Nordkorea stellt Atomdialog mit USA infrage
15. März 2019Nordkorea steht möglicherweise kurz vor dem Abbruch der Gespräche mit den Vereinigten Staaten über eine Abrüstung seiner nuklearen Bestände. "Wir haben nicht die Absicht, vor den Forderungen der USA in irgendeiner Form einzuknicken oder uns auf derlei Verhandlungen einzulassen," zitierte die russische Nachrichtenagentur TASS Nordkoreas Vize-Außenministerin Choe Son Hui. Die "gangsterartige" Position der USA bringe die Situation in Gefahr. Choe sagte, Nordkorea erwarte nach dem 15-monatigen Raketentest-Moratorium ein Entgegenkommen und eine Veränderung der "politischen Berechnungen" der USA.
Die persönliche Beziehung zwischen Kim und US-Präsident Trump bleibe jedoch gut und die Chemie zwischen beiden "ist geheimnisvoll wunderbar", sagte Choe. Von Kim selbst wird erwartet, dass er sich in Kürze zur Zukunft der Gespräche äußert.
Geplatzer Gipfel und geheime Aktivitäten
Das zweite persönliche Treffen zwischen Kim und Trump war Ende Februar ohne gemeinsame Erklärung zu Ende gegangen. Nach Trumps Darstellung wollte Nordkorea bei den Gesprächen in Hanoi nicht von der Forderung abrücken, die USA sollten ihre Sanktionen komplett aufheben.
Vor wenigen Tagen machten dann neue Geheimdiensterkenntnisse die Runde, nach denen Nordkorea einen neuen Raketentest vorbereiten könnte. Die Auswertung von Satellitenbildern deutete auf erhöhte Aktivitäten in der Raketenentwicklungsanlage Samundong und in der Raketentestanlage Sohae hin. Auf den Bildern waren laut dem US-Radiosender NPR Autos, Lastwagen, Waggons und Kräne zu sehen. "Wenn man das alles zusammen nimmt, sieht es ganz aus, als ob die Nordkoreaner dabei sind, eine Rakete zu bauen", sagte der kalifornische Abrüstungsexperte Jeffrey Lewis dem Sender.
Bolton will harte Gangart
Bei ihrem ersten Treffen in Singapur im vergangenen Jahr hatten sich Kim und Trump noch auf eine vollständige Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel verständigt. Ein konkretes Datum dafür oder gar ein Zeitplan mit Zwischenzielen wurde jedoch nicht beschlossen. Trumps nationaler Sicherheitsberater, John Bolton, sprach sich vergangene Woche erneut für eine harte Gangart aus: Man sei offen für Gespräche, aber auch für schärfere Sanktionen, falls Nordkorea nicht denuklearisiert.
ehl/stu (dpa, afp, ap, rtr)