Nordkorea will H-Bombe gezündet haben
6. Januar 2016Am Mittwoch (06.01.2015) um 10 Uhr Ortszeit hat Nordkorea nach eigenen Angaben bei einem unterirdischen Atomwaffentest eine miniaturisierte Wasserstoffbombe gezündet. Drei Stunden später verkündete das nordkoreanische Staatsfernsehen den "gelungenen Test", verbunden mit dem Hinweis, dass er auf persönlichen Befehl des Machthabers Kim Jong Un zwei Tage vor dessen Geburtstag durchgeführt worden sei. Die Nachrichtensprecherin verkündete: "Wir sind nun ein Atomwaffenstaat, der auch über eine Wasserstoff-Bombe verfügt."
Die Explosion war zuerst als Erdbeben mit einer Stärke von 5,1 auf der Richterskala von mehreren seismischen Beobachtungsstationen registriert worden. Ausländische Experten und Regierungen halten es für wahrscheinlich, dass die Ursache ein Atomwaffentest war. Das Zentrum des Bebens wurde im Norden Nordkoreas in der Gegend des Atomtestgeländes Punggy-ri lokalisiert.
Weltweit scharfe Ablehnung
Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye berief für 16:30 Uhr Ortszeit ihren nationalen Sicherheitsrat ein. Sie erklärte: "Nordkorea muss Konsequenzen spüren, in enger Abstimmung mit der internationalen Staatengemeinschaft." Der Test sei eine schwerwiegende Provokation und bedrohe den Weltfrieden.
In Japan betonte Premierminister Shinzo Abe, dass die jüngsten Entwicklungen in Nordkorea eine ernste Herausforderung für Japans Bemühungen um die Nichtverbreitung von Atomwaffen sei. "Japan kann Nordkoreas Nukleartest unter keinen Umständen tolerieren."
Die Sprecherin des Außenministeriums in Peking, Hua Chunying, forderte Nordkorea auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und seine Atomrüstung aufzugeben.
Die USA bestätigten den Test bisher nicht. Jedoch ermahnte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats Nordkorea, sich an seine internationalen Verpflichtungen zu halten. Der UN-Sicherheitsrat hat seinerseits eine Dringlichkeitssitzung einberufen.
Viele Fragezeichen
Am 10. Dezember vergangenen Jahres hatte Kim Jong Un behauptet, dass sein Land in der Lage sei, Wasserstoffbomben zu bauen. Ein Sprecher Obamas sagte daraufhin, dass es keinerlei Indizien gebe, die die Behauptung des Diktators untermauerten.
Experten rund um die Welt tragen die verfügbaren spärlichen Informationen zusammen, um herauszufinden, was genau die nordkoreanischen Wissenschaftler tatsächlich erreicht haben. Drei Tage vor dem Test hatte Südkoreas Militär einen Bericht veröffentlicht, demzufolge Nordkorea in der Lage ist, Tritium zu produzieren, das zum Bau von Wasserstoffbomben benötigt wird.
Lance Gatling, ein Sicherheitsexperte des Beratungsfirma Nexial Research, sagte im Interview mit der Deutschen Welle, dass verschiedene Länder derzeit mit Hilfe von Flugzeugen und Bodenstationen Luftproben sammelten, um herauszufinden, was tatsächlich passiert ist. Laut japanischen Messungen wurde um 18:30 Ortszeit noch keine verstärkte Radioaktivität registriert.
Gatling ist überzeugt, dass Nordkorea keine "echte" Wasserstoffbombe zur Explosion gebracht hat. Es habe sich wohl um eine Atombombe gehandelt, die mit Deuterium oder Lithium, die in einer Wasserstoffbombe eingesetzt werden, verstärkt wurde.
Shannon Kile vom Stockholmer internationalen Friedensforschungsinstitut SIPRI betont im Interview mit der Deutschen Welle, dass es noch nicht einmal möglich sei festzustellen, ob, und wenn ja, wie viele einsatzfähige herkömmliche Nuklearwaffen das Regime besitzt.
Keine Handhabe gegen Nordkorea
Mit Blick auf politische Konsequenzen oder gar eine Umstimmung Nordkoreas sind die Experten skeptisch. Kile sagt: "Die internationale Staatengemeinschaft kann Nordkorea ihren Willen nicht aufzwingen. Es gibt seit mehr als 20 Jahren alle Arten von Sanktionen, aber Nordkorea lenkt nicht ein. Die Welt wird den Test verurteilen und verlangen, dass so etwas nie wieder passiert, aber mehr kann sie nicht tun. Der Norden wird Gespräche verlangen, vielleicht auch Geld vom Süden, und im Gegenzug versprechen, so etwas nicht mehr zu tun. Ende der Geschichte." Im Grunde seien die Tests für Nordkorea ohne Risiko.