Nordkorea testet offenbar erneut Rakete
5. März 2022Nordkorea hat nach Angaben seiner Nachbarn Südkorea und Japan erneut mindestens einen Flugkörper - mutmaßlich eine ballistische Rakete - abgefeuert. Das Geschoss sei nach dem Start in der Nähe der Hauptstadt Pjöngjang in Richtung offenes Meer geflogen, teilte der Generalstab der südkoreanischen Streitkräfte mit.
UN-Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung ballistischer Raketen, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf tragen können. Das Land hatte in diesem Jahr bereits mehrfach Raketen einschließlich einer atomwaffenfähigen Mittelstreckenrakete getestet.Der Flugkörper sei außerhalb der "exklusiven Wirtschaftszone" Japans ins Ostmeer gestürzt, meldet die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Regierung in Tokio. Nach Angaben der südkoreanischen Streitkräfte flog das Geschoss bis zu 560 Kilometer hoch und rund 270 Kilometer weit, ehe es ins Meer stürzte. In Südkorea trat - wie in solchen Fällen üblich - der Nationale Sicherheitsrat zusammen, um über die Lage zu beraten.
Kameras für Aufklärungssatelliten
Der neue Raketenstart durch die selbsterklärte Atommacht Nordkorea erfolgte nur vier Tage vor der Präsidentenwahl in Südkorea. Die Regierung in Seoul hatte dem isolierten Nachbarland nach einer Reihe von Raketentests im Januar vorgeworfen, neue Spannungen auf der koreanischen Halbinsel zu schüren. Südkorea befürchtet, dass der kommunistische Norden bald auch eine weitere Interkontinentalrakete testet, die potenziell die USA erreichten könnte.
Die jetzige Erprobung überschattete den Auftakt der Jahrestagung des Volkskongresses in Peking. Dass Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ausgerechnet diesen Termin für seine neue militärische Provokation wählte, dürfte beim großen Nachbarn China für Irritationen sorgen. Pjöngjang hatte erst am vergangenen Sonntag nach vierwöchiger Pause seine Raketentests wieder aufgenommen. Einen Tag später hatte es von einem wichtigen Versuch für die Satellitenentwicklung gesprochen. Es sollten demnach Kameras für einen Aufklärungssatelliten überprüft werden.
Experten spekulieren seit längerem, Nordkorea könnte den eskalierenden Ukraine-Konflikt ausnutzen, um mehr Druck auf die USA auszuüben. Verhandlungen des damaligen US-Präsidenten Donald Trump mit Pjöngjang über dessen Atomwaffenprogramm waren 2019 gescheitert. Seither kommen die Gespräche zwischen beiden Seiten nicht mehr voran.
jj/fab (dpa, afp)