische Ministerpräsident John Howard erklärte vor dem Parlament in Canberra, seismische Messungen hätten den unterirdischen Atomtest bereits bestätigt.

USA: "Provokation"

Das US-Institut für Amerikanische Geophysik beobachtete nach Angaben eines Mitarbeiters "seismische Aktivität" am Montagmorgen in Nordkorea. Doch die USA wollten einen Atomtest zunächst noch nicht bestätigen. Sollte sich der Test allerdings als wahr herausstellen, dann wäre dies eine "Provokation", die ein "unverzügliches Handeln" des UN-Sicherheitsrates zur Folge haben müsste, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow.

China verurteilt nordkoreanischen Atomwaffentest

Kurz nach Bekanntwerden des Tests wurden auch in der Pazifik-Region heftige Proteste laut. China hat den angeblichen Atomtest Nordkoreas scharf verurteilt. Nordkorea habe die allgemeine Ablehnung der internationalen Gemeinschaft ignoriert und "auf dreiste Weise" einen Atomtest vorgenommen, erklärte das Außenministerium in Peking. "Die chinesische Regierung drückt ihre entschiedene Ablehnung aus."

Man hoffe, dass Nordkorea schon bald an den Verhandlungstisch zurückkehren werde. Nordkorea hat die Sechs-Parteien-Gespräche mit Südkorea, China, Japan, Russland und den USA vor einem Jahr aufgekündigt.

Japan: "ernsthafte Bedrohung"

Der japanische Kabinettssekretär Yasuhisa Shiozaki sagte auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Tokio, die Berichte Nordkoreas über einen erfolgreichen Atomwaffentest seien eine "Provokation" und eine "ernsthafte Bedrohung" der Stabilität in der Region. Shiozaki bestätigte einen Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo, wonach die Regierung einen Sonderausschuss zur Überprüfung der Berichte einsetzte. Japan hatte schon in der vergangenen Woche angekündigt, man werde sich für harte Sanktionen einsetzen, falls die Regierung in Pjöngjang die Appelle der internationalen Staatengemeinschaft ignoriere.

Südkorea duldet kein Nordkorea mit Atombombe

Südkorea setzte als Reaktion auf den nordkoreanischen Atomtest eine geplante Hilfslieferung an das kommunistische Land aus und erhöhte den Alarmzustand bei den Streitkräften. Südkorea warnte das nördliche Nachbarland vor einer nuklearen Aufrüstung. "Unsere Regierung wird auf ernste Weise reagieren, in Übereinstimmung mit dem Prinzip, dass es kein Nordkorea duldet, das über die Atombombe verfügt", erklärte Präsidentensprecher Yoon Tae Young in Seoul. Das Verhalten Nordkoreas sei eine "schwere Bedrohung des Friedens und der Stabilität nicht nur auf der koreanischen Halbinsel, sondern auch in Nordostasien", sagte Yoon.

Nordkorea hatte bereits in der vergangenen Woche bekannt gegeben, es werde "zur Abschreckung einer möglichen Invasion der Vereinigten Staaten" erstmals eine Atomwaffe testen. Die Ankündigung löste weltweit Besorgnis aus. Neben zahlreichen Staats- und Regierungschefs forderte auch der UN-Sicherheitsrat die Regierung in Pjöngjang auf, den Test zu unterlassen. (stu) / (ana)