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Nordkorea verlegt Raketen an die Küste

Martin Muno5. April 2013

Nordkorea dreht weiter an der Eskalationsschraube und verlegt zwei Mittelstreckenraketen an die Ostküste. Pjöngjang forderte ausländische Botschaften dazu auf, im Fall wachsender Spannungen eine Evakuierung zu prüfen.

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Transport einer nordkoreanischen Mittelstreckenrakete (Foto: Reuters)
Bild: picture-alliance/dpa

Nordkorea hat nach südkoreanischen Angaben eine zweite Mittelstreckenrakete an seine Ostküste verlegt. Bereits Anfang der Woche seien insgesamt zwei Raketen per Zug zur Küste gebracht und auf mobilen Abschussrampen installiert worden, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf einen Regierungsvertreter in Seoul.

Es soll sich um Raketen vom Typ Musudan handeln, der eine geschätzte Reichweite von bis zu 4000 Kilometern haben kann. Damit können die Raketen theoretisch die Pazifikinsel Guam erreichen, ein Außengebiet der USA. Experten sehen Nordkorea aktuell allerdings nicht in der Lage, das US-Festland anzugreifen.

Die geschätzten Reichweiten der nordkoreansichen Raketen (Infografik: dw)
Nordkoreas Raketen haben eine bis zu 6000 Kilometer große Reichweite

Raketenabschuss als Geburtstagsüberraschung?

Der Norden sei offenbar bereit, ohne Vorwarnung Raketen abzufeuern, zitierte Yonhap den südkoreanischen Vertreter. Als Reaktion habe Südkorea zwei Abwehrsysteme vom Typ Aegis mit fortgeschrittenen Radarsystemen an die Küsten entsandt, berichtet die Agentur weiter. "Wenn der Norden eine Rakete abschießt, werden wir die Flugbahn verfolgen", wurde ein Marinesprecher zitiert. Beobachter schließen nicht aus, dass die Raketen anlässlich der Feierlichkeiten zum 101. Geburtstag von Staatsgründer Kim Jong Il am 15. April abgeschossen werden.

Nordkorea hatte in jüngster Zeit mehrfach mit militärischen Aktionen gedroht - bis hin zu einem Atomangriff auf die USA. Zudem blockiert die Führung in Pjöngjang immer noch den Zugang für Südkoreaner zu dem gemeinsam betriebenen Industriekomplex Kaesong. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich "zutiefst besorgt" über die Verschärfung des Konflikts und rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf. "Atomwaffen sind kein Spielzeug" sagte Ban während eines Spanien-Besuchs.

Nordkorea im Propagandarausch

Warnungen an ausländische Botschaften

Einem Bericht zufolge hat Nordkorea Russland sowie weitere Länder aufgefordert, im Fall wachsender Spannungen die Evakuierung ihrer Botschaften in Pjöngjang zu prüfen. Ein Vertreter des nordkoreanischen Außenministeriums habe erklärt, Moskau solle eine Evakuierungsaktion für die Beschäftigten der Botschaft in Betracht ziehen, sagte ein Sprecher der Vertretung laut russischen Nachrichtenagenturen. Auch andere Botschaften in Pjöngjang hätten vor dem Hintergrund der Verschlechterung der Lage auf der koreanischen Halbinsel solche Warnungen bekommen. Deutschland unterhält ebenfalls eine Botschaft in Nordkorea.

Die russische Botschaft habe die nordkoreanische Aufforderung zur Kenntnis genommen, sagte Botschaftssprecher Denis Samsonow weiter. Es sei noch nicht entschieden, wie damit umgegangen werde. Vorerst arbeite die Botschaft normal weiter.

"Inakzeptables Verhalten"

Wegen der zunehmenden Spannungen bestellte die Bundesregierung den nordkoreanischen Botschafter ein. Auf Weisung von Außenminister Guido Westerwelle wurde der Diplomat ins Auswärtige Amt zitiert. Ein Sprecher des Ministers sagte, dem Botschafter sei "in deutlichen Worten die sehr große Sorge der Bundesregierung angesichts der von Nordkorea zu verantwortenden Eskalation" vermittelt worden. Er bezeichnete das jüngste Vorgehen der Führung in Pjöngjang als "im Ton und in der Sache in keiner Weise akzeptabel".

Nordkorea gerät wegen seiner atomaren Aufrüstung und seiner aggressiven Kriegsrhetorik auch bei seinen Unterstützern immer weiter in die Isolation. Die Haltung der Führung in Pjöngjang lasse die Chancen auf eine Wiederaufnahme der Sechs-Parteien-Gespräche gegen Null sinken, teilte das russische Außenministerium mit. Auch China hat Nordkorea in den vergangenen Tagen ebenfalls ungewöhnlich heftig kritisiert und ein Ende der provokativen Schritte auf der Halbinsel gefordert.

mm/sti/pg (dpa, afp, ap, rtr)